Ende Oktober ist das neue Album „Nie wieder Kirmesmusik“ der Band El Bosso meets The Skadiolas erschienen. Wir trafen Bosso & Tim und konnten ihnen einige Fragen stellen.

 

 

Hey, ich hoffe, es ist alles gut bei euch und ihr genießt den Winter?

Tim: Ja Moin, ich genieße den Winter gerade ganz besonders, da mein Sohn Emil vor wenigen Tagen geboren wurde.

 

Bosso: Ja, auch wenn es sich hierbei nicht um meine Lieblingsjahreszeit handelt fühle ich mich wohl und blicke zurück auf ein schönes Jahr mit zwei tollen und sehr unterschiedlichen CD-Veröffentlichungen mit meiner Beteiligung. Das erfüllt einen schon mit Stolz!

Herzlichen Glückwunsch Tim! Am 26. Oktober ist euer neues Album „Nie wieder Kirmesmusik“ erschienen. Wie kam der Titel zustande?
Tim: Der Titel ist eine Hommage an Frank Oppa Herbst, seines Zeichens Chef unseres Vinyl Labels Crazy United Records und kein wirklicher Ska Fan. Schon bei der Veröffentlichung unseres ersten Albums („Helden der Nacht“) hat er uns oft und gerne als Kirmesmusikanten beschimpft. Als sich dann das zweite Album ankündigte dachten wir, kommen wir ihm wenigstens mit dem Namen entgegen, dann fällt ihm das Ganze nicht so schwer. Im Nachhinein kann man nur sagen, dass der Trick funktioniert hat, denn auf „Nie wieder Kirmesmusik“ gibt es sogar ein Lied das ihm gefällt („Ein Lied für dich“) und er hat uns sogar im Studio besucht (als Schulle seinen Teil dazu eingesungen hat hehe).

 

Gebt uns bitte einen kleinen Einblick in das Album.
Bosso: Auch wenn es musikalisch vielleicht härter als unser Debüt ist, so ist es doch von den Texten her fast durchweg positiv und lebensbejahend. Es sagt: Gib nicht auf, lass Dich nicht unterkriegen, nicht vom Leben, aber auch nicht von anderen Leuten oder Deiner Ex („Nimm die Fäuste hoch“, „Die schlechteste Freundin der Welt“)! Es sagt aber auch Danke! Danke an unsere Fans und an die, die zu unseren Konzerten kommen und uns unterstützen („Ein Lied für Dich“).

 

Tim: „Ein Lied für dich“ – Ich bin hier in Münster und Umgebung schon ziemlich lange auf Punk-, Ska- und was auch immer Konzerten unterwegs und konnte beobachten wie immer weniger Leute kamen und dann noch über 5 Euro Eintritt bei 3 Bands gemeckert wurde. Dieselben Leute sitzen in irgendwelchen Kneipen rum, saufen sich für viel Kohle den Arsch zu, meckern über ihre „Szene“ und wundern sich dann, dass hier kaum noch Konzerte stattfinden.  Ich habe selber Konzerte veranstaltet an denen 30 Leute vor der Tür standen, ihr Bier tranken und warteten bis freier Eintritt ist um keine 8 Euro für eine Band aus England zu bezahlen. Für solche Typen definiert sich Punkrock durch „Am Wochenende saufen gehen“, aber das kann man auch im Schützenverein und hat nichts mit einer Gegenkultur zu tun. Lange Rede, kurzer Sinn, anstatt wie die alten Männer, die wir ja leider schon sind, über alles zu meckern, haben wir ein Lied über die Leute geschrieben, die noch auf Konzerte gehen, die die Musik und die Subkultur leben und dadurch die Punkrockfahne hochhalten!

„Was wichtig war“ – Dieses Lied habe ich bewusst ausgesucht, da der Text hier nicht alleine von mir stammt, sondern eine Zusammenarbeit mit Lars (unserem Gitarristen) ist. Der absolut brilliante Text des Refrain des Liedes stammt von ihm. Es hat was wirklich ehrliches, denn viele besondere Momente einer Beziehung passieren halt nicht in einer lauen Sommernacht auf dem Tigerfell vorm Kamin während vorm Haus zufällig gerade ein Streicherquartett Mozart spielt, sondern besoffen in irgendeiner Kneipe oder auf einer Party. Ich kenne so viele Kerle die total besoffen, typisch Antihelden, um 3 Uhr nachts ihre Freundin/Frau anrufen um ihr ins Ohr zu lallen, dass sie sie lieb haben. Wir stehen halt zu dieser stolzen Tradition!

„Spaßbremse“ – Ist halt einfach ein lustig gemeintes Lied, dass sich direkt auf einen Typen bezieht, den ich mal kannte. Der Kerl hat konstant über alles gemeckert, was wir gemacht haben und sich immer für was Besseres gehalten und klebte trotzdem an uns wie eine Klette. In einem der ersten Reviews zu dem Album wurde uns vorgeworfen, der Song wäre eine humorlose Kampfansage an Nonkonformität. Das ist aber grober Blödsinn, denn wir sagen ja nicht der Typ soll sich anpassen, sondern er soll sich neue Freunde suchen.

