Freitag, April 19, 2024

Ohrenfeindt Interview über das neue Ohrenfeindt-Album „Schwarz auf Weiß“.

OHRENFEINDT steht für arschtretenden „Vollgas-Rock“ aus St. Pauli, 1994 in Hamburg gegründet. Wir trafen den Sänger „Chris Laut“ der deutschen Hardrockband in Hannover und unterhielten uns mit ihm über die Schule des Rock’n’Roll, wie ein Hobby zum Fulltime-Job werden kann und natürlich über das neue Ohrenfeindt-Album „Schwarz auf Weiß“.

Wie seid Ihr persönlich zur Musik gekommen? Wann habt Ihr Euch entschlossen ein Instrument zu lernen?

Chris Laut: Wir alle haben als Teenager angefangen, Instrumente zu erlernen, weil wir Bands wie AC/DC, Led Zeppelin, Kiss, Queen oder The Sweet für uns entdeckt haben und gedacht haben „Das will ich auch!“. Ich war gerade mal 14 Jahre alt, als das passierte – und wenn Du erstmal infiziert bist, wirst Du das auch nicht wieder los. Außerdem, wenn Du Dir die Alternativen überlegst: Musikmachen ist ja gesellschaftlich deutlich besser angesehen als Stricknadeln sammeln oder Parkbanken ausrauben. (lacht)

Gab es vor deiner musikalischen Karriere mit Ohrenfeindt auch andere Bands, in denen du aktiv warst?

Chris Laut: Da gab es reichlich Bands, von denen ich teilweise nicht mal mehr die Namen weiß. Da waren auch unterschiedlichste Genres dabei, Blues, Jazz, Metal, Pop … Aber was auch immer ich vorher gemacht habe, ich habe dabei Dinge gelernt, die auch heute noch in meine Musik oder die Art, wie ich das angehe, einfließen. Deshalb an dieser Stelle mal schönen Dank an alle, mit denen ich irgendwann mal Lärm machen durfte!

„Vollgas-Rock“ ist sehr geprägt von Texten, in denen man auf den Punkt kommt, um eine klare Message zu äußern. Musikalisch scheinen euch ja auch sicherlich Bands, wie AC/DC beeinflusst zu haben. War Euch die musikalische Ausrichtung von vorne herein klar oder habt Ihr Anfangs eher etwas experimentiert?

Chris Laut: Nee, da gab es keine Experimente. Es war von Anfang an klar, dass es Riff-Rock australischer Prägung werden sollte, aber etwas weiter gefasst – es gibt, wenn Du genau hinhörst, auch jede Menge Einflüsse anderer Bands und Künstler als AC/DC, zum Beispiel von Rose Tattoo, Deep Purple, Led Zeppelin, Kiss, Aerosmith, Iggy Pop, Cheap Trick, Rory Gallagher, Muddy Waters oder Robert Johnson, um nur einige zu nennen, die wir bunt durcheinander mischen. Durch meine Stimmfarbe kriegt das alles sicher immer ’nen AC/DC-Touch, aber ich kann mir ja schlecht im Musikladen ’nen anderen Kehlkopf kaufen.

Textlich passiert bei Ohrenfeindt einfach das, was aus mir rauskommt. Da sind Leute wie Stoppok oder der ganz frühe Weternhagen sicher wichtige Einflüsse, aber eben auch Bon Scott oder sogar Bryan Adams, was die Attitüde und/oder die Erzählweise angeht. Ich möchte da allerdings nicht nur auf Musiker als Einfluss verweisen. Wer textet, sollte meiner Meinung nach viel lesen – und deshalb gehören auch Terry Pratchett, Elmore Leonard, Carl Hiaasen, Charles Bukoswki oder Wladimir Kaminer und viele andere dazu. Aus all dem hat sich irgendwann meine eigene Art, Geschichten zu erzählen, entwickelt.

Ich lebe auf St. Pauli und ich schreibe auf, was ich sehe, höre und erlebe, vermische da alles und gebe ’ne Prise Glanz obendrauf, damit der Unterhaltungswert stimmt. Insofern ist es schon das ganz spezielle St. Pauli-Lebensgefühl das weitergereicht werden soll. Und das passt ja zu vielen Menschen, nicht nur zu denen, die auf St. Pauli leben.

Von der Bandgründung im Jahr 1994 bis jetzt gab es einige Besetzungswechsel innerhalb der Band. Musste man sich nach jeder Neuformation wieder neu zusammen einspielen oder ging das relativ schnell?

