Samstag, April 20, 2024

Missbrauch – Strafbar

Label: Nix Gut Records
Veröffentlichung: 2007

„Missbrauch“ aus München sind bereits seit 1992 unterwegs. Neben diversen Sampler-Beiträgen (unter anderem auf der „Schlachtrufe BRD“) hat die Band mit „Strafbar“ ihr viertes Album veröffentlicht.
Die Scheibe ist die zweite Veröffentlichung der Band auf Nix-Gut-Records. 13 Songs bei einer Spielzeit von rund 35 Minuten lassen schon mal klassischen Punk ohne große Experimente vermuten und so ganz daneben liegt man damit nicht unbedingt. Eigener Beschreibung nach scheuen sich „Missbrauch“ nicht, „Finger in die Wunden zu legen“, textlich geht es folglich politisch zu.
Wer Saufhymnen oder Straßenköter-Lyrik erwartet, macht also besser einen Bogen um die Scheibe und wendet sich dem Geprolle zahlloser Ruhrpott-Combos zu. Der Opener „Zwei im Unrecht“ kommt noch ein wenig flügellahm daher, auch wenn inhaltlich mit der Thematik Israel/Palästina schon ein brisantes Thema gewählt ist. Auffällig sind die Ska-Anleihen und der mehrstimmige Gesang. Speziell die Saxophon-Arbeit bleibt im Ohr und erinnert an die „Stage Bottles“. Mit „Es muss raus“ geht es dagegen schon druckvoller zur Sache. Ordentliche Gitarrenarbeit und erneut sozialkritische Lyrics lassen das ganze schon deutlich besser klingen. Auf „Don’t cry“ regiert dann der Ska, während der Refrain herrlich schrammelnd daher kommt. Damit wäre schon mal ein erstes Album-Highlight gefunden.
Spätestens auf „Die Schere“ fällt dann auch auf, wo die Münchener ihre Lektionen in Sachen Punk gelernt haben: Sänger Barny lässt schon einiges an älteren „Slime“ heraushören, „Dritte Wahl“ sind auch nicht weit entfernt. Mit „Die Ruhe vor dem Sturm“ und „Imperialismus 03“ sind die persönlichen Highlights der Scheibe dann auch gefunden. Schnell, melodisch und kritisch im Text – Dinge, die andere NixGut- oder Deutschpunk-Produke bisweilen schmerzlich vermissen lassen. Gegen Ende wird „Strafbar“ richtig gut, „Guantanamo Bay“ scheppert nochmal amtlich aus den Boxen und nach „Rendevouz mit dem Tod“ ist dann abrupt Schluss.
Fazit: Gut gemachter Deutsch-Punk mit politischem Anspruch und schönen Ska-Anleihen. Größtenteils ohne Experimente, dafür mit einem guten Gespür für Melodie und Themen. Kein Soundtrack zum nächsten Bierfest und eher für politisch interessierte Zeitgenossen jenseits des Kiddiepunk-Alters interessant, die mit den erwähnten Querverweisen etwas anzufangen wissen.

Wertung: 0=4 Sterne

Pressure Magazine
Pressure Magazine ist ein Online-Musikmagazin, das sich auf die rockige Musikszene spezialisiert hat. Unsere Autoren sind leidenschaftliche Musikfans und liefern dir Artikel, Rezensionen, Interviews und Ankündigungen zu bevorstehenden Musikveranstaltungen. Unser Ziel ist es, dich als Musikfan auf dem Laufenden zu halten und dir eine Plattform für Feedback, Anfragen und Kommentare zu bieten.

Ähnliche Themen

Ist Rock’n’Roll tot? – Mia’s Rock-Revolte

Mia macht heute einen Abstecher in die Welt des Rocks! Ist der gute alte Rock'n'Roll am Ende seiner Tage angelangt? Oder rockt er noch immer wie ein Berserker? In ihrer Kolumne "Mia's Rock Revolte" auf www.pressure-magazine.de lässt Mia keine Gitarrensaite unangeschlagen.

DERRY – Remember The Curfew (Album Review)

Mit ihrer Debüt-EP "Remember The Curfew" präsentiert die hessische Horrorpunk-Band DERRY ihr klangliches Manifest auf FettFleck Records. Nach ihrem vielversprechenden Vorgeschmack mit der Demo-Single...

Die Beatsteaks sind zurück: Comeback nach sieben Jahren

Die Beatsteaks stehen kurz davor, ihr neuntes Studioalbum "PLEASE" am 28. Juni 2024 zu veröffentlichen. Nach einer Pause von sieben Jahren versprechen sie mit...

BEN BLUTZUKKER: „BUILD YOUR IDOLS“ legt den Grundstein für kreative Legenden

In einer Welt, in der Musik und Kreativität Hand in Hand gehen, steht ein Mann aus Düsseldorf im Mittelpunkt des Metal-Geschehens - Ben Blutzukker....

ROCK MEETS CLASSIC 2024 – „LET‘S ROCK TOUR!“

Mit den Superstars Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH), John Helliwell & Jesse Siebenberg (SUPERTRAMP), Midge Ure (Ultravox), Robert Hart (MANFRED MANN’S EARTH BAND), Paul Shortino (QUIET...

CASSYETTE – This World fucking sucks Tour 2024

Cassyette ist eine englische Singer-Songwriterin, geboren am 30. März 1993 in Chelmsford, Essex. Sie wurde von der Musik der 80er Jahre, New Wave, Hard...
- Werbung -

Aktuelles

DERRY – Remember The Curfew (Album Review)

Mit ihrer Debüt-EP "Remember The Curfew" präsentiert die hessische Horrorpunk-Band DERRY ihr klangliches Manifest auf FettFleck Records. Nach ihrem vielversprechenden Vorgeschmack mit der Demo-Single...

Follow us:

10,640FansGefällt mir
13,367FollowerFolgen
854FollowerFolgen