Label: Völker hört die Tonträger
Veröffentlichung: 01.05.2009
Sollte man wirklich jemals in Versuchung geraten, bei Google den Begriff „Krieg“ einzugeben, so würde man mehr als 5.880.000 Suchtreffer angezeigt bekommen. Klickte man nun auf jeden einzelnen dieser Links und besuchte die dazugehörigen Homepages lediglich für 10 Sekunden, so benötigte man dafür insgesamt 58.800.000 Sekunden bzw. 98.000 Minuten!!!
Das entspräche einer Lebenszeit von 68 Tagen, in der man sich ausschließlich, und sehr oberflächlich, mit dem Thema „Krieg“ beschäftigte. Kürzer, informativer und auch effektiver wäre es da, sich Tolstois „Krieg und Frieden“ mit seinen schlappen 1645 Seiten durchzulesen.
Wem auch dies zu antiquiert, kompliziert und untrendy erscheint, der wird am Kauf der neuen Farin Urlaub Single „Krieg“ nicht vorbeikommen. Der begnadete Songwriter beschreibt im Titelsong „Krieg“ den unendlichen Kampf des Menschen gegen seinesgleichen als Folge eher banaler Geschichten. So kennt jeder die Gefühle, die einen ereilen, wenn vor dem eigenen PKW wieder einmal so ein „Sackbahnhof der Evolution“ mit aller Gewalt versucht, den zweiten Gang zu finden. Es sind diese konkreten Alltagsgeschichten, die uns alle mehr oder weniger stark in eine kriegerische Laune versetzen und uns nicht selten zu wilden Bestien mutieren lassen, an denen Thomas Hobbes und Co. ihre wahre Freude gehabt hätten.
Doch wenn man über diese Problematik Bescheid weiß, so kann man dem entgegensteuern und versuchen, viele Dinge so zu sehen, wie Farin urlaub sie seit Jahren sieht: Mit viel Humor! Dieser wird auch bei „Krieg“ wieder einmal durch den ironisch aufgeladenen Text und den zum Mittanzen animierenden, poppigen Punksound perfektioniert. Das wäre doch die Lösung, wenn wir bei jeder noch so kleinen Wut tanzen würden, um unsere Aggressionen abzubauen. Und selbst die hohen Herren sollten über diese Option wenigstens einmal nachdenken. Wettpogen anstelle von Atombomben!
Als Bonusmaterial gibt es noch den Non-Album-Track „Ein-Personen-Aufstand„, der gut ist, aber im altbekannten textlichen und musikalischen Urlaub-Stil gehalten wurde und daher nicht als die innovative Offenbarung gesehen werden kann. Als richtig gelungen und genial kann ich hingegen die zwei Bonus-Videos bezeichnen, wobei vor allem der Krieg-Clip in New York ein wahres Kunstwerk ist!