Samstag, April 20, 2024

Crime In Stereo – Crime in Stereo Is Dead

Label: Bridge 9
Veröffentlichung: 2. November 2007

Crime in Stereo ist tot – sagt zumindest der Titel des neuen Albums. Dieser bezieht sich aber wohl eher auf einen Neuanfang einer Band, die kurz vor dem Aus stand, als auf ein wirkliches Ende. Denn nach dem letzten Album „The troubled Stateside“ und der anschließenden, sehr intensiven Tour, sahen sich die fünf New Yorker neuen Herausforderungen gegenüber gestellt. Gitarrist Alex hatte mit einer Krankheit zu kämpfen und außerdem einen Job als politischer Berater angenommen, während Bassist Mike kleine Kinder unterrichtete. Die Zeit nutze Sänger Kristian, um an seiner Stimme zu arbeiten. Das Ergebnis stellte er seinen Kumpanen vor und man beschloß, die Schwierigkeiten beiseite zu räumen und ein neues Album aufzunehmen. Um den Neuanfang komplett zu machen, wechselten sie zu Bridge 9, dem Label für besten Oldschool-Hardcore. Doch von Oldschool hört man auf „Is Dead“ nichts. Waren Crime in Stereo früher eher eine Band mit melodischen Hardcore á la Rise Against oder Boysetsfire, so rutschen sie mit dem neuen Album verdächtig stark ins Emo-Fach ab. Ich persönlich finde das nicht schlimm, doch es ist schon merkwürdig, da einem wahren Hardcorler nichts sauerer aufstößt als das Wort Emo. Dennoch: der Sound ist zwar ein völlig anderer als bisher, doch die Platte kann sich durchaus hören lassen. Trotz poppigen Melodien und Emo-Sound kommt die gute Laune auf der Platte nicht zu kurz. Keine Rede von „Ich schlitze mir die Pulsadern auf, weil es schick ist“ oder „Keiner liebt mich und die Welt ist schlecht zu mir!“ Emotionen drückt Kristian mit seiner Stimme aus, ohne dabei kitschig zu wirken. Man merkt, dass er an seiner Stimme gearbeitet hat, da sie viel flexibler und facettenreicher ist. Besonders aufgefallen ist mir das bei „Orbiter“, das in seinen melancholischen Melodien auch noch einen Metal-Einschlag zeigt. Ab und an lässt er seinen Gefühlen durch markerschütterndes Geschrei freien Lauf. Natürlich gibt es Lieder, die an die alten Zeiten erinnern. Zum einen merkt man bei „Vicious Teeth“, dass sie doch nicht von ihren Hardcore-Wurzeln lassen können. Auf der anderen Seite gibt es Hits, bei denen man gar nicht anders kann, als mitzusingen und deren Sound vollkommen an frühere Tage erinnert. Beispiele hierfür sind „Choker“ und „Third Atlantic“. Ein Lied, das beide Sounds gut vereint, ist „…but you are vast“: Es fängt mit einer schaurig-schönen Melodie an, geht aber dann in Melodycore á la Pennywise über. Und genau so kann man sich die ganze Platte vorstellen: Es gibt einen neuen Sound, doch hier und da erkennt man noch die alten Zeiten. Wirklich revolutionär ist das natürlich nicht, es überrascht dennoch ein wenig. Melancholie, Melodie und Tiefe – so klingen Crime in Stereo nun nach ihrer Pause. Für mich klingt der neue und doch vertraute Sound der Band nicht aufgesetzt, sondern so, als komme er direkt von den New Yorkern selber. Das hat sicherlich mit ihrer Entwicklung zu tun. Im Großen und Ganze ist das Album eine gute, abwechslungsreiche Gitarrenrock-Scheibe und beweist zumindest eines: Totgesagte leben länger!

Wertung: 0=4 Sterne

Pressure Magazine
Pressure Magazine ist ein Online-Musikmagazin, das sich auf die rockige Musikszene spezialisiert hat. Unsere Autoren sind leidenschaftliche Musikfans und liefern dir Artikel, Rezensionen, Interviews und Ankündigungen zu bevorstehenden Musikveranstaltungen. Unser Ziel ist es, dich als Musikfan auf dem Laufenden zu halten und dir eine Plattform für Feedback, Anfragen und Kommentare zu bieten.

Ähnliche Themen

Ist Rock’n’Roll tot? – Mia’s Rock-Revolte

Mia macht heute einen Abstecher in die Welt des Rocks! Ist der gute alte Rock'n'Roll am Ende seiner Tage angelangt? Oder rockt er noch immer wie ein Berserker? In ihrer Kolumne "Mia's Rock Revolte" auf www.pressure-magazine.de lässt Mia keine Gitarrensaite unangeschlagen.

DERRY – Remember The Curfew (Album Review)

Mit ihrer Debüt-EP "Remember The Curfew" präsentiert die hessische Horrorpunk-Band DERRY ihr klangliches Manifest auf FettFleck Records. Nach ihrem vielversprechenden Vorgeschmack mit der Demo-Single...

Die Beatsteaks sind zurück: Comeback nach sieben Jahren

Die Beatsteaks stehen kurz davor, ihr neuntes Studioalbum "PLEASE" am 28. Juni 2024 zu veröffentlichen. Nach einer Pause von sieben Jahren versprechen sie mit...

BEN BLUTZUKKER: „BUILD YOUR IDOLS“ legt den Grundstein für kreative Legenden

In einer Welt, in der Musik und Kreativität Hand in Hand gehen, steht ein Mann aus Düsseldorf im Mittelpunkt des Metal-Geschehens - Ben Blutzukker....

ROCK MEETS CLASSIC 2024 – „LET‘S ROCK TOUR!“

Mit den Superstars Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH), John Helliwell & Jesse Siebenberg (SUPERTRAMP), Midge Ure (Ultravox), Robert Hart (MANFRED MANN’S EARTH BAND), Paul Shortino (QUIET...

CASSYETTE – This World fucking sucks Tour 2024

Cassyette ist eine englische Singer-Songwriterin, geboren am 30. März 1993 in Chelmsford, Essex. Sie wurde von der Musik der 80er Jahre, New Wave, Hard...
- Werbung -

Aktuelles

DERRY – Remember The Curfew (Album Review)

Mit ihrer Debüt-EP "Remember The Curfew" präsentiert die hessische Horrorpunk-Band DERRY ihr klangliches Manifest auf FettFleck Records. Nach ihrem vielversprechenden Vorgeschmack mit der Demo-Single...

Follow us:

10,640FansGefällt mir
13,367FollowerFolgen
854FollowerFolgen