Freitag, März 29, 2024

Selig – Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Label: Vertigo
Veröffentlichung: 01.10.2010

Selig sind schon lustig: Da treibt man neun Jahre getrennt dahin und lässt nichts von sich hören, nur um dann 2008 zurückzukehren und das mit einem ziemlich gelungenen Werk namens „Und endlich unendlich“. Doch statt sich danach erst mal oder erneut zur Ruhe zu betten, gibt’s kaum 24 Monate später direkt Nachschub. „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ heißt selbiger und ist seit diesen Tagen erhältlich.

Schön: Selig bleiben sich auch 2010 treu. Heißt: Textlich bleibt viel Raum, um sich eigene Gedanken zu machen, um das Gehörte in Bezug zum eigenen selbst zu setzen und zu sehen, was da passt und was man damit anfangen könnte. Zentral dabei wie immer: Die Nacht. In selbiger sind Selig auch auf dem neuen Album zu Hause, hier fühlt man sich wohl, hier dreht man einsame Runden. Und schafft es, dabei dunkel, aber nicht düster zu sein. Nein, Grunge ist das nicht wirklich, stattdessen eine Mischung aus Rock, poppigen Anleihen, viel Seele und durchaus gelungenen Experimenten.
Die jedoch eingangs nicht so recht zünden will. Mit „5.000 Meilen“ wird man erst nach mehreren Durchläufen warm, da war „Auf dem Weg zur Ruhe“, der Opener des Vorgängers, ein deutlich gelungenerer Einstieg. Aber gut, „Freier Fall“ und „Wirklich gute Zeit“ machen’s wieder wett. Das traurig-schöne Intro beim letztgenannten Song, dazu Mundharmonika und Klavierklänge gefallen sofort. Und dann ein herrlich melancholischer Text. So mag man Selig gerne leiden.
Das es auch eher heavy geht, zeigt man bei „Lass sie reden“, das mitsamt Chor schon beinahe wie ein Song aus besseren Joe Cocker-Zeiten daherkommt, derbst groovt und sich als großer Hit der Scheibe entpuppt. Spätestens jetzt und mit Zeilen wie „Auf dem Boden zu liegen, bedeutet nur, wieder aufzustehen“ erwischen wir uns beim Mitsingen, ganz heimlich und leise.
Der Titelsong kommt dann beinahe schon wie ein Stück der Red Hot Chili Peppers daher. Wäre da nicht diese Eigenheit, die man in den Texten der Band ein ums andere mal raushört. Das sind nicht die Lyrics, die man sonst an jeder Ecke bekommt, das hier ist etwas Eigenständiges, etwas eigenes. Eine Art Sprache, die zu sprechen zunächst gelernt werden will. Und wenn es mit derart gelungenen Tracks abläuft, dann gerne.
Dann „Dramaqueen“, wieder einer jener tief groovenden Tracks, gleiches gilt für „Hol mich hier raus“. „Hey ho“ derweil ist nicht, wie man vermuten könnte, den Ramones gewidmet, sondern ein so dermaßen positiver Song, das man für einige Minuten beinahe vergisst, dass das hier eine Selig-Platte ist. Gut, den Rest über bekommt man das hier und da wieder gekonnt vor Augen geführt, passt also schon.

Allerdings fällt gegen Ende alles ein wenig ab, was das Tempo betrifft. „Doppelgänger“ swingt noch lässig daher, ab „Du fährst zu schnell“ geht’s dann allerdings ab in die Nacht, Gang raus, ausrollen lassen. Und so endet „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und „Ausgang“ ein wenig so, wie es begonnen hat: Langsam, getragen. Ruhe überall. Und Nacht, alles umfangende Dunkelheit. Schön, das Selig uns weiterhin durch selbige geleiten und dabei einmal mehr ein Licht in der Finsternis sind, das auch im 18. Jahr nach der Bandgründung heller als jeder Einheitsbrei leuchtet, dabei zu keiner Zeit aufdringlich wird und einfach nur durch seine bloße Anwesenheit zu gefallen weiß.

Wertung: 0=6 Sterne

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