Mittwoch, April 24, 2024

Green Day – 21st Century Breakdown

Label: Warner
Veröffentlichung: 25.04.2008

Die Stunde Null nach „American Idiot“, jenem Album, mit dem die (durchaus zurecht) totgesagten Green Day eine furiose Rückkehr auf die Stadionbühnen und Magazin-Cover der Welt feierten. Das Feindbild Nummer eins ist mittlerweile nach der zweiten Amtsperiode im Ruhestand, das musikalische Vermächtnis dieser acht Jahre dagegen vitaler denn je.

 

Bad Religion, Anti-Flag, Nine Inch Nails und zuletzt auch Green Day haben mit zahlreichen Werken der Jahre 2000 bis 2008 wieder eine gesunde Portion politische Denke ins Mainstream-geplagte Amerika gebracht – eine Entwicklung, die letztlich nur dank des Rechtsrucks der Bush-Ära möglich war.

 

Unter kommerziellen wie künstlerischen Gesichtspunkten nimmt „American Idiot„, die Rockoper um St. Jimmy und Whatsername, durchaus eine Ausnahmestellung ein: fünf Millionen verkaufte Exemplare allein in den Staaten, fast zwei in England, die Liste der Auszeichnungen ist lange. Und nun die Frage: Wie baut man einen Nachfolger, der zunächst (gezwungenermaßen) auf das Feindbild Nummer eins verzichten muss und gleichzeitig glaubwürdig und nicht aufgesetzt herüberkommen soll?

 

Green Day haben letztlich den einfachen Weg gewählt und liefern mit „21st Century Breakdown“ eine Art „American Idiot 2“ ab. Diesmal dreht sich die Story um die Figuren Christian und Gloria – nacheinander ausgesprochen wird damit bereits klar, wohin die Reise geht. Entsprechend bedient man sich in den Songs auch christilicher Metaphorik, Tracks wie „Christian’s Inferno“ oder „See the Light“ deuten das schon im Titel an. Hinsichtlich der Länge bleibt man dem auf „American Idiot“ eingeschlagenen Weg treu, Viereinhalb- und Fünfminüter sind mehr Regel als Ausnahme. Lange verschwunden ist die Leichtigkeit, mit der ein Album wie „Dookie“, das problemlos als weniger anspruchsvolle Funpunk-Scheibe erster Güteklasse gehört werden konnte, noch ausgemacht hat. Stattdessen spannt man erneut einen dystopischen Bogen, ausgehend von der USA der Gegenwart, das gesamte Werk über durchzogen von gefakten Radioansagen, die den Verfall von Wert uns Sitte anprangern.

 

No future soll ganz offensichtlich lebendiger denn je gemacht werden, auch wenn der Slogan seit Jahrzehnten tot und begraben ist. All die guten Absichten oder Gegenentwürfe zum Ist-Zustand ändern nichts daran, dass sich das neue Green Day-Werk auch musikalisch bewähren muss. Auch hier verzichtet die Band auf Überraschungen: Der auf „American Idiot“ neugefundene Sound findet hier wieder Verwendung, „21st Century Breakdown“ fällt also vor allem durch den stilistisch nicht vorhandenen roten Faden auf. Während Songs wie „Know Your Enemy“, „East Jesus Nowhere“ oder „Murder City“ (mit Abstand der beste Track der Scheibe) noch in klassischer Vorwärtsgeh-Manier daherkommen, scheut man sich nicht vor deutlich langsameren, pop-lastigen Nummern („Last Night on Earth“, „Restless Heart Syndrome“), die von getragenen Klaviertönen bestimmt sind. Radiotauglichkeit findet sich die ganze Scheibe über („Last of American Girls“, „21 Guns“), während manche Tracks direkt vom Vorgänger übernommen sein könnten (allen voran „American Eulogy“).

 

Im Westen also definitiv nichts Neues. Dafür Bekanntes auf hoher Qualität. Keine Frage, „21st Century Breakdown“ wird die Herren um Billy Armstrong nicht ärmer machen, die Musiklandschaft jedoch auch nicht um Essentielles bereichern oder von hinten aufrollen. Dafür ist das Werk zu durchkonzipiert, zu glatt und letztlich zu überraschungsarm.

 

Man kann natürlich dagegenhalten, dass die nach-Bush-Ära noch jung ist und entsprechend erst ein neuer Weg gefunden werden muss. Während andere Bands auf jedem neuen Album altbekannte Dogmen runterbeten und der eigenen Entwicklung damit letztlich selbst im Weg stehen, wirkt die neue Green Day-Scheibe ein wenig auf der Suche nach dem eigenen selbst. Während diese kann man sich zunächst noch auf den gut eingelaufenen „American Idiot“-Pfaden bewegen. Das mag eine Top-Wertung abermals rechtfertigen, für die nächste Platte sollte jedoch dringend etwas Neues her, will man nicht als die Motörhead des Poppunk in die Musikgeschichte eingehen.

Wertung: 0=5 Sterne

Pressure Magazine
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