Societys Parasites – Societys Parasites

Label: Hellcat
Veröffentlichung: 15.06.2007

Nach eigenen Angaben ist der Sound der Societys Parasites „direkt und hat das Ziel, dir mit einer brennenden Geschwindigkeit die Ohren wegzublasen. Der Stil ist schnell, wütend und geht weg von den Basics der kranken Gitarrenriffs, geistesgestörten Basslinien und Gesang.“ Also genau das, was Hardcore ausmacht. Gegründet, um der immer weiter kommerzialisierten Punkbewegung etwas entgegen zu setzen. Die Musik der Ursprungsbewegung ist simpel strukturiert, steht jedoch deutlich über dem Drei- Akkorde-Geschrammel des gemeinen Punks. Gebrüll ist ein weiteres Kennzeichen davon. Die Hoffnung, dennoch nicht nur unmelodisches Geschrei zu hören, bestätigt sich jedoch nicht. Während sich das Intro „Preface“ noch auf Instrumentalität beschränkt, kriegt man schon beim zweiten Track „In The City“ die volle Ladung Gebrüll ab. Laut, schnell und aggressiv kreischen die Instrumente. Es klingt sehr geradlinig und überhaupt nicht aufgeblasen wie bei vielen Punkrockern heutzutage. Schade ist nur, dass dabei die Melodie völlig abhanden kommt. Denn auch bei Hardcore ist Melodie – zumindest auf instrumentaler Ebene – erwünscht. Das Fehlen jeglicher Melodie bedeutet auch, dass die Abwechslung zu wünschen übrig lässt. Sich dieses Gebrüll ganze 15 Tracks – mit der Ausnahme des Intros – anzuhören, strapaziert schon die Nerven. Insgesamt klingt alles sehr knackig, die Band testet viele Gitarren-Licks und Bass-Riffs, die die meisten Punkbands vernachlässigen, dennoch treten sie hinter dem Geschrei völlig in den Hintergrund. Sänger Freddy dominiert die ganze Scheibe. Für ihn scheint das auch sehr anstrengend zu sein, weswegen die Titel sich oftmals zwischen einer und zwei Minuten bewegen (huch, wieder ein Merkmal des Hardcore der 80er Jahre). Bei „Wishing Armageddon“ verausgabt er sich sogar soweit, dass er es nur 40 Sekunden aushält. Der einzige Song, der sich richtig abhebt vom restlichen Einheitsbrei, ist „Postscript“. Nach einem sehr langen instrumentalen Intro mit rotzigen Gitarrenriffs hört man, wie eine gesprochene Textpassage rückwärts abgespielt wird. Zum Schluß flüstert der Teufel persönlich (oder in Form von Freddy): „I am the devil and I am here to tell you devil’s work“. Textlich befassen sich die Kalifornier mit ihrer Herkunft: den Straßen von Echo Park in Los Angeles. Vor dem ersten Weltkrieg waren dort die Filmstudios, bevor sie nach Hollywood zogen. Scheint dem Viertel nicht gut bekommen zu sein, denn dort kann man wohl niemandem trauen: nicht der eigenen Familie, den Freunden und erst Recht nicht der Polizei. „The palm trees are burning, the big boys are coming, the police are roaming, so you better start running, find a place to hide“, heißt es in „Who’s on you side“. Dem Echo Park widmen Societys Parasites sogar einen eigenen Song, in dem von Gewalt, Gangs, Prostituierten und Obdachlosen die Rede ist. Man kann einen Eindruck gewinnen, wie es in dieser Gegend aussehen muss. Kein Wunder sind die Jungs so aggressiv. Wobei wir beim letzten Merkmal der ursprünglichen Subkultur Hardcore wären: Sozialkritische Inhalte und das Leben auf der Straße, zumindest am Rande oder außerhalb der Gesellschaftsnorm, sind die Regel. Dieses Album fühlt sich an wie ein Schlag direkt ins Gesicht, die Musik ist schnell und rebellisch und man fühlt sich danach ein bisschen erschlagen. Um Aggressionen abzubauen, für ein Boxtraining oder eine rasante Autofahrt bei Nacht ist die Musik der vier Jungs aus Los Angeles perfekt. Doch ein bisschen mehr Melodie und Abwechslung wäre schön gewesen. Wer sich mit Bands wie Minor Threat oder Black Flag verbunden fühlt, wird dieses Album lieben.

Wertung: 0=4 Sterne

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