Lagwagon-Sänger Joey Cape hat mit „Doesn´t Play Well With Others“ sein zweites Solo-Album veröffentlicht. Das Pressure Magazine hat sich mit ihm über seine musikalischen Aktivitäten unterhalten.

 

Hey Joey, dein neues Album „Doesn´t Play Well With Others“ ist am 22. Juni erschienen. Was sind die Unterschiede im Vergleich zum ersten Album „Bridge“?

Joey: Hallo. Als ich das „Bridge“-Album aufgenommen habe, war ich unerfahrener. Es war schwierig, denn es war mein erstes Solo-Album und ich stand ziemlich unter Druck, da ich es natürlich so gut wie möglich machen wollte. In einiges Fällen wurde es sogar deutlich besser, als ich selbst gedacht hatte.

Ein großer Teil des Songwritings geschieht während der Aufnahmen im Studio, das ist in meinem Fall oftmals so. Im Gegensatz dazu lief die Produktion des neuen Albums „Doesn´t Play Well With Others“ geradlinig und fast schnörkellos ab. Die Titel wurden der Reihe nach geschrieben, eingspielt und aufgenommen, das hat über ein Jahr gedauert.

 

Bitte gib uns einen Einblick in die neuen Songs.

Joey: „A Song For The Missing“: Der Song handelt von meiner Kindheit, an die ich keine Erinnerung habe. Ich habe diese alten Filme von meinen Eltern, meine Geschwister kennen das Material; ich nicht. Es kommt mir so vor, als seien es Filme von anderen Personen. Ich hatte schon immer Probleme mit meinem Gedächtnis. Soweit ich weiß, seit Geburt. (Das ist natürlich ironisch) Es dauert nur ein paar Wochen, dann erinner ich mich an die meisten Dinge schon gar nicht mehr. Die meisten meiner Erinnerungen sind nach einem Jahr verschwunden. Es ist auch sehr schwierig zu touren und bekannte Gesichter zu sehen. Ich kann mich nicht an die Leute erinnern, die ich bereits mehrmals getroffen habe.

„I Always Knew This Was Going To End Badly“: Handelt davon, dass man alles aus Liebe machen würde. Auch wenn man weiß, dass das Ganze kein gutes Ende nimmmt; man wird verlassen oder man stirbt. Wie ein Haustier oder ein Junkie. Wir wissen, auf was wir uns einlassen, tuen aber trotzdem die unterschiedlichsten Dinge. unabhängig vom Herzschmerz, der uns erwartet. Ich denk, dass sich die meiste Zeit lohnt.

„Okay“: Wurde für einen meiner besten Freunde geschrieben, Matt Davis. Matt machte mich im Alter von 14 Jahren mit dem Punkrock vertraut. Die ersten Bands waren Motörhead und The Ramones. Er war mein Mentor. Matt war ein Hoffnungsschimmer, eine Anomalie. Er war seit 15 Jahren nüchtern und einer der schlimmsten Junkies, den ich je gekannt habe. Er hat sich sehr oft überdosiert, wir dachten er würde nie sterben. Aber in einem Fall war es anders; er schoss sich in seinen Hals, fiel aus dem vierten Stock auf den Boden und zerschmetterte sich seinen Schädel. Er verlor, wie jeder andere Junkie, seine Zähne. Wenn er nüchtern war, war er der einzige Mensch, dem ich vertrauen konnte, da bin ich mir sicher. Ich war mir sicher, er würde immer da sein.

Er hatte soviele Verletzungen von den Drogen davon getragen, aber er war immer noch bei uns. Dann traf der seine Nancy und heiratete sie. Sie war eine ehemalige Süchtige. Er versuchte es auch des öfteren und verließ sie auch nüchtern. Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte mir, dass sie seine einzige Chance für die Liebe sei. Zwei Tage später hat er überdosiert. Ich habe viele Freunde auf diese Weise verloren, aber keiner traf mich so wie dieser. Er war meine größte Enttäuschung.

