Ausgerechnet Hannover! Wie der PUNK nach Hannover kam

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Das Foto-Lesebuch „Wie der PUNK nach Hannover kam“ (Hrsg.: Klaus Abelmann, Detlef Max und Hollow Skai) bietet einen umfassenden Einblick in die faszinierende Entwicklung der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover zu einem der bedeutendsten Punk-Zentren Deutschlands.

Bevor Hannover in den frühen 80er Jahren des letzten Jahrtausends zur heimlichen Punkhauptstadt Westdeutschlands wurde, war die niedersächsische Landeshauptstadt vor allem eines: stinklangweilig.

Es fehlte an kreativen Räumen, an Fanzines und an Labels – kurzum, es gab kaum eine subkulturell geprägte Infrastruktur. Dies änderte sich unter anderem mit der Gründung des „No-Fun-Labels“, das mit den Bands „Hans-A-Plast“, „Der Moderne Man“ [sic!] und „Bärchen und die Milchbubis“ bundesweit Aufmerksamkeit erregte.

Die genannten Kapellen profitierten von jenen Bands, die damals zur ersten Generation der „Neuen Deutschen Welle“ gehörten und mit subversiv-albernen Texten die Charts dominierten. Folglich verkauften sich auch die ersten „No-Fun“-Veröffentlichungen sensationell gut und bescherten dem Label eine kurze, aber intensive Blütezeit.

Allerdings gab es in Hannover nach und nach immer mehr Punker, die die NDW radikal ablehnten und sich als „wahre Vertreter“ ihrer Subkultur bezeichneten. Deren Kreativität beschränkte sich vor allem auf das Biertrinken, Pöbeln und Phrasendreschen sowie das Schnorren. Diese Gruppe hatte ihre eigenen Bands, die – genau wie sie selbst – alles andere als lustig sein wollten und „No Future“ propagierten. Die damals bundesweite Entwicklung spaltete auch in Hannover die Szene, und es kam in der Folgezeit zu kleinkarierten Grabenkämpfen.

Karl Nagel beschreibt in einem eigenen Kapitel des Buches seinen Versuch, mithilfe der Chaostage jene Kämpfe zu beenden und die Parole „If the Kids are united“ in die Realität umzusetzen. Dies klappte seiner Meinung nach ansatzweise 1982, doch bereits ein Jahr später eskalierte die Schlacht zwischen Punkern, Polizei und Skinheads. Nagel brauchte nach eigenen Angaben jedoch noch einige Jahre, bis er selbst einsehen konnte, dass aufgrund der Grabenkämpfe (…) der Niedergang der Punksubkultur unausweichlich war. Somit war dieses Kapitel für ihn endgültig vorbei.

Es sind die schonungslosen Darstellungen von Karl Nagel, die dem Leser beinahe seltsam vertraut und bekannt vorkommen. Sie ergänzen die Zeitzeugenberichte jener Mitwirkenden, die ihre Punksozialisation in Hannover in sehr guter Erinnerung haben und sie im Buch genauso beschreiben. Beide Seiten sind wichtig, aber ist es so wichtig, ein eigenes Buch darüber herauszugeben? Als Hannoveraner und Norddeutscher würde ich diese Frage wahrscheinlich bejahen, als Süddeutscher bin ich mir da nicht so sicher, zumal die subkulturell Interessierten in den 70er und 80er Jahren eher mit West-Berlin liebäugelten…

Ein Artikel von Sven D.

Wie der PUNK nach Hannover kam

256 Seiten | Mit zahlreichen Abbildungen

Erschienen am 25.04.2023 im HIRNKOST Verlag

Autoren: Klaus Abelmann (Sensitivity Reader), Detlef Max (Editor at large) und Hollow Skai (Cultural Consulter)

Hinweis: In diesem Buch ist von Sex, Drogen, Punk, Gewalt und dem Leben an sich die Rede. Es enthält schlechte Nachrichten und könnte Jugenderinnerungen wecken.

Tipp: Zur weltweit größten Sammlung historischer Punkfotos geht es im Foto-Archiv von Karl Nagel.

2 Kommentare

  1. Wenn man den Sinn dieses Buches in Frage stellt, hat man so gut wie gar nichts verstanden.

  2. Sorry, aber dieses Wort „Punker“ benutzen nur Bullen, doofe Politiker und lahme Sozialarbeiter. PUNKS heißt das. So viel Zeit muss seigen.

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