Dienstag, April 23, 2024

Produzenten der Froide – Stuttgart bei Nacht

Label: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 24.07.2007

So schaut ein vielversprechendes Anschreiben aus: „Servus! Wir sind die „Produzenten der Froide.“ Machen Stuttgart-Oi! seit 1992 von der primitivsten Sorte.“ – mal abgesehen von der nicht ganz fehlerfreien Rechtschreibung, freut man sich da nicht auf das beigelegte Album? Für diese grandiose Selbstkritik gibt’s auf jeden Fall schonmal den ersten Stern. Den möchte man den Stuttgartern nach den ersten Takten vom Opener „Party On!“ zwar schon wieder wegnehmen, aber mit „Stuttgart bei Nacht“ geht es ja fast ansehnlich weiter. Die Selbstbeschreibung hat nicht zuviel versprochen: Das ist tatsächlich oi! der primitivsten Sorte, denn die „Produzenten“ da produzieren. Schrammel, Schrammel, mehrstimmig gebrüllter Refrain, null Melodik, immer schön uffta-uffta, kennt man vom Schleswig-Holsteinschen Qualitätsexport „Smegma“, mit ein wenig Wohlwollen hört man zwischen Sänger Karle und Willi Wucher gar Ähnlichkeiten heraus. Textlich bewegt man sich ebenfalls im Bereich „Nachwuchs“, um mal einen Euphemismus reinzubringen. Damit aber schon genug der Vergleiche. Was an songwriterischer Kreativität fehlt, macht auch die qualitativ eher auf Proberaum-Niveau rangierende Aufnahme nicht wett. Ganz klar: Hier haben wir ein Release aus dem tiefen Stuttgarter Untergrund, wo nicht mal die „Freiboiter“ schippern. Und bevor das hier einfach nur eine weitere Kritik der Marke „haben sicher Potential, so in zehn Jahren sind die ganz groß, aber derzeit einfach scheiße“ wird, listen wir lieber einige Reime auf. Danach kann sich jeder selbst überlegen, ob er ein „Produzenten“-Freund wird, oder lieber auf so feingeistige, top-produzierte Combos wie „Loikämie“ zurückgreift. Ich für meinen Teil find die selbstproduzierte „Stuttgart bei Nacht“ lustig, seh sie mit einem großen Augenzwinkern. Auf der anderen Seite könnte man auch sagen, dass man einen der zahllosen Beweise dafür hat, dass Deutsch-oi! eine dumpfprollige Musikrichtung von und für geistige Hartz-4-Empfänger ist, die zurecht verlacht gehört. Weil ich mich gerade für keine der beiden Möglichkeiten (pro/contra) so recht erwärmen kann, gibt’s drei Sterne, damit bleibt genug Platz für die eigene Meinung. Zur Bildung selbiger diese Lyrics der „Produzenten“: „Vor mir schützt dich keine Polizei, kein Geld, kein Abitur. Ich warte auf dem Spielplatz, kurz vor 22 Uhr.“ („Stuttgart bei Nacht“) „Wenn wir nachts durch Stuttgart ziehen, völlig zugesoffen, wünschte ich schon manch einer, er hätt‘ uns nie getroffen.“ („Gewalt“) „Einer ist keiner, zwei sind mehr als einer.“ („Einer ist keiner“) „Wasserpfeife oder Eimer. So wie wir, ja so kifft keiner!“ („Shit & Gras“) „Alles was ich will ist Rock’n’Roll, Techno und Pop find‘ ich nicht so toll.“ („Der moderne Mensch“) und der größte Brüller: „Analsex mit der Miezekatze. In meinem Anus ihre Tatze.“ („Fiktive Perversion des humanen Gedanken“)

Wertung: 0=3 Sterne

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