Photo by Andrew James on Unsplash
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„Wir spielen Cowboy und Indianer.“

Das sangen wir auf unseren Faschingsfeiern in den 80er Jahren…zugegebenermaßen nicht. Einfach weil es das Lied damals zum Glück noch nicht gab und auch weil ich zu dieser Zeit keine Indianer kannte. Wobei, zwei kannte ich doch, sogar mit Namen: Der Erste hieß Jan-Philipp Jacobsen, der an Fasching authentisch im indigenen Outfit (oder was er damals dafür hielt) als Cowboys getarnte Bleichgesichter auf Distanz hielt und der Zweite war Winnetou, der in den Karl-May-Filmen für mich persönlich immer die Nr.2 nach Lex Barker als „Old Shatterhand“ war. Letzterer hatte zudem einen größeren Schlag bei Frauen… Aber das nur am Rande, wenn bei einer den aktuell stattfindenden Diskussionen nach einem neuen Aufreger gesucht werden sollte. Zum Beispiel:  „Warum kriegt das Weißbrot immer die heißen Schnallen?“ Entschuldigung, das war polemisch, frauenfeindlich und wahrscheinlich noch vieles mehr, von dem ich heute noch gar nichts weiß…

Hallo, ich bin Sveni - der Redakteur mit dem Hang zur Nostalgie und dem Herz für Rockmusik der 90er Jahre. Als Teil des Teams beim Pressure Musikmagazin kümmere ich mich um lustige und interessante Berichte zu unkonventionellen Themen.

Spaß beiseite und zurück zu Karl May

Seine Verfehlungen liegen scheinbar offenkundig auf der Hand: Ein Autor, der Abenteuergeschichten über Menschen schrieb, deren Kultur er nicht ansatzweise kannte. Nicht einmal ihr Land hatte er jemals besucht, niemals Interviews mit Indigenen geführt, vermutlich nicht einmal Feldstudien über die zahlreichen Verbrechen an ihnen studiert. Warum? Weil das alles für seine Bücher absolut irrelevant ist.

May erzählt „nur“ fantastische Geschichten, die natürlich von der kolonialen Zeit und von den damals vorherrschenden Vorstellungen fremder Länder und Kulturen gefärbt sind. Aber im Vergleich zu den gängigen Stereotypen sind Mays Ausführungen meines Erachtens weder rassistisch noch abwertend. Der Autor nutzt die Geschichten als Anker, in eine Welt einzutauchen, die er kaum kennt und versteht, die ihn aber wohl mehr als alles andere fasziniert und ihm die Möglichkeit bietet, der Tristesse seines Alltags zu entfliehen. 

Er wäre vermutlich erstaunt, wenn er die aktuellen Diskussionen über die angebliche „kulturelle Aneignung“ seiner Bücher mitbekommen hätte. Diese wäre ihm vermutlich genauso fern gelegen wie Jan-Philipp Jacobsen vor 36 Jahren, der an einem Tag im Jahr die Rolle eines tapferen Indianers einnehmen wollte. Der eine Rolle spielte, die nicht darauf abzielte, irgendjemandem zu diffamieren oder irgendein ein Unrecht zu bagatellisieren. 

Mir kommt es leider so vor, als würde man sich wieder einmal um der Empörung Willen empören. Oder um möglichst viele Likes zu erzielen. So schafft man keine Grundlage für einen fairen Diskurs, so spaltet man weiter eine Gesellschaft. Lasst uns lieber über die literarische Qualität von Karl Mays Büchern sprechen, von seinen scheinbar nicht enden wollenden Landschaftsbeschreibungen oder davon, dass kaum jemand in Deutschland unter 50 auch nur eines der Bücher in seiner eigenen Kindheit gelesen hat. Wir würden wahrscheinlich schnell merken, dass das alles zum Aufregen nicht reichen würde. Genauso wenig wie Indianerspiele an Fasching.

Ein Kolumnen-Beitrag von unserem Sveni

Buch Tipp: Karl May – Ein Popstar aus Sachsen vom Autor Klaus Farin

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Über Svenis Kolumne

Hallo, ich bin Sveni – der Redakteur, der in Erinnerungen an die gute alte Zeit schwelgt und sich für alles begeistern kann, was mit Rockmusik aus den 90er Jahren zu tun hat. Als Teil des Teams beim Pressure Musikmagazin schreibe ich gerne lustige und interessante Berichte zu unkonventionellen Themen.

Ob es darum geht, die besten Gitarrenriffs der 90er Jahre und von heute zu ranken oder darüber zu diskutieren, wer der schlimmste Frisuren-Träger in der Musikszene war – ich habe immer eine Meinung dazu. Mein Ziel ist es, dich zum Schmunzeln und Nachdenken zu bringen.

In meiner Freizeit kann man mich oft mit einem Bier in der Hand und einem rockigen Musikstück im Ohr finden. Wenn ich nicht gerade über Musik schreibe, höre ich oft alte Platten von Nirvana und Johnny Cash oder gebe mich der Nostalgie hin und schaue alte Musikvideos auf MTV an.

Ich hoffe, dass ich dich mit meinen Artikeln unterhalten und dich zurück in die Zeit der 90er Jahre entführen kann. Wenn du Lust hast, dich mit mir über dieses Thema auszutauschen, dann hinterlasse mir einen Kommentar unter diesem Beitrag. Rock on!

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