Konzertbericht: Enter Shikari – München 28.02.2024, Zenith

Enter Shikari - Zenith in München ©wearephotographers
Enter Shikari - Zenith in München ©wearephotographers

Cease Fire and play your guitar.

Es gibt Bands die sich dem stilbehafteten Schubladendenken verweigern und konsequent ihr Ding durchziehen. Und nebenbei auch noch die ein oder andere politische Meinung vertreten. Enter Shikari sind ein Paradebeispiel dafür. Die Briten aus St. Albas haben letztes Jahr Album Nummer Sieben mit dem malerischen Titel „A kiss for the whole world“ veröffentlicht und spielen das Abschlusskonzert der gleichnamigen Tour im Münchner Zenith.

Die Vorbands Blackout Problems und Fever 333 repräsentieren das Yin und Yang des Sounds der Hauptband : Alternativrock mit Electro auf der einen, Hardcore mit HipHop auf der anderen Seite. Die grosse Gemeinsamkeit liegt bei allen Bands in der politischen Überzeugung, nach dem Motto „von links nach links“. Besonders Fever 333 stacheln das Publikum gekonnt zur rage against the machine auf, ohne aber an die musikalische Brillanz der übermächtigen Vorbilder aus LA ranzukommen.

Ein bisschen ruhiger starten Enter Shikari ins Konzert als Frontmann Rou Reynolds erstmal solo den Poetry Slam „System“ in absoluter Dunkelheit vorträgt, welcher nahtlos in den Song „Meltdown“ übergeht. Von allen Anfang an gibt die Band Vollgas und reizt ihr Potential voll aus. Der Sound ist perfekt, und für das Auge wird viel geboten. Die Bühne ist eine einzige Videoleinwand mit mächtigen Türmen auf beiden Seiten, auf denen zu den Songs fast pausenlos Videoclips laufen, die auch gut in der Pinakothek in der Moderne gezeigt werden könnten. Hier wird die optische Unterstützung fast zum fünften Bandmitglied… ebenso wie das Publikum, das die Halle in einen riesigen Moshpit verwandelt.

Kein Song hört sich an wie der Nächste, gemeinsamer Nenner ist Sänger Reynolds, der von Hardcore – Geschrei bis HipHop und der klassischen Ballade einfach alles kann. Und das kleine Trompetensolo bei „Jailbreak“ ist auch nicht schlecht. Nur eines kann er nicht : stehen bleiben. Auf der Bühne ist der Mann gefühlt an jedem Fleck überall zu jeder Zeit präsent. Und das reicht anscheinend noch nicht, bei „Bloodshot“ wird eine Leiter auf die Bühne gebracht, damit der Sänger auf einen der Türme klettern kann um im darauf projezierten Wassertank „einzutauchen“. Das Reynolds definitiv keine Höhenangst hat beweist er bei seinen zwei Solonummern, bei der die Bühne zur Skyline wird und er ganz oben auf der „Häuserkante“ sitzt und in schönster Lagerfeuerromantik schwelgt.

Die hat aber in seinen Ansagen absolut nichts zu suchen, da gibt es deutliche Kritik an dem Krieg Israels gegen Gaza, an sozialer Ungleichheit und Hass gegen Minderheiten. Das Publikum ist ganz auf seiner Seite und bekundet das auch lautstark. Bei „Loosing my grip“ darf Fever-333-Sänger Jason Aalon Butler noch mal kräftig mitshouten, wobei der Song meiner Meinung nach dadurch einen leichten Dimmu Borgir – Touch bekommt… Die Band hat bis jetzt nicht mit coolen Sounds und Ideen gegeizt, aber das witzige komplett deutsche Intro zu „The dreamers hotel“ setzt dem ganzen die Krone auf. Hier bleibt wirklich kein Auge trocken.

Der letzte Song des Abends ist „A kiss for the whole world“ und Enter Shikari beenden das Konzert und die Tour in München mit einem Knall, und nicht mit einem Wimmern. Ich bin beim nächsten Mal gerne wieder mit dabei.


Konzertbericht von Steffen Kimpel

Konzertfotos von Lutz wearephotographers

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