Die Berliner Mathcore-Band WAR FROM A HARLOTS MOUTH haben im Oktober ihr bereits viertes Album „Voyeur“ veröffentlicht. In der Plattenkritik beim Pressure Magazine räumten die Durchstarter bereits die volle Punktzahl ab. Grund genug, uns mit Gitarrist Simon über die Entstehung der Scheibe zu unterhalten.

 

Am 19.Oktober kam euer neues Album „Voyeur“ auf den Markt und nun steht die Tour vor der Tür. Worauf freut ihr euch besonders?

Das lässt sich so genau gar nicht benennen. Es herrscht grundsätzlich einfach Freude darüber, die neuen Songs live spielen zu können und somit das neue Album vorzustellen. Natürlich gibt es ein paar Städte, in denen wir besonders gern spielen, da wir dort immer gute Shows hatten. Stuttgart wäre so ein Beispiel, das JuHa West ist immer eine gute Adresse für uns gewesen und das Verhältnis zu den Leuten dort ist persönlich, was heutzutage ja eher selten ist, da auch Veranstalter kommen und gehen. Alles in Allem wird es aber einfach gut sein, mal wieder rauszukommen, besonders nach dem langen Produktionsprozess von VOYEUR. Außerdem bin ich gespannt auf Bitterness Exhumed, das ist eine Band ganz nach unserem Geschmack und deswegen haben wir sie auch eingeladen.

Zusätzlich werden wir in dem Zeitraum nun noch ein paar Shows mit Fear Factory spielen, unter anderem in München. Ich hab so mit 14 oder 15 angefangen Gitarre zu spielen, weil ich von Fear Factory und deren Gitarristen so geflasht war, von daher wird auch das mit Sicherheit eine richtig spannende Sache für uns.

 

Was unterscheidet euer neues Album von euren früheren Releases?

Wir haben uns lange in einer Findungsphase befunden, besonders den ersten beiden Alben hört man das noch sehr an. Die Strukturen der Songs sind sehr viel chaotischer, da wir einfach losgelassen haben und gemacht haben, was wir wollten, ohne wirklich an den Fluss und Atmosphäre zu denken. Seit MMX haben wir andere Wege gefunden, die Rastlosigkeit in unserer Musik zu kanalisieren und sind mehr und mehr in Richtung atonaler Melodik gegangen. Während MMX aber noch ein bisschen eine Baustelle war, ist VOYEUR quasi das fertige Konstrukt. Die Songs sind runder und heavier, die Atmosphäre allgegenwärtiger und eindringlicher, die Wut mehr auf den Punkt gebracht. Man muss sich nicht mehr durch endlose chaotische Strukturen wühlen, um zu diesen Dingen vorzudringen, auch wenn sie natürlich nicht vollkommen verschwunden sind.

 

Woher kommt eure Inspiration für neuen Songs? Gab es einen speziellen Anlass oder Vorfall, beispielsweise aus den Medien, weshalb ihr dem Thema Voyeurismus ein ganzes Album widmet?

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, woher die Initialzündung zu dem Thema kam, aber ich habe schon letztes Jahr damit angefangen, mit dem Thema zu liebäugeln. Grundsätzlich inspirieren mich die Abgründe der menschlichen Psychologie immer am ehesten dazu, Texte und Musik zu schreiben. Es ist mir dabei aber wichtig, dass beides ineinander greift. Die Paranoia, das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden, die Angst davor… all das erlebt das Opfer von Voyeurismus oder einem Stalker unglaublich intensiv und es ist allgegenwärtig. Man kann nicht einfach abschalten. Und diese ständige Furcht sollte sich in der Melodik der Musik wiederfinden, was für uns eben besonders über Stilmittel wie Atonalität und Dissonanzen umzusetzen ist, welche sich durch das gesamte Album ziehen. Auch die Motive des Täters sind natürlich ein Blick wert und sie werden in den Texten ebenfalls thematisiert… wie einfach das gesamte Verhältnis zwischen Täter und Opfer, wenn man so will. Ich habe sehr viel über das Thema gelesen und Dokumentationen geschaut und es hat mich einfach inspiriert, Texte und Musik dazu zu schreiben.

