Freitag, April 19, 2024

Tanzende Kadaver – DellaMorte DellAmore

Label: Nix Gut
Veröffentlichung: 

Vor der eigentlichen Besprechung zwei kurze Abschweifungen: Das man im Booklet „untertänigste Grüße“ an Amanda Palmer und Brian Viglione, besser bekannt als The Dresden Dolls, richtet, kommt schon mal sympathisch. Weniger bekannt, aber dennoch gegrüßt, ist Rachel Rotten, die man sicher schon mal in der einen oder anderen 18er-Videothek unter der Rubrik „Punk-Porn“ gesehen hat. Auch nett. Weniger auf Gegenliebe stößt die Widmung an Zimbl, seines Zeichens frisch verstorbener ex-Bates-Sänger und zeitlebens Eschweger Alki. Aber es soll sich jeder selbst seine Idole suchen, selbst wenn es One-Hit-(Punk-)Wonder sind. Tanzende Kadaver existieren in wechselnden Besetzungen bereits seit 1996, „DellaMorte DellAmore“ ist neben einigen Demos und Live-Tapes das dritte reguläre Studioalbum der Band und gleichzeitig der Einstand auf NixGut Records, das Label, dessen Name nicht wirklich ironisch gemeint ist. Musikalisch heben sich Tanzende Kadaver immerhin angenehm vom sonstigen Label-Einheitsbrei Marke „Deutschpunk, es geht auch billiger“ ab. Eindeutige Vorbilder sind nicht auszumachen, meistens hört man frühe Ärzte und Misfits raus, überhaupt geht es textlich ganz gerne in die Horror-Ecke. Morbide Themen überall, unterlegt mit schnellen drei Akkorden und versehen mit der passenden Optik: Wer auf Horror-Punk steht, wird mit dem Album sicher seine Freude haben. Politisch wird es nur kurzzeitig, was aber auch gut so ist, denn „Im Westen nichts Neues“ hat weder mit dem Remarque-Roman noch ordentlichem Polit-Punk etwas gemein. Glücklicherweise bleibt’s die restliche Platte über aber beim Vergraben von Leichen, Dämonenkulten und dem Sterben in allen möglichen Varianten. Peter Steele hätte seinen Spaß dran. Was wirklich an der Platte nervt, sind die musikalische Eintönigkeit und die Kinderreime. Beispiele? „Alles deine Schuld / Scheiß Dämonenkult / Die 666 eintätowiert / Ein Pentagramm aus Blut geschmiert“ (Die Geister, die ich rief). Immerhin nimmt man sich selbst nicht ganz ernst, was Songs wie „Songstattdessen“ deutlich zeigen. Also alles halb so schlimm, eher Punk mit Spaß als bierernste Versuche, einen auf politisch zu machen, wie es ja einige Label-Kollegen durchaus tun. Drei Sterne für nicht überragend und auch nicht für die Ewigkeit, aber nett wenn man alle Misfits, Blitzkid und Konsorten auswendig kennt und zwischendurch mal was Neues braucht. Für sieben Euro auch nicht grade eine unerschwingliche Sache.

Wertung: 0=3 Sterne

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