Im Gespräch mit Olaf, dem Gitarristen von Feine Sahne Fischfilet, enthüllen wir exklusiv die aufregenden Details über ihr brandneues Studioalbum „Alles glänzt“ (VÖ: 12. Mai 2023).

Die deutsche Punkrock-Band aus Mecklenburg-Vorpommern hat mit ihrer eindringlichen und politisch engagierten Musik bereits große Erfolge gefeiert und sich einen festen Platz in der deutschen Musikszene erobert. Mit ihrem neuesten Werk setzen sie ein deutliches Statement und präsentieren uns eine facettenreiche Sammlung von Songs, die zum Nachdenken anregen und den Zuhörer in ihren Bann ziehen.

In diesem Interview erfahren wir mehr über die kreative Entwicklung des Albums, die inspirierenden Einflüsse und die persönlichen Erfahrungen, die in die Entstehung dieser außergewöhnlichen Musik eingeflossen sind. Tauchen wir ein in die Welt von Feine Sahne Fischfilet und entdecken wir, warum ihr neues Album „Alles Glänzt“ (Album Review) eine absolute Hörempfehlung ist.

Wie habt ihr die längere Pause zwischen den Musikalben Sturm & Dreck und „Alles glänzt“ Album genutzt und welche Veränderungen sind dadurch in der Band entstanden?

Im Prinzip war es keine wirkliche Pause für uns. Wir hatten uns nach den vielen Jahren des Tourens vorgenommen, kurz Urlaub zu machen und dann mit den Arbeiten an einem neuen Album zu beginnen. Das haben wir anfangs auch getan, doch schon bald zeigte sich, dass wir uns durch das ganze Touren und das Fehlen von Pausen teilweise verloren hatten. Es gab unterschiedliche Vorstellungen darüber, was Feine Sahne Fischfilet ist, und so haben wir uns von den zwei ehemaligen Mitgliedern getrennt und standen ohne jemanden an der Gitarre da. Wir haben darüber nachgedacht, wie es weitergehen kann. Wir mussten nicht lange suchen, bis Hauke zu uns stieß. Das war und ist ein riesengroßer Glücksfall für uns.

Wie kam es zur Entscheidung, „Alles glänzt“ als Titel des neuen Albums zu wählen, und was bedeutet er für euch?

Die Entscheidung hat sich mit der Zeit ergeben. Ein Album ist immer ein Zeitraum, in dem wir unsere Erlebnisse und Eindrücke von der Welt und Gesellschaft zusammenfassen und beschreiben. Dieser Titel passt auf jedes Lied auf diesem Album. Es geht darum, wie viele Dinge und Menschen auf den ersten Blick erstmal glänzen. Das fängt bei uns selbst an. Wie oft vermittelt man vielleicht ein Gefühl, dass alles gut sei, obwohl man sich schlecht fühlt. Gerade in der jetzigen Zeit, in der das Internet und soziale Medien so im Fokus stehen, wirkt vieles auf den zweiten Blick nicht mehr so schön und glänzend. Ich habe das Gefühl, dass viele Dinge nicht wirklich hinterfragt werden, sondern oft nur geäußert werden, weil Menschen wissen, wofür es Beifall gibt, anstatt sich ernsthaft mit sich selbst oder unangenehmen Dingen zu beschäftigen.

Euer neues Album wird als Wiedergeburt und Aufbruch zu neuen Ufern beschrieben. Wie habt ihr das musikalisch umgesetzt, und was hat die Band getan, um dieses Album noch kraftvoller zu machen als eure vorherigen Alben?

Ab dem ersten Moment, als Hauke unseren Proberaum betreten hat, haben wir angefangen zu proben. Das tat sehr gut, denn es ist erstmal alles herausgeflossen, was sich angestaut hatte, und wir haben innerhalb kurzer Zeit gleich vier Lieder geschrieben, von denen auch zwei Singles wurden. Wir waren so viel im Proberaum wie noch nie. Gleichzeitig haben wir schon angefangen, uns mit Philipp Hoppen zu verabreden. Wir haben uns unglaublich gefreut, als er nach dem ersten Treffen zugesagt hat und mit uns arbeiten wollte. Philipp (Philsen) hat schon mit vielen großen Menschen der Musikszene zusammengearbeitet (Die Ärzte, Deichkind, Kraftklub). Es war für uns nicht selbstverständlich, dass er sofort zusagte. Die Zusammenarbeit war einfach großartig, und wir haben eine enge Freundschaft geschlossen.

Wie wichtig war die politische Message von Anfang an für Feine Sahne Fischfilet und wie hat sie sich im Laufe der Zeit entwickelt?