 

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Wie lief das Songwriting bei euch ab und wie lange habt ihr an „Voyeur“ gearbeitet?

Wir haben zum ersten Mal nicht eine Minute im Proberaum verbracht, um VOYEUR zu schreiben. Der Großteil ist bei mir zu Hause entstanden und ich habe die Platte somit auch produziert. Somit hab ich auch den Großteil hier geschrieben, aber unser Drummer Paul hat sehr intensiv mitgearbeitet, besonders in Sachen Arrangements.

Ich habe die Drums z.B. zumeist rudimentär auf meine Riffs vorprogrammiert und ihm dann die Tracks geschickt, damit er sie abändern kann zu dem, was er im Endeffekt im Studio einspielen wollte. So ging es also ständig hin und her zwischen uns, ohne das wir zwangsweise im gleichen Raum sein musste. Er kam aber auch häufig vorbei und wir haben die Songs ‚Krycek‘ und ‚Of Fear and Total Control‘ in einem Rutsch geschrieben und uns dafür jeweils ein bis zwei Tage bei mir im Homestudio eingeschlossen.

 

Wie würdet ihr jemandem, der noch nie von euch gehört hat, Euren Sound beschreiben?

Als schmerzhaft…

 

Mit „Dolph Lundgren“ habt ihr auch einen Cover-Song auf die Platte gepackt. Warum habt ihr euch für diesen Song entschieden?

Will Haven gehören zu den Bands, mit denen wir zum Teil aufgewachsen sind. Ihr sperriger und verzweifelter Sound war seiner Zeit immer weit voraus und für uns somit prägend. Ich glaube der Einfluss, den sie auf viele moderne Bands direkt oder indirekt hatten, wird sehr unterschätzt.

 

Welches war oder ist für euch der Actionfilm-Klassiker schlechthin?

Ich stehe grundsätzlich auf Filme aus den späten 80ern und 90ern. In der Zeit gab es auch ein paar gute Actionfilme, aber grundsätzlich bin ich mehr der Typ für Thriller. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist The Game mit Michael Douglas, der vielleicht noch so als Action-Thriller durchgehen würde.

 

 

Gibt es noch weitere Songs, die ihr gerne einmal covern möchtet?

Mit Sicherheit! Ich würde sehr gern mal was von Celtic Frosts ‚Monotheist‘ covern. Ehrlich gesagt war das zunächst auch der Plan für VOYEUR, aber wir sind dann mit dem ausgewählten Song nicht so zufrieden gewesen im Laufe der Vorproduktion, also wurde es am Ende Will Haven.

 

Welcher ist eurer Meinung nach der beste Cover-Song aller Zeiten?

Die Deftones haben mal ‚If Only Tonight I Could Sleep‘ von The Cure gecovert… und es besser gemacht, als The Cure selbst, was wohl was heißen mag. Ich liebe dieses Cover, es ist so ausufernd und atmosphärisch, sehr düster und verzweifelt, kurz gesagt: perfekt.

 

Habt ihr Favoriten auf dem neuen Album?

Jeder hat immer so seine persönlichen Favoriten auf dem jeweiligen Album und bei einigen ist man sich dann allgemein einig, was in der Regel darzu führt, dass man diese dann live spielt. Auf VOYEUR bin ich mit ‚Vertigo’/’H(a)unted‘ sowie ‚Krycek‘ sehr gut bedient, das sind bisher meine Favoriten. Grundsätzlich hab ich dieses Mal aber nicht das Gefühl, dass es einen Filler gibt, was auch schonmal anders war.

 

Was ist die neuste Platte in eurer privaten Sammlung?