Chris Laut: Anfangs war die Band ein reines Hobby für mich. Wenn sich abzeichnet, dass mehr draus wird, gibt’s immer mal wieder jemanden, der sagt, dass das nicht in sein Leben passt, weil er doch lieber seinen erlernten Beruf weiter ausüben möchte.

Nach einem Wechsel hast Du immer eine gewisse Anlaufzeit der neuen Formation – jeder Wechsel verändert klarerweise den Sound, aber auch die persönliche Dynamik innerhalb einer Band. Das hängt – neben handwerklichen Aspekten – stark davon ab, wie treffsicher der verbleibende Rest der Band bei der Auswahl des neuen Musikers ist und wie sicher der „Neue“ sich ist, dabei sein zu wollen. Das ist ’ne Erfahrungssache und funktioniert mit den Jahren immer besser. Anfangs braucht ’ne Band unter Umständen Monate, um sich von einem Wechsel zu erholen. Als Flash vor einem Jahr zu Ohrenfeindt kam, war der „Drops“ innerhalb von zwei Proben gelutscht.

Euer neues Album „Schwarz auf Weiß“ verspricht vom Albumtitel deutsche ehrliche Songs. Wie entstehen bei euch die Songs? Schreibst du alle Songs alleine oder gibt es auch gemeinsames Songwriting?

Chris Laut: Ich schreibe das Material im Alleingang. Das hat sich so entwickelt, weil meine Mitmusiker aus der Anfangszeit meist keinen Bock hatten, Songs zu schreiben und ganz froh waren, dass das jemand macht – und ich froh war, mich so umfangreich verwirklichen zu können. Irgendwann hat Ohrenfeindt dadurch dann einfach die Handschrift bekommen, die Du heute hörst und siehst. Da ist es schwierig für jemand anderen, etwas zu schreiben, dass dann auch passt – was aber nicht heißt, dass das grundsätzlich ausgeschlossen ist.

„Schwarz auf Weiß“ ist überraschenderweise gechartert. Hättet Ihr damit gerechnet? Wann und wo habt ihr von der Chartplatzierung erfahren und habt ihr sie angemessen gefeiert?

Chris Laut: Klar waren wir überrascht! Das ist uns ja zum ersten Mal passiert – und wir möchten uns bei allen Ohrenfeindt-Fans da draußen bedanken, dass Ihr das möglich gemacht habt. Ihr rockt!!! Erfahren haben wir das, als wir mit In Extremo auf Tour waren. Da kam morgens ein Anruf vom Label: „Jungs, Ihr seid in den Charts!“. Das haben wir dann erstmal gar nicht so richtig begriffen. Es dauert so ’nen Moment, bis Du schnallst, dass da gerade ein Traum in Erfüllung gegangen ist, den wohl jeder Musiker mal träumt. Dann haben wir erstmal die Leute angerufen, die uns wichtig sind, haben allen, die im Hintergrund dazu beigetragen haben, ’ne Mail geschrieben und unseren Fans per Facebook, Newsletter und Website gedankt. Abends haben wir das auf der Bühne wie immer krachen lassen – und nach der Show haben wir dann mit der Crew, die ja ebenso für Ohrenfeindt steht wie die Musiker, im Nightliner zusammen gesessen und lange einfach nur geschnackt und den langen Weg dahin Revue passieren lassen, also eher besinnlich gefeiert.

Ihr habt dieses Jahr euer 5. Album veröffentlicht. Designt Ihr alle eure Cover und Merchandise Artikel selbst?

Chris Laut: Jain, bei den ersten zwei oder drei Alben haben wir das natürlich selbst gemacht, aber sobald man merkt, dass man mehr Platten verkauft und als Band einen Schritt weiterkommen möchte, dann müssen die Cover und das ganze Artwork natürlich eine professionelle Qualität haben. Die grundsätzlichen Ideen kommen immer noch von uns, aber wir suchen uns dafür Grafiker, die das für uns professionell umsetzen.

Das neue Album „Schwarz auf Weiß“ kam auch als Vinyl-Version auf den Markt. Habt ihr das Gefühl, dass Vinyl-Alben auch für das jüngere Publikum immer mehr von Interesse werden?