Die politische Message hat sich entwickelt, weil wir schon damals in den Dörfern, aus denen wir kommen, etwas reißen wollten mit allen coolen Leuten, und da gehörten Nazis, die immer sehr präsent überall waren (und auch noch sind), nicht dazu. So gab es eine klare Abgrenzung zu diesen Menschen, und so hat sie sich immer weiterentwickelt. Die politische Message spielt immer noch eine große Rolle, bloß dass sie nicht mehr so plakativ bespielt wird wie vor 10 Jahren, als wir noch jünger waren. Heute entsteht die politische Message durch die persönlichen Eindrücke und Geschichten, die wir erleben. Ob es um von der Gesellschaft vergessene Orte geht, wie in „Kiddies im Block“ beschrieben, die wir selber auch nur zu gut kennen, oder die ganz persönliche Angst um unser Leben und das Leben von Menschen, die uns nahe sind, wie bei „Angst zu erfrieren“.

Das Album enthält 12 Songs voller Leidenschaft und Kraft. Gibt es einen bestimmten Song, der dir besonders am Herzen liegt?

Das klingt wirklich abgedroschen, aber ich liebe jedes einzelne Lied auf dem Album 🙂 Ich mag die Ambivalenz der Lieder. Es gibt Lieder, in denen man versucht, der Welt gerecht zu werden und Lösungen zu finden, dann gibt es Lieder von Liebe und Schmerz und auch Lieder, bei denen man einfach nur eine gute Zeit haben will und an nichts Derartiges denkt.

„Kiddies im Block“ ist das Eröffnungsstück von „Alles glänzt“. Was hat euch bei der Entstehung des Songs inspiriert?

Das musikalische Grundgerüst des Songs hatten wir schon sehr früh. Wir hatten dann mehrere Texte für dieses Lied, und haben uns dann schließlich für einen Text entschieden, der perfekt auf das Musikalische passt und ein Thema hat, was uns schon seit jüngster Kindheit begleitet. Uns war dann sofort klar, dass es unsere erste Single werden würde.

Diese eine Liebe ist eine Hommage an alte Erinnerungen an Liebschaften, Heimatregion oder Dinge, die einem wichtig sind oder waren. Im Zusammenhang mit dem darauf folgenden Song Wenn’s Morgen alles vorbei ist oder auch „Tage zusammen“ würde uns interessieren, ob es Dinge gibt, die ihr im Blick auf den eigenen Werdegang, Kindheit oder Entscheidungen gerne ungeschehen oder anders gemacht hättet.

Ich glaube, kein Mensch kann von sich behaupten, dass er mit allen getroffenen Entscheidungen seines Lebens zufrieden ist. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass, wenn du mit Dingen und Entscheidungen unzufrieden bist, dich damit und vor allem mit dir selber auseinandersetzt, um Dinge zu verändern und besser zu machen. In manchen Liedern versuchen wir den Problemen auf den Grund zu gehen, und bei einem Lied wie „Wenn’s Morgen vorbei ist“ gibt man sich mal eine Auszeit davon und versucht einfach den Moment zu genießen.

Tut mir leid“ ist ein eher untypischer Song für Feine Sahne Fischfilet und hebt sich gesanglich von den restlichen Songs ab. Was hat dich dazu inspiriert, ein solches Lied zu schreiben?

Die Geschichte, wie Hauke nach so kurzer Zeit zu uns gestoßen ist, wir uns sofort verstanden haben und begonnen haben, Musik zu schreiben, ist schon etwas sehr Besonderes für uns und ein riesiger Glücksfall. Für uns Vier, aber auch für Hauke. Darüber mussten wir einen Text schreiben. Monchi und Hauke haben den Text zusammen geschrieben, und er trifft das Gefühl von Hauke sehr gut auf den Punkt. Es ist ein richtig schöner Popsong geworden und steht so auch wieder im Kontrast zu den anderen Liedern, was wir sehr schön finden.

Freaks dieser Stadt“ ist eine Hommage an die Musikszene, die euch umgibt. Was bedeutet euch dieser Song?

Der Song ist hauptsächlich eine Liebeserklärung an zwei Kneipen in Rostock und viele tolle Menschen, die uns seit Jahren begleiten und unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch in der Kneipe kommen alle zusammen und haben eine gute Zeit. Das ist auch das, was wir mit Feine Sahne auf unseren Konzerten versuchen zu erschaffen. Ein Ort, an dem sich die unterschiedlichsten Leute begegnen, eine gute Zeit miteinander haben und sich wohlfühlen.

Feine Sahne Fischfilet Bandfoto - Pressefoto: Erik Weiss
Feine Sahne Fischfilet Bandfoto – Pressefoto: Erik Weiss

Wie habt ihr die letzten Jahre wahrgenommen, in denen ihr immer bekannter geworden seid und größere Hallen bespielt habt?

