Gewittergitarren gegen den Regen: Metallica eröffnen M72 World Tour in München. Eine regnerische Nacht voller Donner und Metal.
Als die Dämmerung über München hereinbrach, sammelten sich 75.000 Seelen im legendären Olympiastadion, bereit für ein Spektakel der Extraklasse. Die US-Rockband Metallica, Botschafter des Heavy Metal, eröffneten hier den ersten Akt ihres mit Spannung erwarteten Doppelkonzertes. Während dunkle Wolken am Himmel aufzogen, begann ein Abend, der trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Elemente in die Annalen der Rockgeschichte eingehen sollte.
Die Arena der Titanen: Metallica im Zentrum des Geschehens
Inmitten des Stadions, auf einer kreisrunden Bühne, die mehr an eine Kampfarena erinnerte, positionierten sich die Metal-Götter, stets in Bewegung, ein visuelles und musikalisches Feuerwerk entfachend. Die Hardcore-Fans in der sogenannten ‚Snake Pit‘ bekamen ihre Götter fast zum Anfassen nah, während der Rest des Publikums von den acht gigantischen Wasserturm-ähnlichen LED-Wänden um die Bühne in den Bann gezogen wurde. Jede Geste, jeder Akkord wurde zu einem visuellen und akustischen Ereignis.
Ein Konzert der Superlative: Die Setlist, die keine Wiederholungen duldet
Mit dem Einmarsch zu den Klängen von AC/DCs „It’s a long way to the top“ ließ die Band keinen Zweifel daran, dass die Fans eine unvergessliche Nacht bevorstand. Mit dem klassischen Intro aus Sergio Leones „Il buono, il brutto, il cattivo“ und dem unverwechselbaren Soundtrack von Ennio Morricone fühlte sich das Publikum sofort in eine andere Welt versetzt. Metallica, bekannt dafür, keine Gefangenen zu nehmen, präsentierten eine zuvor nicht bekannte Setlist, die die Herzen der Fans höherschlagen ließ. Mit „Whiplash“ als fulminantem Auftakt und einer Serie von Hits und tiefgehenden Albumtracks präsentierte die Band eine musikalische Reise, die sowohl ihre Anfänge ehrt als auch den neuen Horizont ihres aktuellen Albums „72 Seasons“ auslotet.
James Hetfield, Lars Ulrich, Robert Trujillo und Kirk Hammett präsentierten insgesamt 16 Lieder. Die Hauptattraktion des Abends bildeten die Songs der neuesten Platte „72 Seasons“ sowie des als „The Black Album“ bekannten „Metallica“-Albums, von denen jeweils drei gespielt wurden. Von den Alben „Kill ‚Em All“, „Master Of Puppets“, „Reload“ und „Ride The Lightning“ wurden jeweils zwei Titel dargeboten. Die Alben „Death Magnetic“ und „Hardwired… To Self-Destruct“ wurden hingegen nur mit einem Lied repräsentiert.
Ode an München: ‚Hofbräuhaus Funk Jam‘
In einer Geste, die sowohl die Verbundenheit zur Stadt als auch den unkonventionellen Geist der Band symbolisiert, brachten Metallica mit „Hofbräuhaus Funk Jam“, ein Instrumentalstück mit Charme auf die internationale Bühne. Das Duett von Trujillo und Hammett war nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch eine Liebeserklärung an die Stadt und ihre Bewohner.
Regen, der die Rockgötter nicht aufhalten kann
Das Wetter eskalierte, und während die Bühne sich in einen See verwandelte, zeigte sich Frontmann James Hetfield vom Regen unbeeindruckt und kommentierte es mit den Worten „Es ist doch nur Wasser“. Der Regen, der sich zunächst in einzelnen Tropfen zeigte, entwickelte sich bald zu einem tosenden Gewitter. Doch weder die Band noch die Fans ließen sich davon beeindrucken. Lars Ulrich spielte mit nacktem Oberkörper, während der Regen seine Trommeln in kleine Springbrunnen verwandelte.
Die Musiker zeigten, dass sie nicht nur Meister ihrer Instrumente, sondern auch des Moments sind, indem sie dem strömenden Regen trotzten und die Bühne voll ausnutzten. Wasserlachen wurden zu Teil der Choreographie, während die Band ihre Fans auf keiner Seite des Stadions vernachlässigte.
Ein zweites Mal Metallica: Der Sonntag als Zugabe
Das Konzept des „No Repeat Weekend“ verspricht, dass das zweite Konzert am Sonntag eine komplett andere Erfahrung bieten wird. Fans und Gastronomie dürfen sich gleichermaßen freuen, denn das bedeutet ein ganzes Wochenende im Zeichen von Metallica in München.
Eine Vermarktungsstrategie, die nachdenklich stimmt
Während die Band mit dem Doppelkonzert Reisekosten spart, gibt das treue Publikum für ein unvergessliches Rockwochenende gerne etwas mehr aus. 15 Euro für einen Aperol Sprizz mit 3 Euro Becherpfand ist vielleicht nicht das passende Getränk für ein Metal-Konzert, aber kann man durchaus mal auf sich wirken lassen. Diese Strategie mag einen Beigeschmack haben, doch die Erinnerung an diese Nacht wiegt schwerer als jede Diskussion um Kommerzialisierung.
Das große Finale: ‚Master of Puppets‘ als krönender Abschluss
Mit „Master of Puppets“ erreichte der Abend seinen Höhepunkt, das Stadion schien in einem einzigen Chor „Master! Master!“ zu rufen. Nachdem Metallica die letzten Süßigkeiten ins Publikum geworfen hatten, verabschiedeten sie sich mit einer tiefen Verbeugung. „Wir sehen uns am Sonntag“, hallte es von der Bühne – ein Versprechen auf ein weiteres Kapitel dieser epischen Metal-Saga. Das gestrige Konzert war ein Beweis für die Unverwüstlichkeit von Metallica und ihrer Musik.
Im Vorprogramm spielten Architects und Mammoth WVH als Support, während am Sonntag, 26. Mai 2024, Five Finger Death Punch und Ice Nine Kills das Publikum begeistern werden.
Die Echos dieser stürmischen Nacht werden noch lange in den Herzen der Münchner Fans nachklingen.
Das nächste Open-Air-Konzert von Metallica findet auf einem Festival bei Wien am 1. Juni statt. Mit ihrem exklusiven Österreich-Konzert bei Racino Rocks in Ebreichsdorf (nahe Wien) werden rund 60.000 Besucher erwartet.
Wie kann man Tickets für das Metallica-Konzert in München erwerben?
Tickets für die Metallica-Shows im Münchner Olympiastadion sind noch begrenzt über ticketmaster.de oder den Eventim-„Fansale“ erhältlich. Die regulären Preise für Resttickets beginnen bei 149 Euro, im Wiederverkauf gibt es einige ab 120 Euro, und beim Fansale gibt es Angebote ab 114 Euro.
Konzertbericht von Marcus Liprecht
METALLICA – Setlist vom 24.05.2024
1. Whiplash
2. For Whom the Bell Tolls
3. Of Wolf and Man (Tour-Debüt)
4. The Memory Remains
5. Lux Æterna
6. Too Far Gone?
7. Fade to Black
8. Shadows Follow
9. Orion
10. Nothing Else Matters
11. Sad but True
12. The Day That Never Comes
13. Hardwired
14. Fuel
15. Seek & Destroy
16. Master of Puppets