Wir müssen darüber reden, weil es gerade jeder tut – also ab auf den Zug!
Kaum war Emily Armstrong als neue Sängerin von Linkin Park vorgestellt, stand die 38-Jährige schon mitten im Sturm der Kritik. Es scheint, als wäre der Zug noch nicht mal richtig losgefahren und schon gibt’s die erste Vollbremsung!
Zum einen wird der Musikerin vorgeworfen, Mitglied der Scientology-Sekte zu sein. Zudem soll Armstrong den verurteilten Sexualstraftäter Danny Masterson („Die wilden Siebziger“) bei einem Gerichtstermin unterstützt haben.
Jaime Bennington, Sohn des 2017 verstorbenen Linkin-Park-Sängers Chester Bennington, hat der Band seines Vaters eine scharfe Abrechnung verpasst. Der 28-Jährige beschuldigte Co-Sänger Mike Shinoda, „das Leben und das Vermächtnis meines Vaters in Echtzeit ausradiert“ zu haben, und nannte ihn „senil und taub“.
Kontroversen im Rampenlicht
Es ist wirklich schade, dass das Comeback von Linkin Park so von Negativschlagzeilen überschattet wird. Eigentlich hätten wir uns doch alle über ein Comeback gefreut, oder? Stattdessen gibt’s jetzt Diskussionen über Scientology und die Unterstützung von Sexualstraftätern. Klingt fast nach einem Plot-Twist aus einem schlechten Hollywood-Film.
Man fragt sich, ob diese ganze Aufregung nicht auch daran liegt, dass Emily Armstrong versucht, in die riesigen Fußstapfen von Chester Bennington zu treten. Und seien wir ehrlich, das sind keine Sandalen, sondern eher riesige Stiefel in Größe XXL. Chester Bennington, der am 20. März 1976 geboren wurde und am 20. Juli 2017 verstorben ist, war nicht nur Sänger, sondern fast schon eine lebende Legende. Wie soll man jemanden finden, der in diesen Schuhen wirklich passen kann?
Chester bleibt der Elefant im Raum
Das ganze Gerede über Scientology und die dubiosen Freundschaften ist natürlich ein echter Stimmungskiller. Aber ganz ehrlich, was erwarten wir? Einen perfekten Ersatz für Chester Bennington? Selbst wenn Deryck Whibley von Sum 41 eingesprungen wäre, hätten wir wahrscheinlich ähnliche Diskussionen gehabt – vielleicht nicht wegen Scientology, aber vielleicht wegen zu vieler „American Pie“-Filme oder einem Übermaß an Rock’n’Roll-Klischees.
Fakt ist: Egal wer das Mikrofon bei Linkin Park in die Hand nimmt, Chester bleibt unersetzlich. Der gute alte Chester ist und bleibt der Elefant im Raum und keiner kann ihn aus dem Weg räumen – nicht mal die lautesten Kritiker oder die schrägsten Verschwörungstheorien.
Am Ende wird die Band natürlich ihr Ding durchziehen. Sie wollten eine Sängerin an die Front stellen – eine, die sowohl talentiert als auch gut anzusehen ist. Und das haben sie geschafft. Dass jetzt ein paar merkwürdige Figuren aus ihren Ecken kriechen, um herumzukritisieren, war nur eine Frage der Zeit. Schließlich suchen Menschen gerne nach dem haarsträubenden Skandal.
Menschliche Fehler und die Realität
Wir sollten uns jedoch ins Gedächtnis rufen, dass selbst Chester Bennington nicht perfekt war – er war schließlich kein Heiligenbild, sondern ein Mensch. Die Entscheidung der Band, sich nicht von jedem Kritiker aus der Bahn werfen zu lassen, ist eher ein Zeichen von Standhaftigkeit als ein Versagen. Klar, es gibt Vorwürfe und natürlich wird immer wieder etwas aus der Vergangenheit ausgegraben, was am Ende mit der Musik selbst wenig zu tun hat. Emily Armstrong hat sich bereits zu den Vorwürfen geäußert, aber es wird sicher nicht lange dauern, bis neue „Enthüllungen“ auftauchen.
Am Ende wissen wir eigentlich nichts Genaues, weil wir weder dabei waren noch jetzt dabei sind. Meistens haben wir nur die Möglichkeit, uns aus den wenigen Informationen, die wir haben, ein Bild zusammenzureimen. Einige finden Emily vielleicht nicht passend? Überraschung! Das hat die Band sicher nicht erwartet. Ironie off.
Und was Emily betrifft, klar, sie hat vielleicht ein paar Fehler gemacht und ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen. Ironie on: Wie kann sie es nur wagen, als Mensch Fehler zu machen? Ironie off.
Was haltet ihr von Emily Armstrong als neue Frontfrau von Linkin Park? Schreibt es uns in die Kommentare.
Text von Mia Lada-Klein
Ihr habt die letzte Kolumne über den Generationenkonflikt auf Festivals verpasst? Hier klicken und nachlesen.
Der nächste Kolumnenbeitrag erscheint am 10. Oktober