„Punk, Predigt und Passion – Der Rhythmus meines Lebens“. Ulf Werner lässt sich schwer in eine Schublade einordnen, denn dazu ist seine Persönlichkeit einfach zu vielseitig. Als Trompeter der Ska-Punk-Band Rantanplan erlebt er seit 2009 das wilde Tourleben quer durch die Republik, während er auf St. Pauli jahrelang als Barkeeper und Hilfsarbeiter jobbte, um schließlich als Pastor seine persönliche Berufung im Dienst für seine Mitmenschen zu finden.
Tatsächlich handelt Werners Buch vor allem davon, wie er sich mit „ganzem“ Herzen den Tätigkeiten, Orten und Personen widmete und hingab, die für ihn gut waren und sein eigenes Leben bereicherten. Der Autor spricht hierbei von den besonderen Momenten in seinem Leben, in dem er die Anwesenheit Gottes spürte. Doch auch die Schattenseiten des Daseins werden in „Wilde Sehnsucht“ thematisiert. Werner beschreibt offen, wie er mit seinem Theologie-Studium in Tübingen haderte und von den Menschen, die christliche Nächstenliebe heuchelten, und gleichzeitig ein misanthropisches Menschenbild- mitsamt den gängigen Vorurteilen- aus ferner Vergangenheit in sich trugen. Er brach das Studium ab und gelangte auf Umwegen schließlich nach Hamburg. Nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin erkrankte Werner an Depressionen, er nennt sie metaphorisch den „schwarzen Hund“.
Immer wieder kreuzt dieser Hund Werners Lebensweg, bis sich ein guter Freund seiner annimmt und Werner auf seinem DIY-Bauernhof wieder für das Leben fit macht. Voll neuem Lebensmut findet der Autor sein berufliches Glück in der sozialen Arbeit, um Mitmenschen in Notsituationen zu unterstützen und wird auf Umwegen sogar doch noch Pastor. Daneben stellt sich schließlich auch das private Glück mit der neuen Partnerin und der Geburt von Zwillingen ein, doch mit den Momenten des Glücks mehren sich bei Werner die furchteinflößenden Gedanken ihres Verlustes. Diese erleben u.a. mit dem Tod seines Vaters und der eigenen Hodenkrebsdiagnose ihre Höhepunkte.
Der „Schwarze Hund“ kehrt in Werners Leben zurück, doch der Autor akzeptiert ihn, lernt mit der Furcht zu leben, wie auch mit der Tatsache, dass es niemals Licht ohne Schatten geben kann. Selbst der dunkelste Augenblick könne seiner Meinung nach Hoffnung versprechen. So plädiert Werner am Ende von „Wilde Sehnsucht“ dafür, sich im Leben auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Mut zu besitzen, Dinge loszulassen, wenn ihre Zeit gekommen sei.
Fazit: Wilde Sehnsucht ist ein authentischer Mix aus persönlichen Erlebnissen und tiefsinnigen Erkenntnissen eines Menschen, der durch seinen Glauben, seiner Liebe zur Musik und zu seinen Mitmenschen göttliche Momente und schließlich sich selbst gefunden hat. Werners Botschaft richtet sich an alle, die auf der Suche nach einem Sinn und nach Spiritualität, jenseits starrer Denkmuster intoleranter Zeitgenossen und verblendeter Fanatisten, sind.
Buch Review von Sven
Taschenbuch, 224 Seiten, 21.5×13.5 cm
ISBN 978-3-98790-072-3
Erschienen am 15.05.2025
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