The Bones – Burnout Boulevard

Label: Century Media Europe
Veröffentlichung: 22.10.2007

Drei Jahre sind vergangen, seit Schwedens erste Adresse in Sachen Punk’n’Roll mit ordentlich Rotz ihre letzte Scheibe veröffentlichten. Als Appetizer gab’s zwischendurch die nicht durchwegs überzeugende „Partners in Crime“-EP und natürlich – bandtypisch – endlose Tourneen landauf, landab. Mittlerweile stehen The Bones unübersehbar an der Spitze des skandinavischen Rotzrock-Genres, nach der Trennung der Hellacopters und den aktuellen Backyard Babies-Platten, die eigentlich komplett im Glam zu verorten sind, gibt es nur noch Turbonegro als ewige Vorzeige-Asiband. Höchste Zeit für die Herren aus Karlskrona, den Rotz’n’Roll-Thron zu erklimmen. Was mit der vierten Studioscheibe namens „Burnout Boulevard“ allerdings nur bedingt gelingen will. Keine Panik, „Burnout Boulevard“ ist alles andere als ein schlechtes Album, die Bones gehören zum Kreise jener Bands, die gar keine schlechten Alben abliefern können, dafür ist man zu eingespielt, die Sounds zu eingängig und vor allem die Live-Präsenz zu überzeugend. Allerdings schlagen Beef und Co. auf dem neuen Album erstmals wirklich neue Töne an und hier liegt vielleicht der Knackpunkt. Der Opener „Mighty Touchdown“ legt nach einem Cash-liken Hillbilly-Intro in bekannter Manier los: Mehrstimmig, melodisch, typisches Bones-Riffing, direkt in die Fresse und immer nach vorne. So kennt man die Bones, so liebt man die Bones, so haben die Bones immer geklungen. „Flatline Fever“ geht schon ein wenig vom Gaspedal, um dafür durch einen leicht melancholischen Chorus zu glänzen. Hier fällt es wohl zum ersten Mal auf: „Burnout Boulevard“ ist von einer subtilen Melancholie durchzogen, durchaus tiefsinnigeren, meist ein wenig Glam-like rübergebrachten Songs. Funktioniert das bei den Bones? Abwarten. Erst mal geht’s mit „She hates me (yeah, yeah, yeah)“ aber klassisch weiter, prima Material für den nächsten Suff, klar. Erneut wird’s direkt danach langsam, „Stuck in the mud“ kommt schon sehr sleazig daher, das könnte auch ein aktueller Babies-Song sein, würden die Bones nicht immer noch so herrlich dreckig klingen. So bleibt ein solider Track mit leichten Blues-Noten. Erneuter Tempowechsel bei „Not my kind“, der inhaltlich schon arg Punk ist und mit 1:42 selbst für Bones-Verhältnisse knapp gehalten. „Straight flush ghetto“ ist – wie man mittlerweile schon beinahe erraten kann – wieder etwas slow. So schaut „Burnout Boulevard“ aus: Mal rotzig, schnell und dreckig, mal langsam, down und eher melancholisch. Trotzdem hört man zu jeder Sekunde heraus, dass es sich um die Bones handelt, die es eben nicht nötig haben, wie jemand anders zu klingen oder anderen Bands nacheifern zu wollen. „Sealed with a fist“ ist dann wieder der altbekannt Bones-Song Marke „Meine Alte ist abgehauen, die blöde Sau, hab sie ohnehin gehasst“, wunderschön mit Lyrics à la „Didn’t you know, what’s bad about me is you.“ Da werden dann Erinnerungen an Über-Songs wie „Not a lovesong“, „Denial“ oder „Long gone“ wach. Der Nachfolger „Dead weight“ legt da sogar nochmal nach, das sind nun wirklich altbekannte Bones. „Ain’t life a mother fucker“ kommt dann wirklich ungewohnt rüber, hier sieht man am ehesten eine Entwicklung, die nach „Bigger than Jesus“ begonnen hat und zu weniger Druck, Tempo, dafür aber mehr Gesang und Melodik führt. Hier klingen die Bones mehr nach Rock’n’Roll als Punk. Und selbst das funktioniert immer noch. Endlich der erste Song, der direkt ins Replay geht: „Not predictable“ kommt wirklich breit rüber, der mehrstimmige Refrain ist spätestens nach drei Durchläufen auswendig gelernt. Das darauffolgende „Destination X“ will irgendwie nicht so recht gefallen, zu eintönig. Dafür gibt’s mit „Black day boogie“ nochmal ordentlich Blues der Marke Bones, hier wird aus früheren Statements à la „Shut up, get out“ mal eben ein beinahe schon emo-likes „Leave me alone“. Mit „Too many miles“ beklagt man sich – nun wirklich sehr band-untypisch da schon beinahe balladesk – über das harte Tourleben. Irgendwie ist der Refrain grauenhaft, soviel Gefühle und Bones, das passt dann wirklich nicht. Lieber „Fools vacation“, der vorletzte der insgesamt 15 Songs. Hier gehen die Bones wieder in althergebrachter Mische aus Hillbilly, Rock, Punk und Country zu Werke. Und mit „Fit in my skin“ liefern die Schweden den denkbar besten Abschluss und übrigens auch den besten Song auf „Burnout Boulevard“. Da ist dann doch wieder das „Shut up, get out“-Feeling da, da sind die Bones dann wieder die versifften Rock-Animals, deren Shows schweißtreibend und alkoholverseucht sind und die den zahlreichen skandinavischen Chartstürmern, die man meist in Anzügen auf MTViva sieht, zeigen, wie richtige Rockmusik jenseits kurzlebiger Trends auszusehen hat. Und dafür gibt’s die verdienten sechs Sterne samt Empfehlung, denn trotz spürbarer Weiterentwicklung in Sachen Sound und Songwriting sind die Bones immer noch die Bones und damit ein Heidenspaß für die gesamte Familie ab 18.

Wertung: 0=6 Sterne

Pressure Magazine
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