Donnerstag, März 28, 2024

Pöbel & Gesocks – Beck´s Pistols

Label: Sunny Bastards
Veröffentlichung: 11.06.2010

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung der „Punk! Die Raritäten“ erscheint am 11. Juni 2010 das neue Album des Deutschpunk-Urgesteins Pöbel & Gesocks. Das Werk trägt den ehemaligen Bandnamen „Beck´s Pistols“, unter dessen Flagge die Band in den Jahren 1979 bis 1994 unterwegs war, bis eine Unterlassungsklage der daran angelehnten Brauerei die Musiker zu einer Namensänderung zwang.

Das Erste, was bei „Beck´s Pistols“ positiv ins Auge fällt ist das Artwork der Scheibe. Cover samt Booklet wurden aufwändig gestaltet und beinhaltet viele erstklassige Fotos der Band, die angefangen von Konzerten und bis hin zu einem Besuch auf dem Schrottplatz der Ludolfs viele Facetten der Band zeigen.

Beim ersten Song „Küss die Hand“ handelt es sich um einen Comeback-Song. „Und deshalb sind wir nicht ruhig! / Vor uns gibt es kein Entkommen! / Küss die Hand – wir starten durch! / Walk of Fame – here we come!“

Der zweite Song ist gleichzeitig auch der Albumtitel. In „Beck´s Pistols“ gibt es die volle Dröhnung Pöbel & Gesocks auf die Ohren. Er handelt von der Vergangenheit, eben unter dem Namen „Beck´s Pistols“, der Gegenwart und natürlich auch der Zukunft. „Was war, was ist, was bleibt?! / Oi! Oi! Oi! uns stehts antreibt! / Beck´s Pistols – so fing es an! / Pöbel und Gesocks – ein Leben lang!“

Im dritten Song geht es um das Leben der Protagonisten, welches nie fair verlief und auch niemals fair sein würde. Man stelle sich vor, man hat einen neuen Job oder eine neue Frau und alles scheint perfekt, doch schon nach kurzer Zeit platzt der Traum und man steht wieder alleine oder ohne Job da. Und selbst nach der größten Party aller Zeiten, ist meist das einzige was davon bleibt, der Kater am Tag danach. Aber so ist es nun einmal, „Der Lauf der Dinge“.

„Auf uns zwei“ ist ein Coversong, den die Band von Frankie Flame übernommen hat. Eine Danksagung an den besten Freund, mit dem man das Leben und die Ansichten teilt und die gleichen Wegen geht. Vielleicht hätte man mehr erreicht, wenn man ab und zu einen anderen Weg gegangen wäre, aber dafür war der Durst stehts zu groß und somit hat man sein Leben gelebt.

„Botox in der Fresse“ handelt, wie der Titel schon verrät, von Schönheitsoperationen und greift über auf das Fernsehprogramm und Mediengeschehen von heute. „Wie öde und stumpf muss das eigene Leben sein / um sich an solchen Schwachsinn ernsthaft zu erfreuen?“Botox in der Fresse – Scheiße im Gehirn“ ist ein musikalisches Statement an alle Schönheitsfanatiker und solche, die sein wollen was sie nicht sind.

Der sechste Titel „Die Kunst ist zu schweigen“ rechnet mit allen Schaumschlägern und Wichtigtuern ab. Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Fresse halten, lautet die Devise. „Ihr Kopien voneinander! – Ihr genormten Mutanten! / Ihr sozialen Versager! – Ihr im Irrsinn Verrannten! / So wie es aussieht – der Verdacht sich erhärtet / mit dem Wort Scheiße – seid ihr zu hoch bewertet!“

„Keine Träume“ sollte man haben, wenn man das Leben ernst nimmt. Viele Menschen leben nur von ihren Träumen und werden am Ende dafür bestraft. Einige würden gerne Fußballstars sein, deutscher Meister Jahr für Jahr. Andere würden gerne einmal auf Kokain mit Amy Winehouse um die Häuser ziehn, in der Karibik unter Palmen saufen, statt ständig gegen die Wand zu laufen. „Du wärst so gerne einmal nur / mit Pöbel und Gesocks auf Kneipentour / So wie´s aussieht wird das nichts / weil du dafür nicht geboren bist!“

Der achte Song hört auf „Unsere Party die nie endet“ und beinhaltet definitiv ein hohes Maß an Selbstironie. Wenn alle anderen schlafen oder zur Arbeit gehen, machen Pöbel & Gesocks noch lange nicht schlapp und feiern die Feste einfach weiter wie sie fallen. „Was ist Anstand, was Vernunft? Wir kommen auch ohne ganz gut klar! / Lebt mal ruhig für Eure Zukunft, so wie es schon immer war! / Nur das eine wollen wir hoffen: Uns wird es immer geben! / Wenn wir sterben dann besoffen, denn das ist unser Leben!“

Der nächste Song ist eine Ode an die Ramones. Der Sound, der Stil, das Outfit, man kommt nicht los davon. Es wäre so schön, sie noch einmal live in einem kleinen Club zu sehen. Der Sound bleibt ewig, wie konnten sie uns das nur antun?

Der nächte Titel ist ein weitere Sauf-Song. „Wer nicht trinkt…“ …der nicht gewinnt! Bier schmeckt bereits am Morgen und den Schnaps trinkt man auch gerne aus der Flasche. Und auch wenn einer kotzen muss, sorgt man dafür, dass der Abend unvergesslich wird. Wenn der Alk die Hemmung nimmt, steigt auch das Spaß-Niveau.

Einen Protest-Song liefert die Band mit „Guido! (Ich begreif das nicht)“ ebenso. Man kann es nicht mehr hören, jeden Tag hört man das Gejammer. Die Zukunft ist Rabenschwarz, dank Peter Hartz. „Ich begreif´ das nicht / ich kann´s nicht verstehen! / Einem Volk, das FDP wählt / kann es so schlecht doch gar nicht gehen.“

Im vorletzten Song muss man sich auf den „Weltuntergang“ bereitmachen. Wir vernachlässigen unseren Planeten, verschmutzen ihn wo es geht. Jetzt gibt es die Rechnung für unsere Übertreibung. Orkane, Tsunamis und weitere Umweltkatastrophen legen unsere Städte brach. Das Ende des Traumes, das Ende der Zeit.

Der letzte Song ist die „Alltagsschlacht“, die wir Tag für Tag bestreiten. Wir können der Gesellschaft nicht das geben, was sie von uns verlangt. „Wurden wir zu Rebellen geboren? / Oder wurden wir dazu gemacht? / Wir wollen keine Heldenorden! / Wir kämpfen in der Alltagsschlacht!“

Hier mein Fazit: Ein Pöbel & Gesocks Album, wie man es sich vorstellt. Die lange Pause hat ein Ende und das Warten hat sich gelohnt, hier kommen 13 Oi!-Punk Kracher, die sich gewaschen haben. Die Band hat sich hiermit deutlich weiterentwickelt und sich hörbar von der Sparte Oi-Punk-Pervers entfernt. Mit „Beck’s Pistols“ stellen sich Pöbel & Gesocks völlig neu auf und spielen Oi-Punk mit verdammt guten Texten. Musikalisch ist alles im grünen Bereich, dazu die punktet die unverkennbare Stimme des Willi Wucher. Schönheitsoperationen und Weltuntergangsstimmung vermischen sich hier galant mit Partys, die nie enden wollen. Pöbel & Gesocks – Oi Oi Oi!

Review von Florian Puschke

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