 

CD-Review: „El Bosso meets The Skadiolas – Nie wieder Kirmesmusik“

 

Als Gastmusiker hört man Bosky (The Hotknives), Gunnar (Dritte Wahl) und Schulle (Toxpack). Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Bosso: Tim kennt sie einfach alle und Schulle hatte noch was gut zu machen haha
(Anmerkung von Tim: Schulle hat Bosso beim SOB Festival 2012 unbekannterweise aus dem Backstage geschmissen haha)

 

Tim: Zu Bosky besteht der Kontakt schon seit der Veröffentlichung unseres ersten Albums, 2010 haben wir ja auch eine Split Single mit den Hotknives veröffentlicht. Wir haben ihn einfach gefragt und er hat sofort zugesagt ein paar Lieder mit uns einzuspielen. Die Hotknives kenne ich schon seit Anfang der 90er Jahre und war immer ein großer Fan, von daher hat sich da auch ein kleiner Traum erfüllt. Nebenbei ist Bosky auch einer der nettesten Menschen, die ich je kennengelernt habe.

Mein allererstes Punkkonzert war 1993 Dritte Wahl in Emsdetten. Als wir 2010 erfuhren, dass ein Tribute Sampler erscheinen soll sind wir sofort ins Studio gerannt. Danach haben ich Gunnar einfach angesprochen, ob er den weiblichen Teil von „Alle Tage, alles gleich“ singen will (er hat ja auch eine seidenweiche stark feminine Stimme hehe). Erst haben wir uns im Studio getroffen, dann gingen wir einen trinken. Jetzt treffen wir uns halt hin und wieder auf ein Bierchen und ich war auch schon als Fotograf mit Dritte Wahl auf Tour. Wir sind sehr stolz darauf, dass er auf unserem neuen Album auch vertreten ist.

Mit Schulle ist der Kontakt über ein Interview entstanden, dass ich mit Toxpack 2011 gemacht habe. Irgendwie blieben wir danach in Kontakt und haben auf dem Son of a Bastard Labelfestival 2012 an der Bar beschlossen was zusammen zu machen. Lustigerweise waren Toxpack ein paar Wochen später auf Tour in Münster und so konnte Schulle gemütlich bei uns im Studio einsingen. „Ein Lied für dich“ ist ihm ja förmlich auf den Leib geschnitten und er musste nur mit leicht angezogener Handbremse gröhlen hehe. Wir wollten bei unserem zweiten Album ein wenig mehr rumexperimentieren und da war Schulle genau der richtige Mann!

 

 

Was beeinflusst euch beim schreiben der Texte?
Tim: Die Inspiration für die Texte kommen einfach aus meinem Alltag. Ich setze mich eigentlich nie an den Schreibtisch mit der Absicht zu texten. Meistens fällt mir ein einzelner Satz ein, der mir gefällt und dann baue ich langsam ein Gerüst um ihn herum. Im Studio fällt mir dann auf wie scheiße die Idee war und ich schreibe alles in den letzten fünf Minuten nochmal um – hehe.

 

Ihr seid dieses Jahr noch ordentlich unterwegs, was Konzerte betrifft. Wie bereitet ihr euch vor und was können die Fans erwarten?
Bosso: Ich versuche natürlich körperlich und mental 100% fit zu sein, wie immer und arbeite jetzt schon sämtliche Fips Asmussen-Hörbücher durch, damit es zwischen den Songs nicht immer so still ist. Nein, im Ernst, wir freuen uns auf die Konzerte und die Gäste, die kommen werde. Sie dürfen sich auf ein energiegeladenes Konzert mit Songs von beiden Alben freuen und Mitsingen ist natürlich auch wieder angesagt, also: Schön die Platten in Dauerrotation hören und Texte lernen!

 

Tim: Dieses Jahr halten wir aus verschiedenen Gründen erstmal die Füße still, aber im nächsten Jahr soll es dann losgehen. Die bereits bestätigten Termine sind:
22.02. – Osnabrück, Westwerk
23.02. – Pforzheim, Bottich
23.03. – Bamberg, Morphclub
Wir proben halt vorher intensiv mit den Skadiolas, die alle in Münster wohnen und treffen uns dann mit Bosso um die Sache abzurunden. Erwarten können die Zuschauer Songs vom alten und neuen Album, schlechte Witze und natürlich den „El Bosso“ zum trinken.

 

Was sind eure weiteren Pläne für die Zukunft?
Bosso: Das lassen wir echt entspannt auf uns zukommen, es gibt aber noch die ein oder andere Idee, bzw. ein konkretes Projekt.

 

Tim: Im Moment ist eine ganz besondere Single in Planung, über die aber noch nicht zuviel verraten werden darf. Es wird aber auf jeden Fall eine lustige Aktion. Darüber hinaus gibt es schon ein paar Ideen für Veröffentlichungen und Konzerte, aber das ist alles noch nicht spruchreif.

 

Vielen Dank, die letzten Worte gehören euch!
Bosso: Danke für das Interview und Gruß und Dank an alle Fans da draußen. Wie gesagt: Wir freuen uns auf Euch bei den Live-Shows!

 

Interview von Florian Puschke im Dezember 2012

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