Social Distortion – Hard Times and Nursery Rhymes

Seit der Social Distortion Veröffentlichung „Sex, Love and Rock’n’Roll“ sind nahezu sieben Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit verbrachte die Band mehr Zeit auf der Bühne, als im Studio. Nun schreiben wir das Jahr 2011 und schon mit den ersten Saitenanschlägen des vielversprechenden Intros „Road Zombie“ wird klar – die kalifornischen Punkrocker, um Rock’n’Roll-Ikone Mike Ness sind mit ihrem siebten Studioalbum verdammt nochmal zurück!

Zwar wirkt der Songwriter und Sänger mittlerweile sichtlich in die Jahre gekommen und ist auch ein wenig gesattelter als zuvor, aber er transportiert  mit seinen Songs den gleichen Flair und unverkennbaren Stil der letzten Jahre. Die instrumentale Ouvertüre zum zweiten Song, sorgt zunächst einmal für die nötige Spannung. Man erwartet hier einen nahtlosen Übergang zum nächsten Song, ist fast schon versucht, die eine Hand zur Faust zu ballen und in die Luft zu reißen, jedoch findet die erste Euphorie hier ein jähes Ende. Es folgt die bluesige Mid-Tempo-Nummer „California (Hustle And Flow)“. Die musikalischen Komponente der Vergangenheit sind zwar stets präsent, jedoch zeichnet sich schon hier ab, in welche Richtung der neue Social D.-Sound geht: Catchige Gitarrenriffs mit warmen Hammond-Orgel-Klängen, die Mike Ness’ Geschichtsträchtigen Liedtexte kraftvoll unterstützen. Neu sind auch die weiblichen Backing Vocals a la Merry Clayton, die zeitweise an den Stones-Klassiker „Gimme Shelter“ erinnern. Dass es sich bei „Hard Times and Nursery Rhymes“ um das erste 100%ig in Eigenregie produzierte Album handelt, wird den ein oder anderen überraschen, um so mehr kann sich das Ergebnis hören lassen.

 

Songs wie Can’t Take It with You” and “Machine Gun Blues” erinnern hier an die alten Tage, strotzen nur so vor coolness und liefern plakative Textpassagen, die als Leitmotto auch genau so in Stein gemeißelt gehören. Der Titel „Diamonds In The Rough“ lässt den Musiker selbstreflektierend auf seine Vergangenheit zurückblicken und punktet mit emotionalen, wie auch sehr persönlicher Note:

 

I´ve been chasing like a diamond in the rough / You’re dirty and you’re damaged. / All you need’s a little love.
But inside you sparkle, like the stars above. / You’ll be there in the morning, when the going gets tough.

Düster und rockig dürfte Alone and Forsaken den Fans älterer Jahrgänge ein Begriff sein, denn dieser Hank Williams Coversong zählt seit her als regelmäßiger Begleiter einer Social D. Live-Show und wurde hier vollkommen neuartig aufgenommen. Der Song zählt definitiv zu den Perlen des Albums und zollt Ness’ musikalischen Einflüssen Tribut, die er selbst einmal mit den Rolling Stones oder Jonny Cash angegeben hatte. Zu den absoluten All Time Faves der Scheibe wird sicher auch der hymnenhafte Titel Still Alive gehören, der von der Band bereits auf der 2009er Tour auf Livekompatibilität getestet wurde und hiermit endlich seinen Weg auf das Album geschafft hat. Ebenso schon länger bekannt ist der Song „Bakersfield“, der den kalifornischen Arbeitern und Okies gewidmet ist. Durch den souligen Chorus gehen Songs wie diese förmlich auf und überrollen den Hörer vor allem mit pompösen Ohrwurmmelodien. Der gesprochene Gesangpart im Mittelteil des Stückes ist Steven Tyler zum Verwechseln ähnlich und würde auch ohne weiteres als eine Nummer von Aerosmith durchgehen. Von ähnlicher Qualität ist auch „Can’t Take It with You“ der mittels Backgroundsängerinnen, einer tollen Piano-Bridge und irren Gitarrenläufen schön jetzt das Aushängeschild für Social D. im Jahre 2011 sein dürfte.

 

Des weiteren fällt positiv auf, dass die Band selbst inzwischen einen geschlossenen Eindruck macht, wurde sie doch in den vergangenen Jahren immer wieder von Schicksalsschlägen oder hoher Fluktuation der Musiker heimgesucht. Auch dieses Mal, noch während der Aufnahmen am Album verließ Angels and Airwaves Drummer Adam Willard die Band und wurde durch David Hidalgo Jr. ersetzt, der hier  auf Anhieb einen recht passablen Job abgeliefert hat.

 

Fassen wir zusammen: Die aggressive, kompromisslose Marschrichtung und der Außenseiter-Status von einst ist gewichen und schafft Platz für positiv stimmende Songs mit Dynamik, dem perfekten Groove und irgendwie das Gefühl vermitteln „angekommen“ zu sein. Wenn einer sein Handwerk in Sachen Rock’n’Roll versteht, dann ist es Mike Ness, der zwar versucht nach wie vor sein Underdog-Image zu wahren, aber längst das Publikum von Jung bis Alt in Late-Night-Shows zu überzeugen weiß.

Was bei „Hard Times and Nursery Rhymes schließlich einen fahlen Beigeschmack hinterlässt, ist die Tatsache, dass nahezu die Hälfte der auf diesem Album enthaltenen Songs in den letzten sieben Jahren bereits irgendwie präsent waren, sei es als unveröffentlichte Live-Songs auf Konzerten, oder als Videoaufnahme bei YouTube. So lange das Feuer brennt und die nächste Veröffentlichung nicht weitere sieben Jahre in Anspruch nimmt, zählt „Hard Times and Nursery Rhymes“ schon jetzt zu einem zeitlosen Werk, wenn auch nicht zu den besten Social Distortion Alben.

Das Album erscheint am 14.01.2011 europaweit via Epitaph Records. Das Plattenlabel des Bad Religion Gitarristen Brett Gurewitz löst somit die langjährige Zusammenarbeit mit Timebomb Records ab. Die LP-Variante des Albums hat zudem noch die beiden Bonus-Tracks „Take Care of Yourself“ und „I Wont Run No More“ zu bieten.

Review von Marcus Liprecht

Mehr zu Social Distortion:

Offizielle Homepage: www.socialdistortion.com

MySpace-Seite: www.myspace.com/socialdistortion

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