Coppelius – Time-Zeit

Label: F.a.M.E.
Veröffentlichung: 21.09.2007

„Abrocken bei Teegebäck“ heißt es im Promotext zum neuen „Coppelius“-Album namens „Time-Zeit“. Ich finde, das trifft den Stil der Band ganz gut. Der erste – sehr lange Eindruck, da die CD nicht auf meinem PC abspielbar ist – war das Artwork des Albums. Hier merkt man, in welche Richtung es geht: Man spielt mit dem Stil, der Optik und der Lebensart des 19. