Das ist der Stoff, aus dem Retro-Träume sind. Fans von 80er- und 90er-Kultfilmen wie Blade Runner, Aliens oder Terminator sollten das unbedingt lesen. Die Crew von DIAMOND KOBRA kehrt mit „Return of the Starbeast“ mit voller Wucht, nach ihrem Debütalbum „The Arrival“ aus dem Jahr 2019 zurück. Im Interview mit Pressure Magazine sprach der gebürtige Schwede Otto Løfgren über seine Grindhouse-Band DIAMOND KOBRA und erzählte auch einiges über die internationalen Gastmusiker, die Produktion des Albums und die galaktisch guten Videos. Unser Album Review lest ihr hier.

Herr Løfgren, wir beginnen mit einer kurzen Vorstellung der Band für unsere Pressure Leser. Wie kam es zur Gründung von DIAMOND KOBRA und was hat es mit dem Bandnamen auf sich?

Die Ursprünge von DIAMOND KOBRA gehen in das Jahr 1984 zurück, als Elin & Emeli-Sofi Lundin in einem Hinterhof-Aufnahmestudio in der schwedischen Pampa ein paar Songs aufnehmen. To make a long story short: Der schmierige Studiobesitzer wittert Geld und fackelt sein Tonstudio ab, um die Versicherungsprämie zu kassieren, die Aufnahmen gehen „up in flames“. Anfang 2018 fällt Otto Løfgrens Onkel die beschädigten Masterbänder in die Hände, erkennt das Potenzial und beschließt, die Songs zusammen mit seinem Kumpel Bjørn Bors Baconsson neu aufzunehmen – basierend auf den Originalaufnahmen.

Im Juli 2019 erscheint endlich das Debütalbum „The Arrival“ mit Gästen wie Hansi Kürsch (Blind Guardian) der das Intro und Outro spricht und Michael Amott (Arch Enemy) an der Gitarre. Weitere Gäste sind u.a. Jarmo von Psychopunch, Laura Scarborough aus Texas (die u.a. auch auf drei Tracks die Vocals übernommen hat) und K.D. von Supercharger.

Im April 2021 erscheint „Return of the Starbeast“ mit weiteren Gästen wie Chris Amott (Dark Tranquility), Phil Soussan (Ex-Ozzy Osbourne, Last in Line), Marcus Siepen (Blind Guardian), Nicke Andersson (The Hellacopters/Lucifer) und vielen weiteren…

Wie würdet ihr selbst die Musik von DIAMOND KOBRA beschreiben?

DIAMOND KOBRA spielen grob einen Mix aus Dark Synthwave mit Progressive Metal. Darksynth ist im Prinzip düsterer Synthwave, also 80er angehauchter Wave der nicht auf radiotauglichkeit gebügelt wurde sondern richtig knallt. Dazu gesellen sich Filmmusik- und Hörspiel Elemente. Inhaltlich ist das ganze eher „Adult Entertainment“ – es wird geflucht, gekillt, gesnifft und ge****.

Es gibt aber auch gitarrenlastigen Synthie-Pop oder psychedelische Space-Rock-Songs (mit Nicke Andersson und Johanna Sadonis von Lucifer) und James-Bond-artige Tracks; die Alben sind Konzeptalben und wirken als Ganzes.

Das Lineup an Beteiligungen liest sich wie das Who-is-Who der Rock- und Metal szene. Wie habt ihr die einzelnen Protagonisten für die Teilnahme gewinnen oder vielmehr begeistern können?

Durch die sehr guten Verbindungen unseres Managements Pixeleye Industries und Labels Quizar Records zur internationalen Metal- und Rockszene ging das leichter als man sich das vielleicht vorstellt. Im Prinzip wurden die gewünschten Musiker angefragt, Songs vorab geschickt und das Feedback war eigentlich immer das gleiche: „Geiler Scheiß‘, klar bin ich dabei!“

Zudem sind wird jetzt in der Situation, dass uns Musiker direkt kontaktieren und anfragen ob sie etwas beisteuern können – so passiert mit dem Ausnahmetalent Frank Pané, Gitarrist und Songschreiber bei Sainted Sinners, Bonfire und Dark Blue Inc. Frank kontaktierte uns via Facebook und innerhalb von ein paar Wochen hatten wir bereits drei Songs für unser nächstes Album mit ihm fertig gestellt. Er kann wirklich alles spielen… die verschiedenen Stile die wir eingebaut haben sprudeln nur so aus ihm heraus und das in einem unglaublichen Tempo.

Wie seid ihr beim Songwriting und Storyline der einzelnen Songs vorgegangenen, damit am Ende trotz der vielen unterschiedlichen Künstler alles aus einem Guss klingt?

