Am 8. September 2023 veröffentlichte die norwegische Band Fixation ihr erstes Album mit dem Titel More Subtle Than Death und hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Musikszene gemacht. 2024 standen sie beim Line-up des renommierten Masters of Rock Festivals auf der Bühne und teilten diese mit Größen wie Judas Priest, Avantasia, Doro und vielen weiteren bekannten Musikern der Rock- und Metalszene.

Patrick Meerwald vom österreichischen Magazin Stark!Strom und ich hatten während des Masters of Rock Festivals die Chance, der Band Fixation in einem Interview einige Fragen zu stellen. In unserem Gespräch ging es um die Themen Genres, das Festivalerlebnis, Social Media und insbesondere um das Thema Mental Health, das die Band in ihren Songtexten vermehrt aufgreift.

Also, zunächst einmal, wie fühlt es sich an, auf diesem Festival zu spielen? Ihr habt die Bühne mit Judas Priest geteilt. Hättet ihr jemals gedacht, als ihr als Band angefangen habt, dass so etwas in nur ein paar Jahren möglich sein würde?

Es war schon immer ein Traum, so etwas zu machen. Seit wir angefangen haben, haben wir Tourvideos von Bands gesehen und gedacht: „Eines Tages werden wir das auch machen.“ Und jetzt, auf der Bühne zu stehen und zu wissen, dass Judas Priest gestern auf der gleichen Bühne gespielt haben, ist ziemlich verrückt. Es ist verrückt! 

Wie bereitet ihr euch auf einen Festivalauftritt vor? Was ist der Hauptunterschied im Vergleich zu einem Clubkonzert?

Beide haben ihren eigenen Reiz. In Clubs hat man diese rohe Energie und man kann direkter mit dem Publikum in Kontakt treten, weil es so nah ist. Aber auf diesen großen Bühnen ist es ein bisschen schwieriger, diese enge Verbindung herzustellen. Man hat diesen großen Abstand zwischen sich und dem Publikum, aber es macht auch wirklich Spaß, weil man herumlaufen kann und eine riesige Menge vor einem steht. Das ist auf seine eigene Art und Weise großartig. Wir haben nach unserem Auftritt ein Meet and Greet gemacht und viele Leute kamen auf uns zu und sagten, dass sie uns zum ersten Mal gehört haben. Sie haben einfach unseren Namen auf dem Plakat gesehen und wollten uns auschecken. Das ist eines der coolen Dinge an Festivals – man bekommt so viel mehr mit.

Werdet ihr euch Zeit nehmen, um andere Bands und Künstler zu sehen, während ihr hier seid, oder seid ihr nur hier, um zu spielen?

Nein, wir versuchen, so oft wie möglich andere Bands zu sehen. Wir haben gestern Abend versucht, Judas Priest zu sehen, aber wir kamen etwa zwanzig Minuten vor ihrem Auftritt an, und es regnete in Strömen. Es war verrückt. Wir haben es dann leider nicht geschafft. Aber sonst schauen wir uns andere Bands sehr gerne an. 

Ihr habt einmal in einem Interview erwähnt, dass Musik für euch eine Möglichkeit ist, Frustrationen abzubauen. Habt ihr einen Rat für Leute, die keine Musik als Ventil haben?

Musik ist einfach eine andere Form der Kommunikation. Und Kommunikation ist der Schlüssel, um diese frustrierenden Gefühle loszuwerden. Mir hilft es als Sänger, wenn ich über meine Gefühle sprechen kann, sei es mit Freunden, der Familie oder sogar durch unsere Musik mit dem Publikum. Es einfach rauszulassen ist wichtig. Uns hilft es auch, neue Musik zu entdecken und unsere Lieblingsbands zu hören, um Frust abzubauen. Damit hat ja damals alles angefangen. Es geht aber nicht nur um Musik. Ich denke, Kunst im Allgemeinen ist eine großartige Möglichkeit, sich auszudrücken und mit Frustration umzugehen. Ob es nun Malerei, Theater oder Filme sind – Kunst hilft. Aber ja, das Wichtigste ist, mit jemandem zu reden, mit Leuten zusammen zu sein, bei denen man sich gut fühlt und keine Angst zu haben, sich zu öffnen.

Welcher Song, den ihr heute gespielt habt, ist für euch am wichtigsten und warum?

