Es gibt diese Bands, deren Werdegang man von den Kinderschuhen an verfolgt und die man auch immer wieder gerne unterstützt – einfach weil man vom Können der jeweiligen Musiker überzeugt ist und man auch persönlich mit diesen sehr gut klar kommt. Dies war z.B. bei den Broilers der Fall in den späten 90ern, bei den Fettsoi ab 2003 und ab dem Selben Jahr auch bei Frei.Wild. Gerade das erste Album der Südtiroler hatte etwas, was ich sonst noch nirgends in dieser Form finden konnte. Grandiose Melodien in allen Liedern. Später wurde das Ganze immer rockiger – schlechter aber nicht.
Das vierte Album „Mitten ins Herz“ hatte dann eine Zusatz-DVD, die mich eher enttäuscht hat, da dort sowohl technisch als auch redaktionell Mängel vorhanden waren. Entsprechend skeptisch war ich bei der Nachricht, daß Frei.Wild nun eine komplette DVD heraus bringen wird. Just diese liegt im Moment in meinem DVD Spieler und ich habe eine deutliche Steigerung wahrnehmen können. Aber fangen wir mal vorne an. Die Verpackung wirkt edel und ist auch optisch ansprechend gestaltet. Das Cover weist zwar darauf hin, daß auf dem Silberling neben Bonusmaterial auch Mitschnitte aus Magdeburg und Brixen aus dem Jahre 2006 zu finden sind, aber welche Stücke genau, ist leider nicht ersichtlich. Dafür sind sämtliche Gigs von 2006 auf der Rückseite der DVD aufgelistet.
Klappt man die Hülle auf, kann man durch das durchsichtige Plastik die Rückseite des Inlays sehen. Der Schriftzug „…ein Leben lang!“ sticht direkt ins Auge und es sind einige Bilder mit Frei.Wild Tattoos zu sehen. Ganz in der Tradition der Böhsen Onkelz, könnte man meinen…? Ist jedenfalls nicht ganz abwegig. Ein ausführliches Beiheft ist auch vorhanden, welches ein dickes Vorwort enthält, zahlreiche Bilder und noch weitere Texte, Grüße & Berichte. Für Unterhaltung außerhalb des eigentlichen Geschehens ist somit schon einmal gesorgt. Sobald die DVD eingelegt war, fiel mir persönlich erst einmal das Intro auf, was sehr an typische Onkelz Intros erinnert. Vielleicht Zufall, vielleicht nicht. Das Menü, das dann folgt, ist gut gestaltet und läßt die Optionen offen, das Brixen Konzert anzuschauen, sich das Magdeburg Konzert reinzuziehen oder das Bonusmaterial zu begutachten. Dort kann man übrigens einen nagelneuen Song namens „Der Tod holt uns alle!“ anschauen. Ein typisches Frei.Wild Lied mit gutem Text, guter Musik und einigen Ohrwurm-Stellen, was sich aber nur auf die besagten Stellen beschränkt. Das Bonusmaterial bietet ansonsten einen Interview-Zusammenschnitt, der wieder ein wenig flapsig rüber kommt, aber im Vergleich zu dem „Mitten ins Herz“ Interview schon viel mehr gefällt.
Danach folgt ein Blick hinter die Kulissen, der wiederum an gewisse Tour-Dokumentationen erinnert – aber ich will nicht schon wieder damit anfangen. Alles in allem zwar nicht perfekt, aber irgendwie sympathisch – man merkt auch, daß man sehr viel Mühe und Zeit investiert hat, um ein gutes Produkt abzuliefern. Für die unersättlichen gibt es noch eine richtig fette Bildergalerie. Aber kommen wir zum Herz der DVD. Die Konzertmitschnitte aus Brixen und Magdeburg. In Brixen, der Heimatstadt der Band, wurde das Konzert so richtig fett aufgenommen. Mit mehreren Kameras, einen Kran und einer Bildqualität die hervorragend ist. Auch die Schnitte während der Songs und die Effekte sind gut gewählt, auch wenn ich ein gewisses dèja vue Erlebnis habe beim Betrachten dieser. Das Einzige, was nicht so ganz paßt, ist, daß für die Hammer Qualität der Aufnahmen – auch der Sound kann sich sehen, respektive hören lassen – alles irgendwie klein ist (Bühne, Publikum). Man ist es bei so einer Band so eine Qualität eben nicht gewohnt. Wenn man dann auf das Magdeburg Konzert klickt, wird man ein wenig enttäuscht, da hier die Qualität nicht so ganz mithalten kann – was aber auch seinen Charme hat. Die Song-Auswahl der beiden Konzerte kann sich sehen lassen. Neben den bekannten Gassenhauern wie „Das Land der Vollidioten“ oder „Südtirol“ werden auch Klassiker wie „Brüderlein zum Wohl“ gespielt.
Beide Konzerte sind aber insgesamt sehr kurz. Jeder der Frei.Wild schon einmal live gesehen hat, weiß, wie geil die Jungs sind. Das man immer mehr davon weggegangen ist, Böhse Onkelz Songs zu covern, ist sehr begrüßenswert! Denn die Band hat geile Songs und weiß, wie man live diese gut rüber bringt. Die Idee einer Jahres-DVD finde ich super. Die Umsetzung ist auch hervorragend gelungen. Es gibt bei weitem schlechtere Band DVDs – aber auch bessere. Wer zwei Stunden Deutschrock vom feinsten haben will, sollte hier zugreifen.
DVD Review von Sebastian Kuboth
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