Das ganze wächst immer organisch und entsteht relativ chaotisch. Wir machen einen Song nach dem anderen fertig. Otto Løfgren komponiert meistens zunächst die Grundsongs, überlegt dann was er noch braucht, Leute werden kontaktiert, Gitarren- und Bassspuren kommen dazu, Effekte und Samples werden eingefügt. Dann geht es weiter ins Tonstudio von Bjørn Bors Baconsson, wo weiter an den Tracks gefeilt wird. Zusätzliche Syntheziser-Spuren werden eingespielt, Erzählpassagen eingebaut. Es folgt der Premix und dann werden die Tracks an Tommy Geiger geschickt (Producer/ Sound Engineer u.a. für Blind Guardian) der das ganze noch weiter aufpoliert, mixed und mastered.

Unsere Songs sind sehr visuell angelegt, wenn man sie über Kopfhörer hört, merkt man wie viel da passiert – wenn man die Augen schließt, sieht man sofort die Bilder dazu. Uns ist es wichtig, dass die Songs abwechslungsreich sind und nicht, wie leider so oft in dem Genre, völlig austauschbar.

Der action-geladene Begleitfilm zur Musik


Das Artwork eurer Platten ist mit viel Liebe zum Detail im Retro-Stil der 80er gehalten. Wie wichtig ist die Aufmachung zum Projekt und wer unterstützt euch bei der Umsetzung?

Wir sehen das als Gesamtwerk bei dem das visuelle ebenso wichtig ist wie die Musik. Deswegen machen wir auch zu jedem Song ein Musikvideo (lacht). Es ist wie mit den Iron Maiden Platten früher: Wenn Du „Powerslave“ in die Hand auf Vinyl nimmst zieht es Dich sofort in seinen Bann. Im Prinzip machen wir Filmmusik für imaginäre 80er Jahre Filme die es leider nie gab. Logo, Artworks, Musik sind eine Einheit.

Idee, Konzeption und Layout macht Pixeleye Industries, das Cover ist von „Von Maze“, das Innencover von „StemoArt“ aus Belgien.

Vielleicht noch etwas zu den Albumtitel der ersten Platte: Unser Debütalbum trägt den Titel „The Arrival“ – der Titel nimmt sowohl Bezug auf das Demo von „Lethal – The Arrival“ als auch die gleichnamige Platte von ABBA.

Der Spielraum des Designkosmos wirkt wie ein cleverer Mix aus „Miami Vice“ & „Buck Rogers“ mit dem Flair alter Robert Rodriguez Filme. Was sind die Helden und Themen von damals, für die ihr euch noch heute begeistern könnt und die eventuell auch bei der Ideenbildung beigetragen haben?

Wir sind „Kids of the 80s“ und hab alles live miterlebt. Arcade Games, BMX, Netzhemden, VHS, Vokuhila. Das Konzept und die Inhalte basieren darauf und es gibt viele versteckte Eastereggs. Beispiel: Wenn man das gesprochene Intro von „Kvortex One“ auf unserem Debüt Album auf pinkem Vinyl rückwärts abspielt erhält man eine Backwards-Message. Oder auch der „Just Say No to Adrow“ Sticker auf der Rückseite der Schallplatten der Bezug nimmt auf die „Just Say No“ Anti-Drogen Kampagne der 80er von Nancy Reagan.

Über allem thronen die ersten beiden „Alien“ Filme (deswegen heisst die neue Platte auch „Starbeast“, das war der Arbeitstitel von „Alien“, der erste Song heisst „Xenomorphz“ was auch Bezug aus „Alien“ nimmt) und natürlich alles von Stallone und Schwarzenegger!

Hier primär „City Cobra“, „Total Recall“, der erste „Terminator“. Weitere Einflüsse sind „Tanz der Teufel“, „Black Rain“ „The Lost Boys“, der erste “Highlander“ Film, „They live“, der erste „Blade Runner“ und natürlich die ganzen Aroma B-Movies wie „Toxic Avenger“, „Braindead“, „Bad Taste“ und so weiter. Zudem kommen neue Streifen wie „Das fünfte Element“, „Leon- Der Profi“ oder „Atomic Blonde“ hinzu.

Musikalisch sind wir sowohl von elektronischen Bands wie „Visage“, „Junkie XL“, „Yazoo“, „Kraftwerk“, „Fluke“ beeinflusst als auch von klassischen Rock/ Metal Bands wie „Savatage“, frühen „Dream Theater“, „Rainbow“ und „Pink Floyd“

Mit Andrew James Witzke habt ihr im perfekten Sprecher für das Intro & Outro in galaktischer Endzeitstimmung ausgesucht. Wovon handelt die Story, die auf dem Album erzählt wird?

Wir wollten einen Sprecher der diesen Style der Grindhouse-Trailer beherrscht und da wir in der Vergangenheit schon des öfteren mit ihm gearbeitet hatten war er die erste Wahl. Die meisten weiteren Passagen auf der Platte werden von uns selber gesprochen, ergänzt von zwei verrückten Schweden und Caroline „Rippy“ Portillo, der Ex-Bassistin von Tito & Tarantula, die auch auf einem Track einer kommenden EP Bass spielt.