 

CD-Review: Joey Cape – „Doesn´t Play Well With Others“

 

Was inspiriert dich und wo schreibst du deine Lieder? Gibt es einen bestimmten Ort?

Joey: Ich schreibe spät in der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann. Ich denke, die dunkle Seite des Lebens inspiriert mich. Ich wüsste nicht, wie man diese Texte schreiben kann, ohne auch nur eines der Abenteuer erlebt zu haben.

 

Neben deinem Soloprojekt bist du immer noch Sänger der Punkrockband LAGWAGON, aber es ist in den letzten Jahren etwas ruhig geworden. Gibt es in der Hinsicht irgendwelche Neuigkeiten?

Joey: Lagwagon war oft auf Tour in diesem Jahr und wir denken darüber nach ein neues Album aufzunehmen. Es ist immer eine gewaltige Aufgabe, ein neues Album aufzunehmen. Zunächst muss man wissen, wo seine Identität ist. Sie lässt sich nicht kalkulieren oder ähnliches, hier muss immer die Wahrheit sprechen. Das ganze Touren gibt uns allen neue Perspektiven.

 

Video: „Joey Cape – Going For The Bronze“

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Mit dem Album „Volume 2“, welches ebenfalls in diesen Tagen erschienen ist, hast du erneut ein Split-Album mit Tony Sly aufgenommen. Wie kam die Zusammenarbeit damals eigentlich zustande?

Joey: Tony Sly und ich hatten eine tolle Tour-Zeit in den letzten Jahren. Wir haben darüber diskutiert, immer wieder während der Tour und kamen zu dem Entschluss, dass es Sinn macht, es erneut zu tun. Das 2004er-Album war sehr erfolgreich und wir waren beide sehr stolz darauf. Also haben wir das gleiche noch einmal durchgezogen.

 

Kannst du uns etwas über das Album sagen?

Joey: Tony hat bei dem Song „Owen Meany“ gesungen und Gitarre gespielt. Ich habe es nicht gemacht, weil ich finde, dass es im Original schon schwer genug war. Die Songs, die ich gewählt habe, spiele ich auch alle live. Es ist immer wieder schön, diese alten Songs zu spielen.

Vor allem, wenn wir es mit Lagwagon nicht hinbekamen, emotional gut rüberzukommen. Dieses ist meiner Meinung nach beim Song „I Must Be Hateful“ der Fall. Ich denke, der Titel funktioniert sehr gut als akkustische Version.

 

Und als wäre das noch nicht genug, spielst du auch nocht Gitarre in der Band Me First And The Gimme Gimmes. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Joey: Wir leben alle in San Francisco und hängen regelmäßig in den gleich Bars, Pubs und Kneipen ab. Dazu besuchen wir alle häufig die selben Punkrock-Konzerte. Es machet also Sinn eine Band für diese Freunde zu gründen. Wir hatten nur keine Lust Texte zu schreiben, sondern wollten lediglich eine Partyband sein.

All unsere Bands, in denen wir spielen, geben Konzerte für jede Altersgruppe. Mit Me First And The Gimme Gimmes gibt es eine Band, die für die älteren Alkoholiker spielt. (lacht)

 

 

Ihr habt einige Konzerte mit Lagwagon in Deutschland gespielt. Wie war es?

Joey: Großartig wie immer. Wir lieben Deutschland.

 

Was sind deine persönlichen Pläne für die Zukunft?

Joey: In diesem Jahr will ich noch eine menge Konzerte geben, die meisten mit Lagwagon. Ausserdem werde ich im August mit Me First And The Gimme Gimmes in Europa sein, ich denke auf dem Area4-Festival.

 

Dankeschön, die letzten Worte gehören dir.

Joey: Ich mag folgende Wörter: Empathie und Evolution.

 

Interview im Juni 2012 von Florian Puschke

Foto: Lisa Johnson Rock Photographer

 



 

Mehr zum Thema:

Offizielle Homepage: www.joeycape.com

 

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