Als zweitgrößtes Bundesland und Flächenstaat gibt es in Niedersachsen hauptsächlich eines: Landschaft. Nordseeküste und Mittelgebirge, Tiefebenen und Bergland, sandiges Heideland und fruchtbare Börde, darin verteilt acht Großstädte sowie die Enklaven Bremen, Bremerhaven und das angrenzende Hamburg – kaum ein anderes deutsches Bundesland ist so vielseitig wie Niedersachsen und bleibt doch oft aufgrund seiner Weite ungewürdigt. In diesem Artikel soll sich dies ändern, denn Niedersachsen bietet neben besagter Vielseitigkeit auch bezüglich Rock, Metal, etc. ein umfangreiches Angebot. Wir wollen ein paar der Bands vorstellen, die hier ihre Wurzeln haben und die ihr möglicherweise zwar kennt, aber nicht mit Niedersachsen in Verbindung gebracht, oder von denen ihr vielleicht noch gar nichts gehört habt.

Zur Eingewöhnung wollen wir mit ein paar sehr bekannten Bandbeispielen beginnen. Als Crossoverband aus Göttingen haben sich beispielsweise die Guano Apes einen Namen in der Rock- und Nu-Metal-Szene gemacht. Die vier Niedersachsen bestehen mit einer drei-jährigen Unterbrechung bereits seit 1994 und sind auch im europäischen Ausland durchaus bekannt. „Proud like a God“ gehört zu den erfolgreichsten englischen Debüt-Songs aus Deutschland überhaupt.

Auch Oomph! stammt aus Niedersachsen, genauer aus Braunschweig. Mit ihrer Musik inspirierten sie Bands wie Rammstein sowie Leibach und leisteten so Pionierarbeit im Bereich der Neuen Deutschen Härte. Und schließlich sind auch die Wiedervereinigungs-Altrocker der Scorpions mit ihrer Heimatstadt Hannover (Gründung 1965 im angrenzenden Sarstedt) ein fester Teil der Niedersächsischen Rock- und Heavy-Metal-Identität. Mit „Wind of Change“ prägten sie zum Mauerfall die Hymne der Wiedervereinigung und haben bis heute eine ungebrochene Relevanz in der deutschen Rock-Szene.

Rockige Nordheide

Aber auch an kleineren Bands mit ordentlich Rock-Erfahrung mangelt es Niedersachsen nicht. In Torstedt in der Nordheide nämlich wird seit 1996 von der Cockroach Cover Rock Band ein unverwechselbarer Sound generiert, der die alten Klassiker von AC/DC bis Whitesnake neu aufleben lässt. Die Band ist bereits auf Konzerten von Künstlern wie der Neue Deutsche Welle Band Extrabreit aufgetreten und gehört mit mittlerweile vier veröffentlichten CDs zu den erfolgreichsten Cover-Rockbands des Landes.

Die Stadt der Sünde an der Böhme

In Bad Fallingbostel werden die Casinokultur um Las Vegas und der Agentenkult um James Bond lebendig. Die Casino Royale Cover Band verbindet beides in beeindruckender Weise. Ihr Sound ist zu 100% authentisch und entführt das Publikum in eine Welt aus Glamour und blitzenden Lichtern, wahlweise mit James Bond nach Monte Carlo oder in die Stadt der Sünde nach Las Vegas. Bei diesem Sound würde es einen wohl kaum wundern, wenn im nächsten Augenblick typische Vegas Prominente wie Frank Sinatra, Ramón Colillas und Daniel Negreanu oder Zauberkünstler David Copperfield an einem vorbeilaufen würden. Doch trotz schweifender Gedanken holt einen die Musik immer auf den Boden der Tatsachen zurück.

Anspruchsvoller Death-Metal

Auf der anderen Weserseite in Oldenburg wird seit nunmehr 30 Jahren von der Band Obscenity harter Metal geschmiedet. Nach den Anfangsjahren bei relativ kleinen Labeln sorgte ein Wechsel zum deutschen Label Morbid Records 1996 zu einem enormen Push ihrer Bekanntheit, die schon zu Auftritten beim „With Full Force Festival“ geführt hat und auch zu der Ehre, auf Wacken eine Nebenbühne bespielen zu dürfen. Mittlerweile hat Obscenity es auf insgesamt 10 Alben gebracht, mit denen Fans ihre Regale schmücken können. Heute stehen sie bei Apostasy Records unter Vertrag. Bei Interesse: Ihren guten, druckvollen und herrlich walzenhaften Sound gibt es im Mai beim „Fuck the Commerce Festival“ in Röbel an der Müritz zu hören.

Bandfoto: Obscenity

„Here to Save the Rock“

In der Nähe von Bremen soll der Rock gerettet werden, und zwar von der Band Afterburner. Die Rocker, die bereits seit 20 Jahren auf den Bühnen der Republik stehen, gründeten ihre Band ebenfalls 1996 in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Sie könnten zwar klassisch als Coverband bezeichnet werden, aufgrund ihrer zahlreichen Eigenkompositionen verschwimmen da allerdings stark die Grenzen – auch da sie die bekannten Klassiker auf umfangreiche Weise verändern und erweitern.

Ihre Bekanntheit ist besonders in der Werder-Szene in Bremen angesiedelt, haben sie doch mittlerweile auch über 20 eigene Fußball-Songs in ihrem Repertoire. Erst im Februar traten Afterburner im Rahmen der 120-Jahr-Feier des Weservereins auf und ließen es dort auf der Bühne so richtig krachen. Wie die zuvor erwähnte Cockroach Cover Rock Band kann auch Afterburner auf eine große Bandbreite von Support-Auftritten zurückblicken, unter anderem für die Manfred Mann Earth Band, Roger Hodgson und Uriah Heep.

Fünf Jahrzehnte Rock

Ein weiteres Urgestein in der Niedersächsischen Landschaft ist die Hannoveraner Band Epitaph, die sich bereits 1969 gründete. Strenggenommen fand diese Gründung zwar in Dortmund in Nordrhein-Westfalen statt, allerdings siedelten die Rocker bereits 1970 nach Hannover um, wo sie ihren jetzigen Namen annahmen und erste Konzerte gaben. In den mittlerweile 50 Jahren ihres Bestehens haben sie das vollständige Rock-Programm mitgemacht: In den 70ern gingen Epitaph auf eine ausgedehnte Amerika-Tournee, waren mehrfach nahezu mittellos und haben sich doch wieder gefangen und es in die Gegenwart überlebt. Die drei Auftritte der Band im Rockpalast haben inzwischen Kultstatus erreicht und sind 2017 erneut in einem DVD und CD Boxset erschienen.

Fazit

Wie unschwer zu erkennen ist, ist Niedersachsen keineswegs nur Landschaft, geschweige denn leerer Raum, sondern hat die Herkunft von einigen der geschichtsträchtigsten und besten Rockbands der Bundesrepublik zu bieten. Rockfans kommen im Nordwesten also durchaus und umfangreich auf ihre Kosten.

Welche Bands sollten aus Eurer Sicht auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben? Schreibt es uns in einem Kommentar unter diesen Artikel.

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