Chris Laut: Ehrlich gesagt, kann man das so genau gar nicht sagen für wen das mehr interessant ist. Am Merchandise-Tresen habe ich das Gefühl, dass sich das tatsächlich sehr ausbalanciert verhält. Es gibt junge Leute, die eine Vinylscheibe mitnehmen, es gibt auch Ältere und ich persönlich hätte eher getippt, dass die älteren Jahrgänge mehr Vinyl mitnehmen als die Jüngeren, da sie die Plattenspieler noch zu Hause haben.

Da wir aber in der Vinyl noch eine CD beigelegt haben, ist die Vinyl dann eher das Gimmick zur Vollständigkeit der Sammlung, weil die Fläche auf der man ein Autogramm lassen kann einfach größer ist.

Wird es irgendwann vielleicht auch eine Live-DVD eurer Shows geben?

Chris Laut: Um ehrlich zu sein, würden wir das lieber heute als morgen machen. Es ist nur eine sehr technisch aufwändige Sache und ebenfalls kostenmäßig nicht ganz einfach zu wuppen. Wir haben gerade bei dem neuen Album „Schwarz auf Weiß“  mehr Geld ausgegeben, als für die Alben davor. Das heißt, dass dort erstmal ein bisschen Abverkauf passieren muss, damit wir wieder für solche Geschichten flüssig werden. Früher war es ja so, dass seine Studio-CD teurer war als eine Live-CD.

Deswegen haben viele Bands eine Live-CD gemacht um noch eine Albumverpflichtung zu erfüllen, wenn man aus dem Vertrag raus möchte. Es hat sicherlich auch damit was zu tun, dass man die neuen Songs, die man geschrieben hat, der alten Plattenfirma nicht mehr geben will, aber das eher damit was zu tun, dass eine Live-CD günstiger in der Produktion war. Heute ist die Sache umgekehrt. Da wird ein Live Album deutlich teurer als ein Studio-Album. Und das ist bei einer DVD sogar mehr der Fall, weil man bei der DVD zusätzlich auch noch Bildmaterial hat. Die Kameraleute, die Kamera, den Schnittplatz und das Mischen muss man als Band schließlich auch bezahlen.

Wir müssen sehen was passiert, wenn wir das nächste Album machen. Vor allem mit welchen Partnern wir eine neue Platte machen. Was die dazusagen, wenn wir Ihnen als Band vorschlagen, dass wir als Band visuell mehr anbieten möchten. Wenn wir natürlich einen Koffer voller Geld bekommen, dann würden wir es sofort machen.

Wenn ihr auf eure 17-jährige Karriere zurückblickt, wie würdest du sie beschreiben?

Chris Laut: Wie eine Achterbahn. Ich denke das ist bei jeder Band so. Es gibt Hoch- und Tiefphasen. Manchmal bekommt man eine Klatsche. Manchmal weiß man nicht warum, manchmal weiß man warum und dann kann man es ändern. Es gibt Konzerte, wo man davon ausgeht dass ca. 500 Leute kommen und dann sind 50 vor Ort. Manchmal kann man es zuordnen, dass der Veranstalter vielleicht nicht genug Werbung gemacht hat. Oder man ist als Band auf die falsche Veranstaltung gebucht worden. Denn wenn das Publikum am Ende nicht zufrieden ist, dann waren wir nicht gut an dem Abend. Aber natürlich passiert das uns auch, denn man ist nie jeden Abend gleich gut. Dann weiß man aber, dass man es verdient hat und es in Zukunft besser macht. Aber es gibt ja auch zum Glück die Erfolgserlebnisse, wo man mit 150 Menschen rechnet und es kommen 500 und das nehmen wir gern dankbar und glücklich entgegen. Es wird zwar immer eine Achterbahnbleiben, aber genau das macht es auch interessant.

Wo spielt ihr live am liebsten? Auf Festivals oder in kleinen Clubs?

Chris Laut: Beides hat absolut seinen Reiz. Auf der einen Seite hast Du die Möglichkeit, Deine Musik einer größeren Menge von Leuten vorzustellen, von denen Dich viele möglicherweise zum ersten Mal sehen und einige dabei bleiben, auf der anderen Seite die Intimität und Nähe zum Publikum, die wir sehr schätzen. Wir sehen uns als ’ne „Band zum Anfassen“, deshalb ist uns das durchaus wichtig. Am Ende des Tages ist es in beiden Fällen aber das Wichtigste, überhaupt spielen zu können: für Menschen, die sich für unsere Musik interessieren und uns damit die Basis für unser Tun geben – ein Traum!

