Donnerstag, April 25, 2024

Matt Roehr – Out Of The Great Depression

Einst war der Gitarrenvirtuose Matt Gonzo Roehr als Mitglied der Frankfurter Rockband „Böhse Onkelz“ in aller Munde. Nun fast 5 Jahre nach der Auflösung, der zum Teil sehr umstrittenen Frankfurter Band versucht Roehr abermals sich aus dem in der Vergangenheit selbst erschaffenen musikalischen Korsett zu befreien.

Die Befreiung ist gelungen, fragt sich nur zu welchem Preis. Schon die Resonanzen auf seine erste und zweite Soloveröffentlichung („Barra Da Tijuca“ und „Uhad2bthere-Live“) waren eher bescheiden, auch mit seiner dritten Soloscheibe „Out Of The Great Depression“ wird er meines Erachtens keinen Pokal holen.  Es drängt sich vielmehr der Eindruck auf, dass Roehr einfach das richtige Händchen fehlt um einen richtigen Coup zu landen.

Dabei klang das Konzept ein Musikalbum in Verbindung mit einem Bildband -in Marketingdeutsch Earbook- zu veröffentlichen, eigentlich vielversprechend. „Value for money“, also „mehr fürs Geld“ hat in der Vergangenheit ja schon so manchen unentschlossenen Käufer zu einem Kauf bewegen können. Allerdings hilft auch das beste Marketingkonzept nichts, wenn dass Produkt, dass vermarktet werden soll, einfach nichts taugt.

Und genau so ist es leider bei der Scheibe von Matt Roehr. Sicherlich kommt es immer auf den Blickwinkel an. Wäre ich Mitte 40 und meiner ersten Midlifecrises nahe, würde ich Roehrs musikalische Darbietung vielleicht anders bewerten. Das bin ich aber nicht und so äußert mein Körper, als einzigste Gefühlsregung auf diese Art von Musikkomposition, ein beherztes und lautes Gähnen.

Auftakte und Bridges wie in „Perfect Days“ und „Bet of Tomorrow“ erinnern mich teilweise an Serienjingles wie „Alf“ und „Magnum“ in den achtziger Jahren. Insgesamt dümpelt die musikalische Darbietung stimmungsmäßig irgendwo zwischen einem verregneten Sonntagnachmittag und dem letzten Rausschmeißer einer Veranstaltung herum, mit dem man versucht die Leute freundlich aber bestimmt zum gehen zu bewegen.

Während sich auf der ersten Platte noch Charlie Huhn für den Gesang verantwortlich zeigte, nimmt Matt Röhr das Ruder diesmal selbst in die Hand. Auch wenn Matt’s Stärken ganz klar im Gitarrenspiel liegen, muss man durchaus zu seinen Gunsten anerkennen, dass er sich im Vergleich zu den eher missglückten Gesangsversuchen bei seinen Liveshows, zumindest verbessert hat. Allerdings ist er von gesanglicher Perfektion noch weit entfernt. Dies scheint der Künstler ebenso zu sehen, was dadurch deutlich wird, dass er teilweise auf die Unterstützung von Huhn zurückgreift und einige Songs nur mit diesem zusammen zum Besten gibt.

Bei Matt Gonzo Roehr handelt es sich irgendwie um ein gefallenes Kind. Nachdem Roehr nach dem Ende der Onkelz einen massiven Persönlichkeitswandel vollzog, nach Paraguay auswanderte und von da an sich im komponieren englischer Texte versuchte , hat er sicherlich seinen eigenen Seelenfrieden gefunden, wird aber andererseits dadurch auch die Ansprüche seiner einstigen Fans nicht erfüllen können.

In kleinen verrauchten Bars, vor einer Hand voll ehemaligen Fans, bei denen die meisten über die Gästeliste und der Rest über Ticketverlosungen aufgefüllt wurden, machte Matt das, was er am besten kann – Musik für sich selbst. Das ist in persönlicher Hinsicht durchaus anerkennenswert, dass musikalische Ergebnis sollte er aber -wenn überhaupt- eher an eine andere Zielgruppe richten.

Alles in allem erlangt Roehr damit einen Stern in der Pressure Magazine Gesamtwertung, und selbst diesen kann man nicht als einen strahlenden Stern am Himmelszelt bezeichnen.

Review von Marcus

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