Was will man noch über die größte Hardrock – Band der Welt schreiben, die auf 50 Jahre Bandgeschichte inklusive dem Tod eines Sängers zurückblicken kann, die das meistverkaufteste Album des Genres veröffentlicht hat und in jeder einzelnen Sekunde im Studio und auf der Bühne keinen Millimeter von ihrem Sound abgewichen ist…
Seit der Veröffentlichung des letzten Albums „Power Up“ sind auch schon wieder ein paar Jahre ins Land gezogen, aber zuletzt machte die Band eher mit Todesfällen ( RIP Malcolm ) und Besetzungsproblemen auf sich aufmerksam. Dieses Jahr spielen AC/DC im Rahmen der „Power Up“ – Tour zwei Konzerte im Münchner Olympiastadion.
In der bayerischen Hauptstadt waren die Australier schon von allem Anfang an gern gesehene Gäste, allein während der 1980er Tour konnten sie die Olympiahalle neun Mal ausverkaufen. Am zwölften Juni findet Konzert Nummer Zwei statt, welches um 19 Uhr von der Vorband The Pretty Reckless eröffnet wird. Das Stadion ist erst halb voll, trotzdem können die Alternativrocker um Schauspielerin und Sängerin Taylor Mommsen beim Publikum ganz gut Punkte sammeln. Keine Fledermausattacke wie vor einer Woche, aber dafür mehr als nur Höflichkeitsapplaus für die Powerfrau samt Anhang.
Um halb Neun startet das kurze Intro auf der Videoleinwand und AC/DC kommen vollkommen unprätentiös auf die Bühne als ob das Olympiastadion der Pub um die Ecke wäre. Von der Originalbesetzung ist nur noch Lead – Gitarrist Angus Young übrig, sein Neffe Stevie Young steht an der Rhythmusgitarre seinen Mann. Ganz neu dabei sind Chris Chany von Jane’s Addiction am Bass und Matt Lang am Schlagzeug. Und wieder mit von der Partie ist Brian Johnson, der wegen Gehörproblemen bei der letzten Tour von Axl Rose vertreten wurde. Johnson grüßt das Publikum während der Pause zwischen den ersten Songs und konzentriert sich danach nur noch auf seinen Gesang, der immer noch so scharf wie ein Messer ist.
Die Bühne ist groß aber spartanisch, und bis auf die spektakuläre Lightshow lenkt nichts von der Hauptsache ab : dem bodenständigen bluesgetränkten Rockn’Roll.
Die Setlist ist nicht dieselbe wie beim ersten Konzert, und die Hits geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Von „Back in black“ bis zum ersten wirklichen Publikumsausraster „Thunderstruck“, gefolgt vom wie immer mit echter Kirchenglocke dargebotenen „Hells Bells„, dem eher gediegenen „Sin City“ bis zu meinem persönlichen Favoriten, dem rotzigen „Riff Raff“ vom 1978er Kraftpaket „Powerage„… hier bleiben keine Wünsche offen.
Beim unvermeidlichen „Highway to hell“ schießen dann auch mal Flammen hinter dem Schlagzeug hervor, aber auf die überdimensionale aufgeblasene Rosie bei Bon Scotts Ode an eine sehr spezielle Dame mit Rubensfigur muss leider verzichtet werden. Die gibt es heute nur zweidimensional auf der Leinwand zu sehen. Das ist aber nicht wirklich wichtig, denn der Mittelpunkt eines AC/DC – Konzertes ist, war und bleibt Angus Young. Der kleine Mann im blau-weißen Anzug ( Bavaria – Style ) steht mit jedem Schritt und Tritt, jedem Duckwalk und jedem Solo im Dialog mit dem Publikum, welches ihn auch nonstop feiert.
Das er hier und da beim Timing neben der Spur liegt und Einsätze verpasst ist mir sehr egal, die Passion und Energie dieses Gitarrengottes im stattlichen Alter ist unantastbar. Allein sein zwanzigminütiges Solo am Ende von „Let there be rock“ ist immer noch so großartig wie eh und je. Nach zwei Stunden folgt eine kurze Pause und dann kommt endlich der Kracher mit drei Buchstaben auf den das gesamte Stadion gewartet hat.
Danach feuern AC/DC sprichwörtlich bei „For those about to rock…“ nochmal aus allen Rohren und beenden ein großartiges Konzert, das hoffentlich nicht das letzte in München gewesen ist.
Text von Steffen Kimpel
Beide Abende waren mit je 66.000 Menschen ausverkauft.
Konzertfotos von Lutz (WearePhotographers)