Dienstag, April 23, 2024

Turbolover – Festival des politischen Liedes

Label: Rebellion Records Germany
Veröffentlichung: 08.03.2013

Turbolover veröffentlichen mit „Festival des politischen Liedes“ ihr neues Album. Es enthält 13 Titel, hat eine Spieldauer von 41 Minuten und erscheint auf dem Label Rebellion Records Germany.

Erst einmal etwas zur Band: Turbolover kommen aus Berlin, spielen Oi!-Punk und entspringen zum einen aus den Bierpatrioten und zum anderen aus Goyko Schmidt. Musikalisch geht es ordentlich -im positiven Sinne- zur Sache, textlich bekommt einfach jeder sein Fett weg. Egal ob Politiker, Hipster, Nazis oder Hooligans – gegen alles und jeden heisst das Programm! Dazu kommen mitsing-taugliche Melodien und eine finstere Stimme des Sängers Martini. Zu Titeln wie „So war sie, die DDR“, „Neohippie“, „Das antifaschistische Stück“ oder „Popscheiße“ muss ich nicht mehr allzu viel sagen, hier sollte man einfach reinhören und sich sein eigenes Bild machen. Eine witzige Geschichte gibt es allerdings noch, denn die Band zählt (wie viele andere auch) für einige unwissende Schreiber zur Grauzone; das kann man ganz leicht mit einem Textauszug widerlegen und zwar heisst es im Titel „Das antifaschistische Stück“:

„Es sind Nazis hier im Saal, sie sind sicher getarnt und ihr merkt es nicht mal. / Und wenn ihr sie erkennt, laßt sie bloß nicht laufen, sondern verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen!“

Meiner Meinung nach präsentieren Turbolover ein gelungenes Album, das gegen so ziemlich alles und jeden anstinkt, was man sich vorstellen kann. Musikalisch und textlich wird hier einiges geboten, dazu kommen gute Melodien und ein druckvoller Sound – drei sehr gute Sterne für die Progressiv-Oi!-Band!

 

Review von Florian Puschke

 

Turbolover über „Festival des politischen Liedes“:

„Berglied“ (Featuring Gerhard King, Bruder von Kerry, an der Sologitarre)

Martini hat sich standhaft geweigert es zu singen, nun musste er doch! Jetzt spielen wir es Live immer als erstes und alle kieken komisch. Ist unsere Reminiszenz (schreibt man das so???) an die Volksmusik und vereint die besten Momente von Musikantenstadl und Punkrock. Ein bekannter deutscher Volksliedsänger stand Pate. Nur deshalb ist unser Interpret so bockig. Wäre es ein ungarischer gewesen, hätten wir keine Probleme gehabt. Schön kann man aber sehen, dass wir eine unglaublich demokratische Musikgruppe sind: Andere Meinungen werden einfach überstimmt und dann wird trotzdem das gemacht, was die Künstlerfraktion will.

„Neohippie“

Da Berlin mittlerweile von Millionen Honks überschwemmt wird, die entweder beim Justin-Bieber-Ähnlichkeitswettbewerb mitmachen wollen oder einfach nur eine Mischung aus hässlichen Stubenhockern, Humanacontainern und Ultra-Spießern sind, musste diese Hasstirade mal sein. Natürlich konnten wir uns einen gewissen Humor nicht verkneifen und somit zwinkern wir kräftig mit dem einen Auge wenn wir SKAndieren: Friss Scheiße Neo-Hippie! Gemeint sind übrigens wirklich nicht die langhaarigen Fossile aus den 70ern, sondern die Söhne (und SöhnInnen) von besserverdienenden, bioladenbevölkernden, blöd daherbabbelnden Modeopfern (meist zugezogen). Musikalisch gibt’s satten 80er Jahre Heavy Metal.

„Das Antifaschistische Lied“

Endlich gibt es auch von uns eine eindeutige Aussage und damit auch gleich eine Absage an alle Vollidioten, die meinen Antifaschismus definiert sich über Dummgelaber, viele Aufnäher auf der Jacke oder Denunziantentum. Schöner Alte-Schule-Punk! Sogar Ielai gefiel der „Beat“. Stalin wäre wahrscheinlich nicht so stolz auf uns, Adolf sicher auch nicht. Aber: Wer ist schon überhaupt stolz auf uns?!?

„Das RAF-Lied“

Au Mann, was sind wir politisch! Selbst Ton, Steine, Scherben und der Oktoberklub erscheinen gegen uns wie tumbe Prolls. Ganz im Sinne Lilo Hermanns setzten wir uns äußerst kritisch mit der derzeitigen politischen Situation im Lande auseinander. Viele wünschen sich die RAF zurück. Darüber haben wir ein Lied geschrieben. Stil: Bester Progressiv-Oi! Frau K. (bekannt und beliebt von unserer letzten Platte) trällert auch wieder mit.

