Montag, März 20, 2023

Dropkick Murphys – The meanest of times

Label: Cooking Vinyl
Veröffentlichung: 21.09.2007

Da liegt sie also, die neue Murphys und dreht gerade fröhlich ihre Runden im Player. Studioalbum Nummer sechs trägt den verheißungsvollen Titel „The meanest of times“ und bevor die ersten Durchläufe nicht geschafft sind, versteht der geneigte Fan leider auch nicht, dass hinter diesem Titel scheinbar gar keine Ironie steckt. Denn das ist einer der schlechtesten Murphy’s-Outputs ever. Natürlich können die Bostoner um Al Barr unter verschiedenen Gesichtspunkten gar kein schlechtes Album machen. Produktion und Aufmachung sind natürlich wie immer fett, State-of-the-Art und über dem rotzrockigen Durchschnitt vergleichbarer Bands. Und Vergleiche gibt es Dank der Murphys ja mittlerweile zahlreiche, Folkpunk ist nicht nur Trend, sondern bisweilen beinahe Seuche. Aber hier ist ja das große Original oder zumindest eines der letzten, noch verbleibenden Originale. Dass es hier nicht um Trueness gehen kann, ist auch klar, dazu ist schon Al Barrs Werdegang, den man in „This is Boston, not LA“ übrigens sehr schön nachlesen kann, einfach zu tief in der Szene verwurzelt. Dennoch ist „The meanest of times“ über große Strecken vor allem eins: Langweilig und seicht. Legen wir mit dem Opener „Famous for nothing“ los. Der ist klassischer Murphys-Stil, ordentlich Folk, weiterhin fleissiger Wechsel zwischen den Sängern und im Refrain alles, was Folk und Traditional so hergeben. Erinnert stark an „Captain Kelly’s kitchen“ vom letzten Album und macht schonmal Laune. Mit „Good willing“ geht’s genau gleich weiter, Pipes sind am Start, das könnte auch „The Warrior’s Code 2“ sein. Es zeigt sich aber schon hier: Stilistisch ging nicht viel im Lager der Murphys. Alles beim Alten, schließlich hat sich das bewährt und zudem ganz gut verkauft. Videos auf MTV und Konzertpreise von 25 Euro trieben zwar dem einen oder anderen Fan aus „The Gang’s all here“-Zeiten die Tränen in die Augen, aber was soll’s, das ist die Geschichte der Murphys und sie soll auch mit „The meanest of times“ weiterhin erfolg- und ertragreich bleiben. Wie sonst sind Langweiler à la „The State of Massachusetts“, die dermaßen uninspiriert und routiniert rüberkommen, zu erklären? Oder „Tomorrow’s industry“? Da wird der Folk mal wieder weggelassen um einen Punkkracher zu machen, das kennt man ja von den beiden Vorgänger-Alben gut, so sollen dann auch jene zufriedengestellt werden, die die Murphys als Band kennen, die es mal mit Sachen wir Working Class hatte. Die beiden nächsten Songs hauen dagegen wieder in die Ecke „routiniert, klassisch, belanglos“: Bandtypische Themenkomplexe Marke „Frauen, Verlust, Whisky“ kommen dann an die Reihe, damit das für dieses Album auch abgehakt ist. Weiter zum nächsten Tagesordnungspunkt. Der heißt „Surrender“ und ist mein persönliches Highlight. Der Track gehört zwar auch zu jenen, die die Murphys in ihrer Phase seit „Blackout“ auszeichnen (und könnte auch ein zweites „Walk away“ sein), ist aber dennoch gleich ein Ohrwurm. Leicht melancholisch, schöner Refrain, gute Lyrics, hier stimmt mal wieder alles. Und mit „Flannigangs Ball“ geht’s kräfitg weiter: Folk bis zum Abwinken, zu Songs wie diesem werden dann wieder die Gläser gehoben und mitgebrüllt, wenn man sich im Pub um die Ecke trifft und die Gang schon da ist. Gleich nach der Folk-Nummer dann schon wieder Punk: „I’ll Begin Again“ geht schnell vorwärts, die drei Akkorde sitzen und die chorartigen Refrains machen beinahe Laune. Kein neueres Murphys-Release ohne Ballade: Was auf „Blackout“ „World full of hate“ hieß, auf „The Warrior’s Code“ als „The green fields of France“ daherkam, wurde nun „Fairmount Hill“ betitelt. Und das mit dem Singen wollen sollten die Murphys immer noch bleiben lassen. Lieber Hafenschlägerei-Tracks der Marke „Loyal to no-one“, so der nächste Song auf der Liste. Mit „Shattered“ wird der Altmurphys-Freund auch schnell warm, sehr schön, gegen Ende geht’s also aufwärts. Nicht ganz, vorher muss mit „Rude Awakenings“ noch eine viel zu langsame halbbaladeske Undefinierbarkeit von Song drauf. Schön, Pipes sind immer gut, Refrains mit gehörten 1000 Mann aus den Bostoner Docks kommen fett und das ganze ist in etwa so originell, nun ja, man kennt es von den Murphys eben. Dafür gibt’s mit „Johnny, I hardly knew ya“ nochmal gut auf die Traditional-Fresse. Neben „Surrender“ ist das einer der großen Songs des Albums. Melodisch, schnell und natürlich ein Cover, das Original ist ein weltbekannter irischer Antikriegssong. Im Herzen sind die Murphys also doch noch die Herren von „The Gang’s all here“. Und mit „Never forget“ schaffen sie auch ein schönes Ende. Fast, es kommt ja noch „Jailbreak“, damit ehrt man dann die großen Thin Lizzy, die den Song einst groß machten. Fazit: 16 Songs, 50 Minuten, einfach zu viel Durchschnittliches. Natürlich werden die Murphys mit diesem Album keine Fans verlieren, dafür ist alles für alle unterschiedlichen Typen der Hörerschaft drauf. Wer auf Folk steht wird ebenso bedient wie die Freunde eher politischerer Untertöne und leichter Working-Class-Romantik. Es bleibt ein großes Aber: „The meanest of times“ klingt als Gesamtwerk betrachtet weder neu noch weiterentwickelt. Und das ist für eine Band vom Schlage der Dropkick Murphys einfach zu wenig. Vor zehn Jahren, als Barr und Co. loslegten war es durchaus neu, auf jeden Fall ungewohnt und spassig allemal. Heute läuft derartige Musik auf MTVIVA und zieht eher Kids an, die auf Austauschbares stehen. Mögen die Murphys auf den nächsten Alben bitte wieder zu alter Originalität zurückfinden, bevor noch so manches laute Musikmagazin schreibt, wie tight und fett hier gerockt wird.

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