Label: Bandworm Records
Veröffentlichung:
Zunächst war ich mir nicht sicher. Habe ich es mit einer Satire-Band in bester Hard Skin-Manier zu tun oder meinen die das am Ende gar ernst? Man muss ja mit allem rechnen. Inzwischen bin ich überzeugt: Oi!Tanking sind ganz großes Kabarett! – müssen sie einfach sein. Warum? Naja, zunächst ist der Bandname ja schon mal Panne – ok, das allein ist ja noch kein Beweis (man denke an all die anderen peinlich-kreativen Bandnamen mit Oi!). Der kryptische Albumtitel „Wir sind doch keine Hochstuhlabsolventen“ und die Tatsache, dass es in jedem, aber wirklich jedem Lied ums Saufen geht, müssen auch noch nichts bedeuten – es gibt ja auch Combos die vollen Ernstes solche Platten raus hauen. Aber die Texte der Band bedienen zielsicher jedes noch so dämliche Oi!-Proll-Klischee, dass es kein Zufall mehr sein kann – nicht einmal in Anbetracht dessen, dass es sich bei der Scheibe ja um ein „Party-Album“ handeln soll. Hier ein paar lyrische Kostproben: Aus „Let’s work together“: „Richtige Männer arbeiten hart für ihr Geld, heut gehört uns das Stahlwerk und morgen die ganze Welt“ Aus „Das ist nicht unser Bier“: „Skinheads Punks ein volles Glas Ficken Saufen das mach Spaß – Politik finden wir zum Kotzen drum tun wir dieses Lied rausrotzen“ Aus „Straßenlied“: „Das Leben auf der Straße ist nicht einfach sondern schwer – Man hat auch wenig Geschlechtsverkehr“ / „Zieh ich mit meinen Kumpels durch die Gassen und tu’ alle Leute hassen – In der Schule war ich nicht so gut, besonders in Deutsch nicht – Mathe ging grad so“ Noch Fragen? Und das sind nur ein paar der Highlights. Lieder wie „Jeder scheißt in seine eigenen Hose“, das Skingirl-Liebeslied „Volahiku“ oder das sinnfreie „Der Tank ist voll“ („House of the rising sun“-Cover) können jedoch locker mithalten. Die Zeichnungen im Booklet (saufende Skins und kotzende Punks vor der Arbeitsagentur) „runden“ meinen Gesamteindruck ab. Musikalisch kommen Oi!Tanking im partytauglichen Streetpunk-Sound daher, genau die richtige Verpackung für ihre erlesenen Texte. Das Ganze passt einfach zu gut zusammen, um ungewollt zu sein. Kurz was zur Aufmachung: Die CD kommt im Digipack und die Platte im streng limitierten und nummerierten weißen Vinyl. Obwohl das wichtigste an der Verpackung wohl die Textbeilage sein dürfte – manchmal möchte man nämlich seinen Ohren einfach nicht trauen. Fazit: „Wir sind doch keine Hochstuhlabsolventen“ von Oi!Tanking lässt zwei Interpretationen zu: Entweder handelt es sich um eine Oi!-Kabarett-Platte, die absolut nicht ernst zu nehmen und deshalb verdammt gut ist oder um ein „Deutsch-Oi!-Sauf-Album“ der untersten Schublade. Ich hab mich für die erste Sichtweise entschieden, alles andere wäre zu monströs.
Wertung: 0=5 Sterne