Wilde Zeiten – Atomparty

Label: Rhein Musik Produktion
Veröffentlichung: 01.10.2011

Wir befinden uns im Jahre 2011 n. Chr. Viele Punk-Bands sind von der Bildfläche verschwunden … Alle Punk-Bands? Nein! Ein von unbeugsamen Punkern bewohntes Städtchen in Rheinhessen hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Die Mainzer Punker von WILDE ZEITEN, vertreten durch Matze, Alex, Michel und David haben am 1. Oktober 2011 mit „Atomparty“ ihr mittlerweile viertes Studioalbum veröffentlicht.

Schon nach dem ersten Hördurchlauf fällt auf, dass die Texte um ein Vielfaches optimistischer und positiver geworden sind, als die Vorgängeralben „Aufgeräumt wird später“ oder „Auf dem goldenen Weg“. Woher das kommt, kann erahnt werden, denn ein nicht unwesentlicher Unterschied zu den Bands gleichen Genres stellt sicherlich die Tatsache dar, dass man in Mainz dank der fünften Jahreszeit schwierige Dinge mit einer gewissen Leichtigkeit betrachtet.

Diese Leichtigkeit findet sich auch auf den 15 Songs wieder, die sich dem Hörer frisch und beeindruckend vielfältig präsentieren. Von schnelleren Songs, wie „Revolution“, „Arschloch“, „Long Way Home“, die stilistisch an den 70er oldshool Punk angelehnt sind, bis hinzu „Telefon“, der spielerisch an The Clash erinnert, über Songs mit Gänsehautfeeling wie „Es ist für immer“ oder „Uns kann nichts mehr passieren“ bis hin zu Partykrachern a la „Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten“.

Doch Wilde Zeiten, wären nicht die Alten, wenn sie nicht auch auf diesem Album sozial- und gesellschaftskritische Statements mit den Titeln „Gut gehn“ oder „Mensch“ gesetzt hätten. In diesem Zusammenhang stellt der Titel „Banker“ eine gelungene Ironie-Keule dar, den die Band von Herbert Grönemeyers Pop-Hymne „Männer“ adaptiert hat und der sich textlich mit Geldgier und Workaholics beschäftigt.

Wilde Zeiten Fans der ersten Stunde, werden an diesem Werk sicherlich genauso ihre Freude haben, wie auch Quereinsteiger aus dem Lager der Toten Hosen oder Die Ärzte, die ihre Deutschpunk-Plattensammlung erweitern wollen. An der instrumentellen Leistung und der Produktion gibt es absolut nichts zu mäkeln. Alles andere wäre auch verwunderlich, weil Frontmann und Songwriter Michel mittlerweile wirklich ein „Fuchs“ im Musikgeschäft ist. Denn seit den Anfängen mit seiner früheren Band „Das Untergangskommando“ blickt er nunmehr durchaus auf eine langjährige Musikkarriere zurück, in der er reichlich Erfahrungen sammeln konnte.

Gut gelungen und witzig inszeniert ist das Plattencover, welches das hochwertig aufgemachte Digipack ziert. Auf dem Silberling findet man neben den Albumtracks auch ein nettes Bonus-Schmankerl, ein Video-Interview mit der Band.

Alles in allem eine tolle Weiterentwicklung von Wilde Zeiten, denen man spätestens mit dieser „Atomparty“ attestieren könnte erwachsen geworden zu sein. Löblich, dass sie bei dem Absolvieren dieser „Reifeprüfung“ sich ihren Schalk im Nacken bewahrt haben.

Review von Marcus Berg

Wertung: 5 Sterne

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