„Das philosophische Lied“

Neben Politik ist natürlich die Philosophie unser Steckenpferd. Es fließe Äußerungen aus dem Bekanntenkreis, unsere geballten 158 Jahre Lebenserfahrung und etwas Ironie ein. Das Resultat lautet: Das Leben ist hart und dann stirbste. Nimm dies, Nietzsche! Wahnsinn! Das Lied erinnert an eine Mixtur aus Speed Metal, Oi! und Liedermachertum. Experten meinen: Es hätte auch von der ersten Metallica Platte sein können.

„Ich hasse Ska“

Eine waschechte Gemeinschaftsproduktion. Wir dudelten so vor uns hin im Ü-Raum, Martini interpretierte was über die Mucke und heraus kam dieses schmucke Lied. Textlich machen wir aus unserer Abscheu gegenüber jamaikanischer Blasmusik kein Hehl. Unterlegt von einem tighten Beat, der voll ins Gesicht burnt, grooven wir uns durch einen nackenwirbelknirschenden Proto-Shuffle. Voll fieses Solo inklusive.

„Popscheiße“

Unsere Brüder im Geiste aus Übersee haben uns inspiriert zu dieser schönen Nachspielversion. Mal sehen wer sie erkennen tun tut. Ganz wunderbar trällern die zarten Chordamen Birgit und Frau K. „Popscheiße“ über ein derart gefühlvolles Gitarrensolo, wie man es selbst bei Wham! nicht erwartet hätte, dass es einem eiskalt über den Bauchnabel läuft.

„Zum Verlieren geboren“

Schon wieder was philosophisches… Wir haben uns gefragt: Gibt es wirklich Leute, die immer nur Pech haben? In unserem Lied wagen wir eine Beschreibung. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sind rein zufällig. Rockt gut rein. Ganz traditioneller Punk mit geklauten Passagen und einem (ganz) kleinen Anflug musikalischer Virtuosität. Ist fast schon richtige Musik.

„So war sie, die DDR“

Ha! Endlich ist es raus! Alles Quatsch, von wegen: Nicht alle waren bei der Stasi. Wir entlarven endgültig diese Lügentheorien und decken schonungslos auf, was viele wussten, es jedoch nie zugeben wollten. Jedermanns Vater war bei der Staatssicherheit und die Mütter, Geschwister, Großeltern und Freunde sowieso. War das erste Lied, was wir für die neue Platten schroben. Kennen einige sicher schon von unseren Konzerten.

„Sogenannte Fans“

Wie oft haben wir vor dem Fernseher oder im Stadion gesessen und bittere Tränen vergossen über unsportliches Verhalten sogenannter Anhänger, die Feuerwerkskörper zündeten, andere Anhänger verprügelten und sich wie die Wildschweine aufführten. Das hat nichts mit Sport zu tun! Wir wollen gemeinsam mit allen Nationen und Klubs ein friedliches Fußballfest feiern. Wir wollen uns Schals um die Handgelenke wickeln, um den Bauch, den Kopf und wasweißichnochworum und Arm in Arm singen „ Das Tor schießt Heinz, die anderen keins!“

„Alle meine Freunde (sind jetzt bürgerlich)“

Jeder kennt die Problematik: Du kommst frisch ausm Knast und willst mal richtich eenen druff machen und plötzlich trinken alle nicht mehr so viel, essen viel Gemüse, machen Sport und wollen lieber in eine Kunstgalerie anstatt in die nächste Kneipe. Das Lied ist ganz klar inspiriert von Hank Williams Junior und rockt the Haus down. Bittere Erfahrungen, die unsere Freunde mit uns machten, haben wir jetzt vertont und entschuldigen uns damit dann auch gleich für das Trauma was wir ihnen beschert haben als wir plötzlich anständig sein wollten. Hat aber alles nix genutzt. Ein krummer Baum wird nicht wieder gerade! Aber wir haben alles gegeben…

PS: Herrn T. hat übrigens die ehemals spanische (jetzt mexikanische) Antifa wieder zum Alkoholismus verführt. Und im Lawinensystem hat er die ganze Gruppe mitgerissen, in den Strudel aus Selbsttäuschung und Abhängigkeit…

Wertung: 0=3 Sterne

Pressure Magazine
Pressure Magazine ist ein Online-Musikmagazin, das sich auf die rockige Musikszene spezialisiert hat. Unsere Autoren sind leidenschaftliche Musikfans und liefern dir Artikel, Rezensionen, Interviews und Ankündigungen zu bevorstehenden Musikveranstaltungen. Unser Ziel ist es, dich als Musikfan auf dem Laufenden zu halten und dir eine Plattform für Feedback, Anfragen und Kommentare zu bieten.

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