Der erste Song, den wir gespielt haben, ist unser neuester und er ist wichtig, weil er die Kunst repräsentiert, die wir gerade schaffen. Aber von unserem Debütalbum sticht „More Alive“ heraus. Die Energie und die Botschaft dieses Songs sind immer noch sehr aktuell. Es geht darum, wie Kinder heute in den sozialen Medien aufwachsen und um die toxischen Bilder, wie man zu sein hat. Es ist wichtig das hervorzuheben, denn viele Kinder fühlen sich unsicher, wenn sie in diesem Umfeld aufwachsen und diese sogenannten perfekten Leben sehen, die nicht einmal real sind.

Warum ist die psychische Gesundheit ein so wichtiges Thema für euch?

Jonas Hansen: Es ist wichtig für mich, weil ich als Teenager damit zu kämpfen hatte. Musik war für mich eine große Hilfe, diese Gefühle zu erkennen und zu verarbeiten. Wenn ich Musik hörte, die das ansprach, was ich durchmachte, hatte ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Deshalb wollte ich Musik machen, um diese Gefühle auszudrücken und hoffentlich jemandem zu helfen, der vielleicht dasselbe durchmacht.

Ihr habt die sozialen Medien erwähnt – seht ihr sie als eine gute oder eine schlechte Sache für euch als Musiker und als Individuen?

Jonas Hansen: Als Musiker ist es eine gute Sache. Es ist etwas, das wir tun müssen, ein Teil des Jobs, auch wenn es ein bisschen traurig ist, dass es so sein muss. Aber es ist ein guter Weg, um mit den Fans in Kontakt zu treten und Aufmerksamkeit zu erlangen. Als Mensch finde ich Social Media allerdings nicht so toll. Wenn ich nicht in einer Band wäre, würde ich sie nicht benutzen. Ich bin süchtig danach und scrolle stundenlang über sinnloses Zeug. Es ist nicht alles schlecht, aber es ist definitiv eine gemischte Sache.

Ich möchte ein paar Fragen zu den Genres stellen. Eure Musik wird oft als „Progressive Metal“ bezeichnet. Was macht eure Musik „progressiv“ im Vergleich zu anderen Metal-Genres?

Wir persönlich machen uns nicht viel aus Genres. Dafür haben wir uns nie wirklich interessiert. Es fällt uns schwer, unsere Band selbst zu definieren. Wir haben noch nie gesagt: „Wir sind dieses Genre“. Es ist eher etwas, das andere über uns sagen – ob es nun Metalcore, Post-Metalcore oder Progressive Metalcore ist. Wir machen einfach gerne Musik.

Wir haben gestern eine andere Metal-Band interviewt, und sie sagten, sie seien das Gegenteil von Metal, weil Metal oft als negativ angesehen wird und sich mit traurigen Situationen und Depressionen beschäftigt. Ihr redet über Frustration und andere ernste Themen. Würdet ihr sagen, dass es für euch schwieriger ist, über fröhliche oder positive Dinge zu schreiben? 

Jonas Hansen: Ich glaube nicht, dass es mir schwer fällt, über positive Dinge zu schreiben. Ich habe eine andere Band, in der ich fröhlichere Songs schreibe. Aber bei Fixation geht es textlich mehr darum, diese tieferen Gefühle auszudrücken. Es muss aber nicht immer negativ sein.

Vorhin hast du erwähnt, dass du Frustrationen durch Musik ausdrücken kannst. Betrachtet ihr eure Songs als therapeutisch für euer Publikum, oder sind sie hauptsächlich für euch selbst?

Eigentlich ist es beides. Songs zu schreiben und sie auf der Bühne zu performen ist für uns therapeutisch. Aber wenn ich mir die Reaktionen unserer Fans ansehe, denke ich, dass es auch für sie therapeutisch ist. Wir bekommen Nachrichten und Kommentare von Leuten, die sagen, dass sie sich mit einem bestimmten Song verbunden fühlen und dass er ihnen geholfen hat, eine schwere Zeit zu überstehen. Dann weiß man, dass es sich gelohnt hat, dass die Musik die Menschen so erreicht, wie wir es uns erhofft haben.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns zu sprechen.

Das FIXATION Interview führte Mia Lada-Klein

Foto: Sebastian Ludvigsen

FIXATION sind:

Jonas Hansen (Vocals and keys)
Martin Stenstad Selen (Guitar)
Tobias Østerdal  (Guitar)
Martin Gravdal (Bass)
Mats Klevar Holm (Drumms)

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