Die Geschichte von „Return of the Starbeast“ wird nur vage angerissen und wir liefern nur Bruchstücke… der Hörer bekommt Namen und diverse Passagen und kann sich, so glaube ich, ziemlich gut in das Setting hineinversetzen. Das DIAMOND KOBRA Universum spielt in einer fernen Zukunft, ähnlich wie bei Blade Runner. Aliens, rivalisierende Gangs, Kampfarenen mit hochgezüchteten Cyborgs, Spielhöllen und Raumhäfen.

Bjørn Bors Baconsson schreibt neben Musik auch die Story zu den Alben. 
 
Das erste Album „The Arrival“ beginnt mit Captain Quaid, der über seine verlorene Crew und sein Leben sinniert: „They are all gone – I think. But I have her with me on the holo Ex. She is still with me“.

Auf dem Debüt Album Cover ist Traci mit Quaids Auto zu sehen. Diamond Kobra spielt in einer undefinierten, sehr weit entfernten Zukunft. 
 
Das Album ist der Opener zur Diamond Kobra Saga und es gibt viele weitere Geschichten, die wir eingebaut haben. Wie es ist das Ende der Ausbreitung des Universums zu durchbrechen, was es bedeutet in die Nahe Zukunft sehen zu können und dass in unserem Sonnensystem die Sonne erlischt. Wenn alles gut geht, wird das dritte Album von einem Comic begleitet. 

Die Geschichte von Captain Quaid, seinem Schiff, der „Violet Vyper“ wird im zweiten Album fortgesetzt. Hier werden Grenzen überschritten und Quaid wird beinahe wahnsinnig. 
 
Es geht um eine rivalisierende Gang die „Razor Hawkz“. Deren Hauptschiff ist die „Starbeast“ und deren Captain ist „Kronos“. 
Bei einem Pokerspiel “Xenomorphz” zieht Quaid Kronos substantielle Mengen an Credits ab und beglückt auch noch seine Freundin in der gleichen Nacht, siehe “Razor Hawkz”

Kronos beginnt einen Krieg und schwört Rache.  Dabei misshandelt er Quaids Freundin Heather. Er jagt Quaid, der den Spieß auf “King Vulture” umdreht. Der Trackname ist auch der Spitzname von Kronos, der Königsgeier. Quaid ist am Rande des Wahnsinns durch seine blutige Rache, aber Kronos entwischt ihm schwerst verletzt. 
 
Auf jedem Album gibt es einen Sextrack – im ersten “Acid Queen” bei der körperliche Freuden durch LSD optimiert werden. 
 
Auf dem zweiten Album gibt es eine Trilogie “Tower of Babelion” wenn Quaid mit Heather einen Club besucht in dem ein Swearing Contest stattfindet. Der Club ist bekannt für ausufernde Schlägereien – was auch stattfindet, nachdem der eine Contestant Diamond Kobra als „Diamond Klaus“ bezeichnet. 

Quaid schnappt sich Heather und sucht sein Quartier mit Ihr auf. Währenddessen auf “Brythonic Brawl” die Schlägerei im Tower komplett ausartet sind die Heather und Quaid auf “Comatose Love” heftig miteinander zugange – it’s comatose love. 
 
Der Epilog endet mit Quaids Racheschwur an Damien Steen, dem wahren Namen von Kronos. 
 
Wir legen extrem großen Wert auf Storytelling, auf eine Saga in der Zukunft, die wie ein Film vor den Augen der Zuhörer abläuft. 

Legends of the Night Video

Wie wichtig sind euch Vinyl und digitale Streamingplatformen in der privaten Nutzung und zur Verbreitung eurer Musik?

Wir lieben Vinyl und durch die Möglichkeiten der Verpackung einer Schallplatte (Covergröße, farbiges Vinyl etc.) gibt es natürlich vielmehr visuellen Gestaltungsraum als beispielsweise bei einer CD. Die Hochzeit der CD ist auch definitiv vorbei und es gibt unsere Alben nur auf Vinyl, Kasette und digital – zusätzlich haben wir als Gimmick aber auch einen VHS Release „Legends of the Night and Beyond“ mit allen Videos des ersten Albums sowie dem Musikvideo + Extra von „Legends of the Night“. Wir verkaufen relativ viel Vinyl von unseren Alben, im Endeffekt ist das haptische Erlebnis und das auflegen einer Schallplatte doch einfach sexier als auf dem Rechner oder Handy einen Track bei einem Streamingdienst abzuspielen. Ich selber höre viel digital aber zu Hause höre ich fast nur Vinyl, weil mir das einfach besser gefällt.

Vielen Dank, für das Interview! Habt ihr ein paar letzte Worte an unsere Leser?

In Kürze erscheint die drei Track EP „Starbeast Remix“ mit gemixtem Material von Tommy Geiger und im September die EP „The lost tracks“ wo unter anderem der Gitarrist von Ministry mitspielt.
Ansonsten nehmen wir bereits Material für das dritte Album auf das nächstes Jahr erscheinen wird.

Das aktuelle Album und weiteres Merch bekommt ihr unter: www.diamondkobra.com

Das Interview mit DIAMOND KOBRA führte Marcus Liprecht im Juni 2021