Donnerstag, März 28, 2024

Lacrimosa – Lichtjahre

Label: Hall Of Sermon
Veröffentlichung: 29.06.2007

Da wären wir mal wieder beim Stichwort „Alternativ“ angelangt. Denn Lacrimosa sind sicher nicht vielen unseren Lesern vertraut. Jedoch bin ich mir sicher, dass es auch viele gibt, die etwas mit der Musik anfangen können oder vielleicht noch werden. Für mich jedenfalls ist an dieser Stelle erst mal ganz Dick Nostalgie angesagt. Ich erinnere mich da gerne einige Jahre zurück. Es müßte im Jahr 2000 gewesen sein. Dieses Jahr war für mich von Bands geprägt wie Loikaemie, 4 Promille, Verlorene Jungs, WIZO und den Broilers. Ich war zu dieser Zeit den Punk und der Oi! Musik verfallen. Doch neben all dem Geschrammel, Geschreie und neben all der Revolte gab es da noch eine Band, die nicht nur meinen Eltern viel Nerven, sondern auch ca. 5-6 Boxen das Leben gekostet hat. Es war die Band Lacrimosa. Schon in den 90er Jahren kannte ich Lacrimosa flüchtig – den einzigen Song den ich genauer kannte und mir öfters anhörte war das Lied „Alles Lüge“. Jedoch in der Live Version. Er war auf einer der Musik CDs dabei der im Metal Hammer oder im Rock Hard immer wieder zu finden waren. Dann bekam ich im Jahr 2000 irgendwann das Album „Elodia“ in die Finger. Es war zu jener Zeit, als ich gerade die alte Anlage von meinem Vater wieder ausgegraben habe, da ich mir die „Wir sind die Skins“ LP von Loikaemie auf dem Plattenspieler geben wollte. Und somit hatte ich eine Möglichkeit, Musik mit richtig viel „Power“ zu hören. Denn die habe ich bei „Elodia“ benötigt, die bei acht Stücken eine Spielzeit von fast einer ganzen Stunde hat! Ich habe vorher nie eine CD gehabt, deren Musik ich nur so richtig genießen konnte, wenn sie in einer derartigen Lautstärke gespielt wurde, wie ich sie damals hatte. Die Eltern waren aus dem Haus und sofort wurde aufgedreht. Mein PC Bildschirm war einige Meter weg gestanden von den Boxen und er flackerte… das Ergebnis war – natürlich neben einem sehr geilen Hör-Erlebnis -, dass eine Box nach der anderen schlapp gemacht hat. Übrig geblieben ist eine einzige, die ich heute noch für meine Schallplatten benutze und benötige. Zum Glück gab es auf dem Dachboden noch einige Reserven. Was mich damals so sehr beeindruckt hat an der Musik von Lacrimosa, war einerseits die unglaublich geile Mischung aus Gitarrenmusik und Klassik. Die Songs waren emotional und geil. Besonderes mitgerissen haben mich damals die Stücke „Allein zu zweit“, „Ich verlasse heut dein Herz“, „Am Ende der Stille“ und „Dich zu töten fiel mir schwer“. Die Lieder waren Brecher und es waren wohl genau die richtigen Songs zur richtigen Zeit. Als ich einige Jahre Später mal wieder rein hörte, konnte ich nicht mehr die Begeisterung für die Songs finden, wie noch zu jener Zeit, aber eine gewisse Faszination hatten sie noch immer. Ganz besonderes bei Lacrimosa war auch, dass die Band zwar die Metal Schiene tangiert, aber mehr Wert auf gefühlvolle Musik legte und die klassischen Parts sehr hervor gehoben hat. Denn ich habe im Laufe der Zeit auch immer mal bei ähnlichen Bands reingehört und konnte aber nichts Vergleichbares finden. Denn das was Lacrimosa ausmachte, konnte keine andere Gothic Band ihr Eigen nennen. Dort wurde viel zu viel Metal gespielt oder (beispiel Nightwish) der Gesang war mehr als grausam. Gut, den Gesang von Tilo, den Sänger bei Lacrimosa, muss man auch mögen, sonst kann man hierbei in keinster Weise von Hörgenuß sprechen. Für alle, die die Band gar nicht kennen: Lacrimosa haben weltweit eine unglaublich große Fangemeinde und sind – ähnlich wie bei Rammstein oder In Extremo – außerhalb Deutschlands fast bekannter als im eigenem Lande. Lacrimosa stehen auch stets für Qualitätsprodukte. Es ist eine besondere Band die auch stets etwas besonderes den Hörer bieten möchte. So wurde auch die komplette „Lichtgestalt-Tournee“, die am 11. Mai 2005 in Mailand begann, mitgefilmt und dies war gleichzeitig der Beginn zu einer der Aufwendigsten Filmprojekte in der Geschichte der Musikbranche. Denn Lacrimosa hat in Zwölf Ländern ihre Auftritte mitgefilmt und haben nicht nur ein Live Album mit diesem Material rausgebracht, sondern auch eine Live-DVD, die man auch als Kinofilm angelegt hat, der am 25. Mai 2007 in Leipzig Premiere feierte. Man muß nämlich auch zugestehen, dass die Band Live allein deswegen ein Erlebnis ist, weil die Fans auf der Ganzen Welt allesamt sehr emotional auf die Musik von Lacrimosa reagieren. Bei einer Live CD kommt das Feeling leider nur im kleinen Rahmen rüber. Trotzdem kann man schon ein wenig erahnen, wie die Stimmung auf den jeweiligen Konzerten so war. Auch auf der „Lichtjahre“ Doppel-CD, die der Live-Mitschnitt der „Lichtgestalt“ Tournee war und somit auch der „Soundtrack“ des Kinofilms. Die Doppel CD hat insgesamt eine Spielzeit von über zwei Stunden und kann mit zahlreichen guten Songs auftrumpfen, wovon viele aber schon auf dem ersten Live-Album von Lacrimosa zu hören sind – und das leider teilweise auch besser. Denn Lacrimosa hat natürlich in den Jahren auch eine „Entwicklung“ durch gemacht. Und diese beinhaltet, dass die Band immer mehr mit Gitarren arbeitet und auch den Metal mehr einbaut. So sind viele Songs, die in den ursprünglichen Versionen noch sehr ruhig und gefühlvoll sind, mittlerweile sehr metallastig. Und das ist in meinen Augen schon das wichtigste bei dieser Veröffentlichung. Die Verpackung und das Artwork ist wieder äußerst Edel und geil gestaltet. Das ausführliche Beiheft ist fast ausschließlich mit Impressionen aus der Lichtgestalt-Tour geschmückt und sorgt für eine passende Stimmung beim Hören. Das Publikum auf dem Album ist gut reingemischt, dass man das Feeling auf den Konzerten gut mitbekommt, ohne dass der Hörgenuß verloren geht. Ich hätte noch gerne Songs wie z.B. „Ich bin ein brennender Komet“ oder „Nachtschatten“ auf dem Album gehabt, aber im allgemeinen sind eigentlich alle wichtigen Stücke vorhanden. Fazit: Ein guter Querschnitt durch die Karriere der Band, auch wenn viele Songs an ursprünglichen Charme verloren haben und im allgemeinen wenig Neues und Besonderes zu finden ist. Die Aufnahmen sind Top und auch das Live-Erlebnis ist gut.

Wertung: 0=4 Sterne

Pressure Magazine
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