Dienstag, April 23, 2024

Wilde Zeiten – Auf dem goldenen Weg

Label: Impact Records/Broken Silence
Veröffentlichung: 11.09.2006

Es muss wohl 1998 gewesen sein, als wir zu den Glanzzeiten des Untergangkommandos jede Party eskalierten und Songs wie „Wir sind Punks und wir sind frei…“ sangen, während wir uns munter über die Alkoholreserven der Gastgeber hermachten.

Da möchte man doch „noch einmal 18 sein“. Übrig geblieben aus der soeben angesprochenen Combo ist Sänger Michel, der mit den Mainzern Melvin, Matze und David seit 2004 die Band Wilde Zeiten bildet. Bei Michel einen Vergleich zu Campino von den Toten Hosen anzustellen wäre denkbar, aber arg vermessen. Dieser Typ ist ein Original und kann gar nicht anders, der muss Musik machen; seit Jahrzehnten Punk durch und durch – eine richtige Rampensau!

Das neue Wilde Zeiten Album „Auf dem goldenen Weg“ ist eine Bestandsaufnahme einer gereiften Punkband. Dass die vier Mainzer ein solides und gutes Produkt abliefern wollen, zeigt auch, dass sie sich diesmal ins Studio der Düsseldorfer Kollegen begeben haben und die Scheibe von keinem geringeren als dem Hosen-Produzenten Dr. Uwe Faust veredelt bekommen haben. Das Ergebnis kann sich hören und, wer hätte es gedacht, auch sehen lassen: Auf dem Silberling befinden sich 15 sauber produzierte Songs mit einem zusätzlichen Videoclip des 2005 auf dem Album „Fünf Sterne Punks“ veröffentlichten Stücks „Liebesbrief“. Musikalisch liefern Wilde Zeiten alles andere als stumpfsinnigen 08/15 Punk, sondern Inhalte und Impulse zum Nachdenken.

Reinhören solltet ihr in Songs wie „Vom Gehen und vom Denken“, „Du bist Nazi“, oder den The Boys Klassiker „Terminal Love“. Meine persönlichen Highlights sind eindeutig „Wo bist du“ und der „Weg ans Meer“. Da bilden „Jenseits von Eden“ vom damals jungen Nino de Angelo noch die Ausnahme und sollten daher mit einem Augenzwinkern betrachtet werden. Insgesamt also eine gute und hörenswerte Scheibe mit ordentlichem Tiefgang.

Schade eigentlich, dass Revolution zulasten von Melancholie und Schwermut gehen, die hier zu stark Einzug genommen haben und sich wie eine Träne im Ozean durch das Album ziehen – um es mal mit dem Titel einer Romantrilogie von Manès Sperber zu sagen.

Nichtsdestotrotz, hoch die Tassen, denn diese Jungs sind ganz klar auf dem richtigen Weg. Mehr unter: www.wildezeiten.com

Wertung: 4 Sterne

Pressure Magazine
Pressure Magazine ist ein Online-Musikmagazin, das sich auf die rockige Musikszene spezialisiert hat. Unsere Autoren sind leidenschaftliche Musikfans und liefern dir Artikel, Rezensionen, Interviews und Ankündigungen zu bevorstehenden Musikveranstaltungen. Unser Ziel ist es, dich als Musikfan auf dem Laufenden zu halten und dir eine Plattform für Feedback, Anfragen und Kommentare zu bieten.

Ähnliche Themen

Svenis Kolumne: Wie Roland Kaiser mein Kinderzimmer eroberte…

Wie Roland Kaiser mein Kinderzimmer eroberte, um dann Platz für Sodom und die Toten Hosen zu machen.

Wilde Zeiten im Jahresrückblick 2022

"5-Sterne Punks, wir kommen wieder es dauert nicht mehr lang!" Nach 5-jähriger Pause sind sie wieder zurück! Wilde Zeiten, gegründet in Mainz am Rhein im...

Die Toten Hosen – So war das Konzert im Auestadion am...

Im Rahmen ihrer „40 Jahre Alles aus Liebe“ Tour, gastierten die Fünf Düsseldorfer Punkrocker am Donnerstag dem 30.06. im Kasseler Auestadion. 1983, damals noch mit...

Die Toten Hosen Tour 2022 startet im Juni

Die Toten Hosen haben einen Grund zu Feiern: 40 Jahre Die Toten Hosen. Die Tour zum Band-Jubiläum startet bereits im Juni 2022. Alle Infos und...

Die Toten Hosen: So war das „Laune der Natour“ Konzert in...

Pressure Magazine war am 24.11.2017 in der Arena Leipzig, um vor Ort von der „Laune der Natour“ der Düsseldorfer Punkrock-Größe Die Toten Hosen zu...

Die Toten Hosen

Bandhistorie: Die Toten Hosen sind eine aus der deutschen Punkbewegung entwickelte Musikgruppe aus Düsseldorf und gelten neben den Berliner Kollegen Die Ärzte zweifelsohne als eine...
- Werbung -

Aktuelles

DERRY – Remember The Curfew (Album Review)

Mit ihrer Debüt-EP "Remember The Curfew" präsentiert die hessische Horrorpunk-Band DERRY ihr klangliches Manifest auf FettFleck Records. Nach ihrem vielversprechenden Vorgeschmack mit der Demo-Single...

Follow us:

10,640FansGefällt mir
13,367FollowerFolgen
854FollowerFolgen