Uns gibt es ja schon über 17 Jahre, und es hat sich von Anfang an immer Stück für Stück weiterentwickelt. Einen großen Sprung gab es dann mit „Sturm und Dreck“. Seitdem spielten wir auch größere Hallen. Aber es war so unglaublich viel zu tun (Konzerte, Kinofilm, Ärger mit Nazis usw.), dass man das kaum realisiert hat und es nur teilweise genießen konnte. In erster Linie haben wir immer versucht, nur gut abzuliefern. Wir haben recht schnell bemerkt, dass wir auf noch größeren Bühnen auch sehr gute Konzerte spielen können, und so wurde es immer normaler. Trotzdem bewahren wir es uns, auf großen und kleinen Bühnen zu spielen, sodass es immer etwas Besonderes bleibt.

Wie hat sich die musikalische Karriere“ von Feine Sahne Fischfilet in den letzten 15 Jahren entwickelt, und inwiefern hat sich eure Einstellung zum Erfolgreich sein mit Musik“ im Laufe der Zeit verändert?

Im Laufe der Zeit haben wir einen immer größeren Anspruch an unsere Musik entwickelt. Wir haben als Schülerband angefangen, bei der es nur darum ging, mal aus dem Dorf/Kleinstadt herauszukommen und woanders Konzerte zu spielen. Irgendwann gab es diesen Punkt, an dem wir merkten, wie sehr uns das Schreiben von Liedern Spaß macht und wollten uns verbessern. Dann ist uns auch bewusst geworden, dass uns viele Menschen sehen wollen und Eintritt zahlen. Ab dem Zeitpunkt ist es dir nicht mehr egal, ob du schlecht spielst, sondern du willst den Leuten etwas bieten. So ging das immer weiter, und aus meiner Sicht gibt es immer noch Potential. Bei „Alles glänzt“ war es wirklich schön zu merken, wie gerne und wie produktiv wir im Proberaum sind. Wir haben uns zum ersten Mal richtig Zeit für die Lieder und Texte genommen. Wir sind alle nach wie vor sehr glücklich und dankbar, sagen zu können, dass es unser Job ist, Musiker zu sein. Klar gibt es sehr stressige Zeiten, aber nichts tun wir lieber, als auf der Bühne zu stehen und Konzerte zu spielen.

In Bezug auf den Ausstieg zweier Bandmitglieder im Sommer 2021: Wie habt ihr die Spannungen und Differenzen innerhalb der Band überwunden, und was hat euch dabei geholfen?

Ab dem Zeitpunkt, als wir nur noch zu viert waren, ging alles viel leichter von der Hand. Wir hatten wieder eine klare gemeinsame Richtung. Und mit Hauke haben wir einen guten Freund dazugewonnen. Wir haben sehr viel geredet, Ausflüge gemacht und uns noch besser kennengelernt. Zum Beispiel sind wir zusammen nach London zum Turnstile-Konzert geflogen oder waren ein paar Tage auf Usedom. Vor allem hat uns die Zeit im Proberaum und bei Philsen sehr zusammengeschweißt. Es hatte schon etwas Therapeutisches, zusammen Musik zu machen.

Wie seht ihr die zukünftige Entwicklung von Feine Sahne Fischfilet, und welche Pläne habt ihr für die nächsten Jahre?

Wir möchten auf keinen Fall stillstehen und wollen uns musikalisch, wie auch menschlich immer weiterentwickeln. Das haben wir schon immer getan, nur so sind wir gleich geblieben. Wir haben erstmal Lust, mit dem neuen Album auf Tour zu gehen und viele Städte zu bespielen. Das „Wasted in Jarmen“ Festival, das wir dieses Jahr endlich wieder veranstalten, wollen wir auch etablieren. Vor allem wollen wir auf keinen Fall noch einmal fünf Jahre warten, bis wir ein neues Album herausbringen.

Das Interview mit Olaf, dem Gitarristen von Feine Sahne Fischfilet, führte Marcus Liprecht im Mai 2023

Feine Sahne Fischfilet Alles glänzt - Veröffentlichung: 12. Mai 2023
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Feine Sahne Fischfilet – Tour Termine 2023

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19.05.2023 Wien, Arena Open Air
30.06.2023 Karlsruhe, Kulturbühne
14.07.2023 Dortmund, Westfalenpark
15.07.2023 Dresden, Filmnächte am Elbufer
22.07.2023 Wiesbaden, Kulturpark Schlachthof
29.07.2023 Berlin, Wuhlheide
18.08.2023 Hamburg, Open Air am Großmarkt
26.08.2023 Losheim, Strandbad Open Air

Feine Sahne Fischfilet – Kiddies im Block (Official Video)

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