Wir teilen uns keine Sammlung, hahaha… meine eigene, private Sammlung kriegt momentan Zuwachs in Form des dritten Teils der Blut aus Nord – 777 Trilogie auf Vinyl. Wir sind alle in irgendeiner Form Sammler in der Band und können uns immer auf Vinyl einigen, deswegen bringen wir unsere Platten auch immer auf Vinyl raus. Da legen wir großen Wert drauf.

 

Welche Platte verbindet ihr am stärksten mit eurer Jugend? Gibt es eine die euch da besonders geprägt hat?

Da gab es natürlich einiges, aber die ‚White Pony‘ von den Deftones war ziemlich prägend. Ich erinnre mich noch genau, wie sie mich einen gesamten Sommer quasi pausenlos begleitet hat. Ansonsten haben mich Fear Factory zur Zeiten der Demanufacture und Obsolete dazu gebracht, Gitarre zu spielen.

 

Gibt es einen Traum den ihr mit der Band bisher nicht verwirklichen konntet?

Ganz eindeutig: Wir wollen unbedingt mal nach Japan!

 

Was macht eurer Meinung nach eine wirklich gute Band aus?

In erster Linie die Qualität ihrer Musik und damit einhergehend auch eine gewisse Authentizität. Ich finde wenig schlimmer als unglaubwürdige Bands, denen man nicht abkauft, was sie zu verkörpern versuchen. Oder Bands, die versuchen einem Image zu entsprechen, das nicht wirklich natürlich aus ihnen herauskommt.

 

Was würdet ihr jemandem mit auf den Weg geben, der den gleichen musikalischen Weg einschlagen möchte wie ihr?

Ich würde es keinem empfehlen, hahaha. Scherz beiseite: Warum sollte irgendwer das Gleiche versuchen wollen, wie wir? Es ist elementar, dass man selbst erstmal herausfindet, was man musikalisch überhaupt machen will, anstatt zu sehr darauf zu schielen, was andere tun. Klar hat jeder seiner Einflüsse und es ist ganz natürlich, dass diese ins eigene Schaffen einfließen. Aber am Ende des Tages ist wichtig, dass man sich selbst und die eigene Vision kreativ verwirklicht, ohne daran zu denken, was mal alles draus werden könnte oder nicht. Das kann man nie wirklich steuern und es sollte kein Kriterium sein, wenn man einfach kreativ sein oder werden will. Zumal sich das Trendkarussel auch in musikalischen Nischen so schnell dreht, dass man wirklich besser beraten ist, sein eigenes Ding durchzuziehen.

Und auch wenn es dann mit dem Erfolg vielleicht etwas länger dauert, ist dieser dann unter Umständen möglicherweise sogar substanzieller und nachhaltiger, wenn man immer auf den eigenen Instinkt gehört und sein eigenes Süppchen gekocht hat, fernab von all den vorbeiziehenden Trends.

 

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Das letzte Wort habt ihr: Gibt es irgendetwas, was euch unter Nägeln brennt und ihr schon immer mal loswerden wolltet? Dann raus damit!

Zunächst mal vielen Dank für das Interview. Checkt unser Album aus und auch wenn ihr es vielleicht nicht denkt: Wenn ihr es nicht nur downloaded von irgendeinem Blogspot, sondern tatsächlich mal die paar Euro in die Hand nehmt und es kauft, dann helft ihr uns damit weiter.

Am besten auf ner Show, also checkt mal www.facebook.com/wfahm für die Tourdaten.

Danke! \m/

Simon

 

Interview von Nicole Wille im Oktober 2012

 


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War From A Harlots Mouth sind im November und Dezember 2012 mit ihrem neuen Album VOYEUR auf Tour durch Deutschland.

 

WAR FROM A HARLOTS MOUTH + UNEVEN STRUCTURE + BITTERNESS EXHUMED

29.11. Hamburg, Hafenklang

30.11. Münster, Sputnikhalle

01.12. Bautzen, Steinhaus

06.12. Rüsselsheim, RindClub

07.12. A-Salzburg, Rockhouse Bar

08.12. Stuttgart, Juha West

 

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Offizielle Homepage: wfahm.com

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