Was war das allerbeste Konzert, was du bis jetzt in deinem Leben als Fan besucht hast?

Chris Laut: Eine Menge Shows haben mich aus unterschiedlichen Gründen tief berührt und/oder beeindruckt: Konzerte in kleinem und großen Rahmen, laute und leise Shows, fette Rock’n’Roll-Gewitter und intime Akustik-Sessions – in manchen Jahren habe ich 10 bis 15 Konzerte im Monat geschafft. Ich habe mein erstes Konzert mit 10 Jahren gesehen und mittlerweile habe ich sicher eine ordentliche vierstellige Zahl von Konzerten besucht. Ich kann allerdings beim besten Willen nicht sagen, welches das beste davon war, weil ich selbst mich über die Jahre wie jeder andere Mensch auch verändert habe und weiter verändere – und damit auch meine Wahrnehmung und meinen Anspruch an Konzerte. Eins bleibt dennoch immer gleich: wenn es mich in irgendeiner Weise berührt hat, war es ’n tolles Konzert!

Wie bereitet ihr Euch auf eure Konzerte vor?

Chris Laut: Also um ehrlich zu sein findet die Probe fast gar nicht statt, weil wir im Jahr um die 100 Konzerte spielen. Und das ist glaub ich mehr, als die meisten Bands proben. Proben ist bei uns nicht so notwendig, außer wenn man neue Songs hat, die man demnächst live ausprobieren oder für eine Platte haben will. Wir bereiten uns eigentlich so vor, dass wir viel live spielen. Das was wir an Show und Treibstoff auf der Bühne abliefen, kommt um ein vielfaches aus dem Publikum zurück und das ist das was wir brauchen.

Was dürfen eure Fans auf Ohrenfeindt-Konzerten erwarten?

Chris Laut: Wir reden da natürlich über etwas, was man erleben muss. Das kann man schlecht beschreiben. Das ist ein bisschen so, als würden Menschen Bücher darüber schreiben wie der Tod ist, aber es ist ja noch keiner zurückgekommen, um zu erzählen wie es war. Das ist mit der Musik auf einer ganz anderen Ebene. Du erlebst dort etwas, was Dir ganz tief in deinen inneren Kern geht, in deine Emotionen, in deine Seele und das erlebt jeder eigentlich anders.

Um es auf eine Formel zu bringen: Es gibt je nachdem wie der Veranstalter uns zeitlich gebucht hat zwischen 1½ und 2 Stunden volle Pulle Rock n Roll mit deutschen Texten und fette Riffs. Es gibt eine Band, ohne mir jetzt auf die Schulter klopfen zu wollen, die gut ballert es macht uns einfach Spaß was wir tun. Jedenfalls ist bekommen wir das auch so vom Publikum zurück und uns macht es auf jeden Fall eine Menge Spaß. Wer mit uns diese 2 Stunden verbringt geht hoffentlich nach Hause und hat viel Spaß gehabt. Ein Fan der auf ein Konzert von uns kommt schenkt uns einen Tag seines Lebens. Das kann man sich auch ganz einfach ausrechnen. Erstmal ist er bestimmt 1 Stunde gefahren und er fährt auch 1 Stunde zurück. Davor hat er sich 1 Stunde damit befasst wann wir wo spielen. Und er hat sich auch nochmal 1 Stunde damit befasst es zu organisieren. Dann sind ja schon mal 4 Stunden weg ohne dass er überhaupt da ist. Dann kommt er zum Konzert, dann muss er in der Schlange stehen, damit er überhaupt reinkommt,  dann kommt eine Vorband, dann Umbau dann kommen wir. Danach gehen wir ja immer nochmal raus an den Merchandise und geben Autogramme. Und wenn er noch mit uns reden will, dann freuen wir uns auch, aber das kostet ihn natürlich dann auch etwas Wartezeit. Dann haben wir mittlerweise ca. 9 – 10 Stunden auf der Uhr. Dann sind wir ja noch nicht fertig. Jeder der zu uns in Konzert kommt bezahlt ja schließlich noch Geld für seinen Sprit, sein Ticket, eventuell ein T-Shirt und eine CD. Dann sind wir mittlerweile bei rund 16 Stunden Arbeit am Tag. Und was die Konzertbesucher von uns bekommt sind 2 Stunden Rock n Roll. Und damit das fair bleibt, müssen diese 2 Stunden pro Stunde 8 mal so gut sein wie seine Stunden, damit das Verhältnis 2:16 hinterher wieder fair ist. Und das ist unser Anspruch. Wir wollen auf unseren Konzerten 2 oberaffentittengeile Stunden anbieten, wo die Leute später mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause gehen und sich denken können: „Es war etwas zeitaufwendig und hat mich auch Geld gekostet, aber es war jeden verdammten Cent wert!“

Was macht ihr als erstes wenn ihr nach Konzerten wieder zuhause seid?

