Hand Hammered Piano Craft – bezeichnen IN LEGEND ihren Musikstil. Schon bei den ersten Klängen wird einem sofort klar, worum es sich dabei handelt. “Heaven Inside” beginnt mit sehr melodiösen und zugleich kraftvollen Klavierklängen (Bastian Emig), die nach wenigen Takten von den Drums (Daniel Wicke) mit schnellen Fußes (wohl daher auch der Beiname: “The Drumming Tornado”) begleitet und unterstützt werden. Auch Bastian Emigs Stimme erklingt überzeugend melodisch und stark, wie es sich beim Metal eben gehört.
Der zweite Song des Albums wurde im April 2010 schon als EP rausgebracht und ist einer von vier letztjährig veröffentlichten Songs, des nun fertig gewordenen Albums “Ballads’n’Bullets”.
“Pandemonium”, was Hölle/Inferno/Chaos bedeutet, verdeutlicht nochmal stärker die Kunst des handgehämmerten Klavierspielens und verdeutlicht durch die Musik, den in den Lyrics beschriebenen Kampf gegen das herrschende Chaos in Bastian Emigs Kopf – aber wem ergeht es nicht so?
“Elekbö” ein ebenso melodisches, wie schnelles Lied gefolgt von einer Ballade als 4. Lied des Albums: “At Her Side” . ”Vortex” erklingt wie ein Live Lied und sollte am ehesten wohl auch live genossen werden (vor allem dank des Bassisten Haarschwung, welches ihm seinen Beinamen “The Bass Cyclone” verdankt)- klingt stellenweise wie Scooter der sich im Metal verlaufen hätte.
“Life Is Up To You” – ist das eine Frauenstimme? Ich hoffe es. Auch wenn Bastian Emig da selbst auch recht hoch singt – soll wohl die verschiedenen Stimmen in einem selbst verdeutlichen, die alle was zu sagen haben, wenn man auf den Text achtet. Musikalisch ist es eher etwas träge.
Endlich wieder etwas Gescheites: “The Healer (inkl Remedy)” erklingt wieder rockiger und als Bridge, welche gleichzeitig das Fade Out ergibt, ertönt ein wunderschönes Klavierspiel. Ein wunderbarer Fade Out des vorigen Liedes als Übergang zum ruhigen und reinen Instrumental-Musikstück “Yue”, was ein chinesischer Mädchenname ist und die Bedeutung “Mond” trägt.
Das mit der Ruhe reicht jetzt auch, denn es folgt “Soul Apart” – inhaltlich handelt es sich hierbei um eine Art der Gesellschaftskritik. Mit drei Minuten leider auch das kürzeste Lied auf dem Album, und irgendwie klang es auch so – zu kurz. Allgemein ist für diese Art von Musik, meiner Meinung nach, beinahe jedes Lied viel zu kurz. Musikstücke in der Klassik sind mindestens 10 Minuten lang. Auch aus dem klassischen Metal bin ich Songs von fünf bis neun Minuten Länge gewöhnt. Alles drunter ist normalerweise auf den kommerziellen Markt zugeschnitten. Und da ich noch fünf Songs vor mir habe und neun hinter mir, kann ich sagen, lieber weniger Songs, dafür längere Klavierstücke.
Textlich handelt es sich hierbei darum, sich selbst treu zu bleiben und nicht das Leben eines anderen zu leben. Jetzt zum Endspurt.
“Stardust” (feat. Inga Scharf of Van Canto) erinnert vom Refrain ein wenig an Metal in den 90ern und Inga Scharf erinnert gesanglich an Within Temptation oder Nightwish.
Bei “A Hanging Matter” zeigt Bastian Emig, was er auf dem Klavier gelernt hat.
“Prestinate” erinnert an einer sich wiederholenden Stelle an Linkin Park’s – Numb, ist aber sonst ein eigenständiges Lied, welches zu den stärksten des Albums gezählt werden kann.
Dazu kann sich auch “Heya” zählen, doch es erinnert mich auch irgendwie Stellenweise an Manowar – wahrscheinlich auch nicht ohne Grund, wenn Van Canto Nightwish und Manowar lieder covern, wird der Einfluss wohl auch hier ein wenig hineingeflossen sein. Sagen wir es ist eine Kombination aus Savatage und Manowar, angepasst an das neue Jahrtausend. Sowohl musikalisch als auch lyrisch weckt einen dieses Lied auf, denn es soll lebensbejahend sein.
Zum Abschluss noch eine Ballade, welche einen auf eine Gedankenreise mitreist. Das zarte und tragende Klavierspiel in “Universe” lässt ebenso träumen und nachdenken und wird durch den Text nocheinmal in der fliegenden Leichtigkeit bestärkt – auch wenn es hier um Abschied geht, aber es ist ja auch der letzte Song auf dem Album. Schade eigentlich. Ich hätte mir wesentlich längere Stücke gewünscht, oder gleich ein Konzeptalbum, wenn schon die Textinhalte manchmal ineinander übergreifen – aber das ganze hat ja noch Potenzial.
Wahrscheinlich hat IN LEGEND die aussergewöhnliche Art des Musikstils Bastian Emigs im Ausland verbrachten Jahren zu verdanken. Der Sänger und Pianist und Kopf der Band hat einige Zeit seiner Kindheit in Burkina Faso (Westafrika) verbracht und wurde durch deren Rhythmusgefühl inspiriert. So kam es, dass Bastian Emig einer der besten Drummer in der deutschen Rockszene wurde, Europaweit mit Rock- und Metal-Bands tourte und schließlich fester Drummer bei der Thrash-Metal Band NARAKAM wurde und sich in die Herzen der Chinesen trommelte. So verbrachte er ein Jahr 2006/2007 in China. Als fester Drummer der einzigen Metal A-Capella Band VAN CANTO unterwegs, erfüllte das nicht seine Lust nach Musik.
Nachdem er aus Afrika zurückkehrte begann er autodidaktisch und ohne Noten lesen zu können das Klavierspielen. “Ich höre Musik, gesehen habe ich sie noch nicht…“ sagt Bastian Emig von sich selbst.
Nach jahrelangem üben und präzisieren seines Kunsthandwerks, ergänzen Daniel Wicke (bass) und Dennis Otto (drums) Bastians Musik und Formen die Gruppe IN LEGEND. Da merkt man richtig, dass die Musiker alle schon ihre Erfahrungen gesammelt haben und keine echten Neulinge in der Musikbranche sind.
Freitag wird das Album, begleitet von einer Release Show in Berlin, veröffentlicht und wer Metal, Melodie und eine etwas andere Art des Klavierklanges mag, der ist hier sicherlich richtig und wird sowohl das Album als auch die Release Show nicht verpassen wollen.
Alles in allem musste ich zuerst an Savatage denken, nur das hier doch etwas die Drums effektvoller durchkommen. Sonst finde ich die Vergleichbarkeit zu Savatage passend. IN LEGEND gehen dennoch einen Schritt weiter und machen das Klavier zu einem neu und anders klingendem Instrument. Durch die Spielweise, welche durch treibende Riffs in der linken und tragende Melodien in der rechten Hand geprägt ist, hat Bastian Emig neues Terrain für das Klavier in der Metalszene eröffnet. Zugleich unterscheidet sich die Band dadurch stark von allen anderen und hat somit einen hohen Wiedererkennungswert.
Das Album ist jedem zu empfehlen, der auf Neues und sowohl Zartes als auch Hartes und vor allem “Made in Germany” steht.
Review von Maja Trumpfheller