„Hört Engelstrompeten und Teufelsposaunen, Ihr seid eingeladen!!!“ so leitet des Teufels Organ höchstpersönlich die Scheibe der Mainzer SpringtOifel ein und greift damit auf ein Zitat Alex de Larges aus der legendären Verfilmung von Clockwork Orange zurück.
Wer der bandeigenen Internetseite Springtoifel.de einen regelmäßigen Besuch abstattet, wusste unlängst über den exakten Produktionsstand und den Entstehungsprozess mittels bebilderter Artikel bescheid.
Der 13. Longplayer „Engelstrompeten und Teufelsposaunen“ der Mainzer SpringtOifel hat das Licht der Welt erblickt und wieder einmal überraschen die fünf Herren mit ihrem unglaublichen Höchstmaß an Kreativität und außergewöhnlichen Ideenreichtum. Ursprünglich hätte das bereits lange im Vorfeld geplante Album „Der dritte Weg“ heißen sollen und sich Schwerpunktmäßig ganz um das Thema Alkohol drehen sollen. Im laufe der Zeit wurde die Idee allerdings teilweise verworfen und zudem eine gedankliche Fortsetzung der im Jahre 1994 eingespielten „Sex, Droogs & Rock’n’Roll“ entwickelt, die 13 Jahre zuvor übrigens im selben Tonstudio von Rockproduzent Markus Teske aufgenommen wurde.
Das Ergebnis sind 17 brandneue Titel, die auf den bandtypischen Stilrichtungen Rock’n’Roll, Ska und Punk aufbauen, darüber hinaus allerdings auch vermehrt aufwendige Gitarren Soli und Riffs einbeziehen. Den Anfang macht der für sich selbst stehende Titel Alkohol mit den einleitenden Satz »Neben Kommunismus und Kapitalismus gibt es einen dritten Weg. Den Alkoholismus! Leicht zu begehen, zugänglich für jedermann und von schnellem Erfolg gekrönt! « Um bei den hochprozentigen Titeln zu bleiben, findet die Huldigung des Elixiers mit „Der Schwamm“ seinen Höhepunkt, der mit Texten wie „Baby – ich bin ein Schwamm -ich bin ein Mann“ vollkommen für sich selbst spricht. Im Stück „Mr Hyde“ ist schließlich äußerst treffend der berühmte Tag danach beschrieben, in dem man wieder in die geregelten Bahnen zurückgeworfen wird, nachdem man am Abend zuvor den Hals nicht voll genug bekommen hat und völlig außer sich gestanden ist. Stimmungsgarant auf den nächsten Konzerten wird sicherlich der Titel „Tanzt“ sein, der so etwas wie ein musikalischer Angriffs-Befehl für jede Party ist und „Tanz-Feldwebel“ Olaf hier den Aufruf startet das Tanzbein zu schwingen.
Weiter geht’s mit dem grandiosen Reggae-Song „Holiday in Guantanamo Bay“ mit dem die Jungs eine musikalische Reise in die Karibik gewagt haben und auf fantasievoller Weise das Gefangenlager als Ferienparadies dargestellt. Das Stück erinnert im ersten Moment sehr stark an den romantischen Titel „Mit dir…“, welcher auf dem damaligen Album „Weck Worscht & Woi“ vorzufinden war, geht inhaltlich allerdings in einer deutlich andere Richtung. Verbunden damit befindet sich ein Track weiter das nicht zu verachtende Instrumental „Getaway from Guantanamo Bay“ im fetzigen Surfsound, der die Rückkehr von der besagten Insel beschreibt. Auch den Helden unserer Kindheit „Buffalo Bill“ und „Bud Spencer“ werden würdevoll gehuldigt. Im Falle des letzteren Titels konnten wir uns ja bereits im Vorfeld einen Eindruck durch die „Bud Spencer“-Hörprobe auf der MySpace-Seite der Band machen.
Wer die Plattenveröffentlichungen in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt hat, dem sollte auch der kürzlich veröffentlichte Tribute-Sampler „A Street Tribute To Bud Spencer & Terence Hill“ von Sunny Bastard aufgefallen sein. Auf diesem auch die SpringtOifel mit dem mit Abstand stärksten Beitrag vertreten sind. Wer mit der Menthalität Hessens vertraut ist oder gar schon einmal das Vergnügen hatte die „ebsche Seite“ näher kennen zu lernen, kann erahnen weshalb hier mit „Ebsch Bois“ ein Seitenhieb an die benachbarte Stadt Wiesbaden nicht fehlen durfte.
Völlig außer Konkurrenz läuft daher auch die neue Mainz-05-Fußball-Hymne „Ave Moguntia“ für den selbsternannten „Karnevalsverein“, sowie der wunderschöne Titel „Mond über Mainz“, einer Orgel untermalten Ballade mit Melancholie und lokalem Heimatbezug. Im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen ist auf „Engelstrompeten und Teufelsposaunen“ eine deutliche Weiterentwicklung herauszuhören, was hier in Form von mehrsprachigen Chorgesängen und vor allem auch in Olafs vielfältigeren Stimmlagen zum Vorschein tritt.
Insgesamt also wieder einmal ein gelungenes Rund-um-Spaß-Paket und nicht nur musikalisch, sondern auch visuell die totale Vollbedienung für jeden Anhänger der Band. Wie bei allen SpringtOifel Veröffentlichungen enthalten CD und LP natürlich alle Liedtexte und liebevolles Artwork.
Das Vinyl kommt zudem mit aufwendigem Klappcover und fettem Beiheft. Die ersten 666 Vinyl-Alben beinhalten übrigens ein zusätzlich ein Gratis-Poster mit dem Motiv der Band an einer imposanten Höllenbar. Bonustracks oder Rückwärts gesprochene und satanische Botschaften gibt es offensichtlich nicht – Für Rätselfreunde gibt es allerdings, eine vielfältig interpretierbare Coverzeichnung in Anlehnung an den Werken Hieronymus Bosch’s, die so manch witziges Detail finden lässt.
Album Review von Marcus Berg
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