Chris Laut: Als erstes werf ich meine Tasche in die Ecke, schmeiss die Schmutzwäsche in die Waschmaschine und setz ich mich in St. Pauli in ein Cafe und esse ein leckeres Stück Himbeerkuchen. Das das ist das meiste worauf ich mich zuhause freue.

Wie ist eure Einstellung zu illegalen Musikdownloads?

Chris Laut: Man kann natürlich als Band das tun, was andere Bands in der Vergangenheit gemacht haben. Man ruft seinen Anwalt an und dieser verfolgt die Menschen alle bis aufs Blut, die unsere Musik downloaden. Und dabei verliert man als Band vielleicht jedes Augenmaß, weil irgendwelche 13 oder 14 Jährige Leute vielleicht 20€ Taschengeld im Monat bekommen und sich deine Platte gar nicht leisten können und sie trotzdem gerne hören wollen. Und sie dann mit irgendwelchen Klagen überzieht, die sie echt in Probleme bringen, finde ich eher uncool.

Ganz ehrlich ist es ja so, dass wir uns über jeden der unsere Musik kauft, freuen, aber die Welt ist so wie sie ist und es wird immer Leute geben die das tun.

Welche Vorteile hat es in eurem Ohrenfeindt-Fanclub „Ohrenfreundt“ zu sein? Wie eng ist eure Zusammenarbeit mit dem Fanclub ?

Chris Laut: Die Zusammenarbeit ist sehr eng. Mit Maja und Sören, die den Fanclub als Fanclubleiter führen, telefoniere ich sehr oft. Ich sehe sie hin und wieder mal. Mailkontakt, Telefonkontakt läuft alles sehr gut. Der Vorteil für die Fans ist natürlich, dass sie die Informationen schneller erfahren und dann später erst die breite Öffentlichkeit, weil wir wissen dass die Fans mit den heißen Neuigkeiten dichthalten. Es kann also mal sein, dass sie einen Song eher hören, als Nichtmitglieder. Dann treffen sich die Fans auf Konzerten und lernen untereinander neue Leute kennen. Für uns ist das herrlich, dass wir sehen, dass ein Mensch nach unserem Konzert nicht alleine nach Hause geht, sondern neue Freunde gefunden hat.

Was empfindet Ihr, wenn sich Fans euer Logo oder sogar eure Autogramme tätowieren lassen? Wie geht ihr damit um?

Chris Laut: Eigentlich ist das eine schwierige Frage. Ich hab gerade letzte Woche ein Bild bekommen, wo sich ein Fan unseren Skull, in der Größe, wie er bei uns auf den T-Shirts hinten drauf ist, auf den Rücken tätowieren lässt. Das ist einerseits für uns eine sehr große Ehre.

Man muss das einfach so sehen: Da geht jemand los, der so viel mit uns und unserer Musik verbindet, das Berührt ihn so tief und gibt ihm so viel, dass er sagt: Ich will das – für immer auf meiner Haut tragen. Das ist schließlich auch eine Entscheidung fürs Leben. Umso mehr, wenn dort noch ein Autogramm dazukommt. Der Totenkopf an sich kann ja für sich allein stehen und muss auch gar nicht unbedingt mit der Band verbunden werden, aber sobald natürlich ein Autogramm dazukommt wird es natürlich sehr konkret. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch eine Verantwortung. Solange sowas noch nicht passiert ist, kann man als Band vielleich nochmal sagen: Ja, das mit dem Bandnamen läuft jetzt doch nicht so gut wie gedacht, wir nennen uns jetzt einfach mal um und machen ein anderes Logo. Wie es eben auch viele Unternehmen tun. Sie ändern ihren Bandnamen oder nehmen ein anderes Logo.

