Zum ersten Mal fand am vergangenen Samstag das „Rock Head“-Festival in Mainz statt. Wettertechnisch hätten sich die Veranstalter wohl kaum einen besseren Tag aussuchen können, denn bei gefühlten 30 Grad und wolkenlosem Himmel ist schon gegen 15 Uhr klar, dass erst mal der Bierstand aufgesucht werden muss. Da noch nicht derart viel los ist – aber gut hörbar schon die ersten Bands ihr Repertoire zum Besten geben – wird bei fast-kaltem Pils aus dem Kofferraum der Chefredaktion kurz die Gegend gecheckt und festgestellt, dass man hier eine ganz feine Location für ein Festival dieser Grössenordnung gefunden hat.

 

Drei Bier und eine unverschämt grosse Portion Pommes mit Worscht später bekommen wir auf der Bühne noch die letzten Takte von „Skip Rock“ mit, die ganz bluesig rüberkommen und sicher in kleinerem Rahmen Spass machen – hier jedoch stehen kaum Leute vor der Bühne, was zunächst mal auf die nach wie vor ziemlich südländischen Temperaturen zurückzuführen ist. Die nachfolgenden „Krieger“ haben einen ähnlich schweren Stand, halten aber tapfer durch und bieten ihren durchaus „Rammstein“-inspirierten Sound sauber dar.

 

Der Platz füllt sich hier und da zwar ein wenig, meist ist jedoch nach einem Blick auf die T-Shirts schnell klar, weshalb die Leute hier sind: Stephan Weidner, der W., Headliner der Veranstaltung. Bevor er jedoch die Bühne betritt, sind noch drei weitere Bands an der Reihe. Zunächst wären da die „Desperadoz“, deren Mische aus Metal, Hardrock und staubtrockenem Southern Blues bestens zum Wetter und dem Veranstaltungsort passt. Die Gruppe vor der Bühne wächst an und vereinzelt sind sogar schon Fans auszumachen – als Frontmann und Sänger Alex Kraft fragt, ob wer in der Meute ist, der alle Alben der Band kennt, ist sogar verhaltene Zustimmung auszumachen. Na also, geht doch.

 

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„Primal Fear“ feiern derweil zehnjähriges Bandbestehen und klingen immer noch so frisch wie auf dem Debüt. Da sich selbiges in der heimischen Plattensammlung befindet, werden sogar einige Songs wiedererkannt, was schonmal etwas wert ist. Ansonsten nach wie vor sehr metallisch, schnell, durchaus klassisch, aber in jedem Fall solide und für Fans des Genres interessant. Selbige finden sich mittlerweile auch im Publikum, wo dann doch die eine oder andere Kutte mit einer endlos wirkenden Menge an Aufhähern zu sehen ist. Dass die Band und Ralf Scheepers und dem nach wie vor überdurchschnittlich guten Mat Sinner mit dem aktuellen Album „16.6“ zu alter Stärke zurückgefunden hat, wird jedenfalls keiner der Anwesenden bestreiten.

 

Nach einer als etwas zu lange empfundenen Umbauphase gibt’s dann mit „U.D.O.“ eines der älteren Metal-Urgesteine. Das alt nicht gleich schlecht bedeutet, macht der Meister schnell klar – und liefert den bislang überzeugendsten Auftritt des Tages ab. Energiegeladen, treibend und schwerst charismatisch wird die Menge der headbangenden Zeitgenossen sichtbar grösser. Dennoch ist kaum zu übersehen, dass die 6000 bis 8000 Besucher, mit denen der Veranstalter gerechnet hat, wohl nicht erscheinen werden. Das tut dem Spass an der Sache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil, gerade kleinere Festivals haben oftmals sehr viel mehr Charme als die besuchsstarken Veranstaltungen, angefangen bei den Bierpreisen und aufgehört bei benutzbaren Toiletten.

 

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Nachdem „U.D.O.“ die Bühne verlassen haben, nimmt Stück für Stück die Kulisse für den Weidner’schen Gig Format an. Ein überdimensional grosser Lorbeerkranz aus Stacheldraht, Lichttafeln, hier wird mehr geklotzt als gekleckert, das ist schon klar, bevor auch nur ein Takt gespielt wird.

 

Kurz vor elf dann der Headliner, über den hier wohl keine Worte mehr verloren werden müssen. Gespielt werden sämtliche Songs des Debut-Albums, schon nach dem Opener macht der ex-„Onkelz“-Bassist klar, dass er Bock auf den Auftritt hat und entsprechend gut verläuft die Show. Mangelnde Professionalität kann man Stephan Weidner schon lange nicht mehr vorwerfen, stattdessen gibt es Entertainment, das so auch auf einem Festival mit 50000 oder mehr Besuchern hätte stattfinden können. Hier sind es wohl 1500, vielleicht eine Handvoll weniger, aber die sind – wie nicht anders zu erwarten – voll dabei. Jeder Song wird mitgesungen, auch die Outtakes „Heiss“ und „Komm schon“. Selbst die „Nordend Antistars“-Nummer „Gewinnen kann jeder“, die verdammt punkig dargeboten wird, ist noch bekannt. Dazwischen Ansagen vom Meister, kleinere Appelle gegen Hass und für ein friedliches Miteinander und bei all dem ein sichtlich gut gelaunter Stephan Weidner. Der immerhin mehrere Zugaben gibt, gleich zweimal auf die Bühne zurückkommt und erst gegen halb eins endgültig die Stühle hochstellt. Insgesamt also beste Vorzeichen für die nächste Auflage des „Rock Head“-Festivals.

 

Hier und da wäre ein wenig mehr Schatten wünschenswert und die Preise für alkoholhaltige Kaltgetränke könnten auch ein wenig unter 3,50 Euro für ein kleines Bier liegen, aber das sind Kleinigkeiten – im großen und ganzen stehen die Zeichen für die nächste Auflage definitiv bestens!

 

Rock Head Festival:

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