Keine Hymnen Heute: Die Düsseldorfer Broilers luden am 1. April 2017 zur Abrissfeier in den Zenith nach München. Von April-Scherzen blieb das Publikum verschont, serviert wurde ein bitteres Manifest und Punkrock vom feinsten!
Das am 3. Februar 2017 erschienene neue Album »(sic!)« (zum Review) hat schließlich dazu beigetragen, sich noch mehr Gehör zu verschaffen und sich von alten Pfaden freizuschwimmen. Zudem gelang den Broilers aus dem Stand der Sprung an die Spitze der deutschen Charts. Es ist nach dem mit Gold ausgezeichneten Longplayer »Noir« 2014 ihr zweites Nummer-Eins-Album in Folge und das erste, das die Band auf dem eigenen Label Skull & Palms Recordings veröffentlicht.
Dass die Düsseldorfer auch Live drauf haben, hat die Band ja nicht zuletzt auch im Jahr 2011 durch den Konzert-Award 1LIVE Krone als »Bester Live-Act« attestiert bekommen.
Mit einer Größenordnung von über 5.500 Personen bildet die Konzerthalle „Zenith“ in München die ideale Lösung für Bands, die in Sachen Popularität zwar schon ein ordentlich großes Publikum anziehen, aber der Weg hin zur Olympiahalle mit einer Kapazität von 14.000 noch etwa entfernt scheint. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Oi!-Punkrock-Formation BROILERS vor knapp 10 oder 14 Jahren noch deutlich kleiner Clubs gefüllt haben und somit vor ca. 600-1000 feiernden Punks, Skinheads, Hooligans, Rock ’n’ Rollern und Normalos gespielt haben, ist der kontinuierliche Veränderung und der Schritt in Richtung Popularität schon äußerst bemerkenswert.
Doch der Erfolg gibt ihnen recht und zieht immer mehr Musikfans zu ihren Konzerten. Und so zeigten die charismatischen Düsseldorfer auch diesmal in München von ihrer besten Seite und lieferten ein Potpourri aus neuen, wie auch alten, im Live-Programm etablierten Songs und feierten textsicher und mit großer Spielfreude eine mehr als 2-Stündige Show vor großem Publikum.
Die Bindung zwischen Band und Publikum fällt positiv auf, denn Broilers-Sänger Sammy Amara sucht zwischen den Songs immerzu den Kontakt zu seinen Konzertbesuchern, flirtet auf eine freundschaftliche Art mit Fans, witzelt und kommentiert die regionalen Befindlichkeiten, wie den Fußballverein oder die vielfältigen Biersorten, durch die er sich im Laufe des Abends professionell durcharbeitet. Mit „In 80 Tagen um die Welt“ und „Paul der Hooligan“ finden auch alte Klassiker aus den 90er Jahren den Weg in die Setlist und werden mit tosendem Applaus aufgenommen.
Zwischendurch wählt Broilers-Schlagzeuger Andi Brügge dann aus dem Publikum passend zum gleichnamigen Song, den „Held In Unserer Mitte“ und bittet den Konzertbesucher einen Exklusivplatz in Bühnennähe an, während Bassistin Ines Maybaum einen Sicherheitshinweis durchs Mikrofon gibt, und darum bittet, dass alle Konzertbesucher aufeinander aufpassen und am Boden liegende Leute im Pogokreis von ihren Musikfreunden aufgesammelt werden. Ordnung muss sein und vermutlich wird es bei den neueren Fans schon einige verwunderte Gesichter gegeben haben, wenn Rude und Boot Boys zum skanken und pogen in gewohnter Manier das Tanzbein schwingen.
Gleich darauf liefert Sammy Amara in der Ankündigung des Hits „Meine Familie“ die Weisheit des Tages: „Ein Lied für die ehrenwerte Leute, die dir beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht halten, sanft über den Rücken streicheln, und zu dir sagen: Gleich kannst du weitersaufen.“ Ein Lied auf die Fangemeinde und die Familie, in die man nicht hineingeboren wird, sondern sich selbst ausgesucht hat.
„Beurteilt die Menschen nach ihrem Tag, nicht nach ihrer Hautfarbe!“ – Bühnenzitat von Sammy Amara
Mit dem Lied „Nur ein Land“ manifestiert die Band ihre klare Haltung in puncto Weltoffenheit und den Mittelfinger gegen Patriotismus und Nationalstolz. Außerdem im Repertoire der Song „Keine Hymnen Heute“, der bis dato wohl bekannteste und wichtigste Musikbeitrag der Broilers, vom aktuellen Album »(sic!)«. Ein klares Statement gegen den aktuellen Rechtsruck in der Gesellschaft. Melodisch, hart und gewaltig nach vorne drückend wird der Song unter minutenlangen „Nazis Raus!“-Chören frenetisch gefeiert.
Als alle Konzertbesucher nach den letzten Klängen geschlossen die Halle verlassen, bleibt mir am Ausgang ein glatzköpfiger Mann im Beisein seiner Freundin in Erinnerung. In seiner Nase , war ein Tampon gestöpselt, vermutlich um eine Nasenblutig zu stoppen, die er sich beim Pogotanz im wild tobenden Mob zugezogen hat. Glücklich war er dennoch – darüber, dass ihm die Broilers einen tollen Abend beschert haben und darüber, dass er am nächsten Tag gewiss ausschlafen konnte.
Besser hätte das Broilers-Jahr 2017 nicht eingeleitet werden können.
Die Broilers sind noch bis zum 15. April auf Tournee. Konzertkarten für die Broilers Live-Shows gibt es beim Ticketanbieter Eventim.de. Im Sommer wird die Band auf den wichtigsten Festivals in Deutschland, Österreich und der Schweiz gastieren.
Im Sommer wird bei vielen Festivals als Headliner oder Co-Headliner Station gemacht, weitere Pflichttermine für eingefleischte Fans sind auch die beiden eigenen großen Broilers-Open Airs in Dresden am Elbufer und in der Wuhlheide Berlin.
Konzertbericht von Marcus
Broilers sind:
Sammy Amara (Gesang, Gitarre) +++ Ron Hübner (Gitarre) +++ Ines Maybaum (Bass) +++ Andi Brügge (Schlagzeug) +++ Chris Kubczak (Keys)
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Jede Menge von den BROILERS Konzertfotos aus dem Zenith in München am 01.04.2017 gibt es hier in der Bildergalerie:
Foto Credits: Marcus Liprecht für Pressure Magazine
BROILERS Setlist vom 1.4.2017 München Zenith
Intro
Preludio: Vanitas
Zurück zum Beton
Tanzt du noch einmal mit mir?
Bitteres Manifest
Paul der Hooligan
Wo es hingeht
Die Beste aller Zeiten
Ist da jemand?
Meine Familie
In 80 Tagen um die Welt
Zu den Wurzeln
Ihr da oben
Lofi
Harter Weg (Go!)
Nur ein Land
Dumm und glücklich
Wie weit wir gehen
Keine Hymnen heute
Ich brenn‘
33 rpm
Held in unserer Mitte
Zusammen (Slime cover)
Nur nach vorne gehen
Zugabe:
Die Letzten (an der Bar)
Cigarettes & Whiskey
Irgendwas in mir
Meine Sache
Zugabe 2:
Ruby Light & Dark
Blume
Outro
(Don’t Stop Believin)