Ich würde es schlimm finden, wenn man den Fans dann zum Beispiel schreiben müsste: Morgen heißen wir nur noch „Die lustigen Zwei“ und unser Logo ist eine blaue Tulpe. Dann sind wären sie wohl, zu Recht, zu tiefst enttäuscht. Das heißt natürlich, dass wir als Band auch eine gewisse Verantwortung haben und dieser werden wir gerecht indem wir halt weiter Musik machen, weiter diese Musik machen und weiter unter diesem Namen Musik machen. Und dazu kommt neben der Verantwortung, der großen Ehre auch noch eine Motivationskomponente mit rein, wenn sich Leute unsere Autogramme, unser Logo oder unseren Bandnamen tätowieren lassen. Das motiviert uns weiter Gas und unser bestes zu geben.

Gibt es neben Ohrenfeindt noch ein Privatleben? Wie geh ihr damit um, wenn ihr auf der Straße angesprochen werdet?

Chris Laut: Zum Glück ist es bis jetzt so, dass das zu Hause im Moment relativ selten passiert. Wir in Bayern viel bekannter als im Norden. In München oder Augsburg passiert sowas relativ häufiger als in Hamburg oder Kiel. Es passiert auch in Hamburg oder Kiel aber in einem Maß was man sehr gut ertragen kann. Ich bin gerade heute auf Facebook von einem Fan gefragt worden, ob mich das nicht manchmal nerven würde, wenn sie mich anschreiben. Und klar kann ich da sagen, dass mich das manchmal nervt. Aber es nervt mich auch, wenn jemand etwa von mir möchte, der mir nahe steht und ich ihm sagen muss, dass ich gerade keine Zeit habe. So wie das jeder kennt: Man kommt nach Hause und ist total genervt von seinem Job und da geht einem seine Süße auf den Keks, weil sie ins Kino will und man hat da gerade total keinen Kopf dafür. Und dann ist man auch genervt, obwohl man sie total lieb hat. Aber eigentlich ist auch das wieder eine Kombination aus Kompliment, Verantwortung und Motivation. Wenn mich jemand anspricht, muss sich dieser Mensch schließlich auch überwinden. Da ist ja immer diese Barriere und das ist schon ein Kompliment für mich, dass er das tut. Das er meine Musik so gut findet und dass er das macht. Wir wollen das auch so, weil wir eine Band zum Anfassen sein möchten. Dann darf man auch nicht böse sein, wenn einer einen mal anfasst.

Es ist ja auch so, dass wir das was wir machen nicht machen könnten, wenn es nicht irgendjemanden gäbe, der das so gut findet, dass er dafür Geld ausgibt. Sprich: Eine Platte kauft, eine Konzertkarte kauft und vielleicht auch ein T-Shirt kauft. Und genau das macht unsere Kühlschränke voll und finanziert unsere Mieten. Und nur weil das so ist, brauchen wir nicht irgendwo zur Maloche gehen, sondern können uns komplett um unsere Musik kümmern. Und ich sage mal: Wer mir meine Brötchen bezahlt und mir meine Miete bezahlt, der hat auch das Recht drauf mich anzuschreiben, anzusprechen und anzufassen.

Man muss natürlich irgendwann lernen bestimmte Grenzen zu ziehen. Es gibt auch Menschen, die kommen einem zu nah und wollen zu viel wissen. Dann wird es sehr privat und wenn mich jetzt in der U-Bahn wer anquatscht und möchte meine Telefonnummer wissen und wissen wo ich wohne, dann nehme ich mir natürlich das Recht es ihm nicht zu sagen.

Wo seht ihr euch in 10 Jahren?

Chris Laut: In zehn Jahren? Da sollten wir langsam mal die Weltherrschaft übernommen haben … Im Ernst: wenn es nach uns geht, immer noch so oft wie möglich auf der Bühne mit ’ner lauten Anlage hinter uns und lauten Leuten vor uns, die mögen, was wir tun!

Was habt ihr den Pressure Magazine Lesern zu sagen?

Chris Laut: Lasst die illegalen Download sein, kauft euch die Platte, kommt auf die Konzerte, kauft euch dort T-Shirts, erzählt es rum, dass es uns gibt und bleibt sauber! Und wenn ihr Auto fahrt, dann sauft nicht – das wäre toll!

Das Interview führte Marcel Schweigel im Oktober 2011

Mehr zum Thema:

Offizielle Homepage: ohrenfeindt.de

Facebook Seite: facebook.com/ohrenfeindt

Bilder: Ohrenfeindt

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