Label: Domino Records (Goodtogo)
Veröffentlichung: 01.04.2011
Man nehme einen abgeranzten Gitarristen in Röhrenjeans und fettigem Haar sowie eine Sängerin mit einer durch Whiskey und Zigaretten geformten Stimme. Das ganze wird einmal durch den Drumcomputer veredelt und fertig ist das neue Album. So ähnlich scheint jedenfalls das Geheimrezept von The Kills zu lauten. Denn auch auf ihrem vierten Album „Blood pressures“ bleiben sie ihrer Erfolgsformel treu. Ohne großen Schnickschnack kommen Gitarrist Jamie Hince und Sängerin Alison Mosshart daher und schaffen es erneut zu begeistern. Weniger ist oft eben mehr. Abgemischt hat das Ganze Tom Elmhirst, der auch bei Amy Winehouse und Hot Chip schon mitgewirkt hat.
Besonders bei „Nail in my coffin“ und „Damned if she do“ und „Future starts slow” zeigen sich Hince und Mosshart in Hochform. Die Songs haben Power und Wiedererkennungswert. Wie von der Band gewohnt, wiederholt Mosshart einzelne Textzeilen und Refrain so lange, bis sie sich auch bei jedem Zuhörer ins Gehirn eingebrannt haben. Das nervt nicht, das sind eben The Kills und guter Rock’n’Roll. Etwas rumexperimentiert haben die beiden dann doch. Während sich Hince und Mosshart meist höchstens das Mikro teilen und die Frau es dabei stets schafft, den Mann zu übertönen und damit zumindest gesanglich die Show zu stehlen, wird bei dem einminütigem Stück „Wild charms“ klar wieso. Hier darf Hince mal alleine ran. Das Ganze klingt, als hätte er seiner Modelfreundin Kate nach oder während eines kleinen Drogenexperiments ein kleines Liebesliedchen schreiben wollen. Sehr psychedelisch, sehr zaghaft und zu wenig The Kills.
Zum Glück dauert dieser Trip nur kurz an und im folgenden Song „DNA“ kann Mosshart wieder zeigen, was in ihrem starken Stimmorgan steckt. Aber, dass die Sängerin auch durchaus Schnulzen-kompatibel ist, beweist sie bei „The last goodbye“. Der Song könnte ohne Probleme für eine dramatische Filmszene verwendet werden. Wenn auch nicht unbedingt bei einer romantischen Hollywood-Komödie, dazu ist die Band dann doch zu schade und ihre Songs zu intelligent. Sparen hätte sich die Band jedoch den letzten Song „Pots ans Pans“ können. Klingt nach Rausschmeißer-Song und Ideenlosigkeit. Zu wenig Rotz und Rauch. Diesen Ausrutscher nimmt man Hince und Mosshart aber nur wenig übel, denn insgesamt hat die Platte, alles was man heutzutage von gutem Rock’n’Roll erwarten kann. “England have my bones, but don’t ever give me up”, singt Mosshart bei “Future starts slow”. Diese Bitte wird man ihr nach dem gelungenen Album gerne erfüllen.
Review von Jill Wagner
Wertung: 0=5 Sterne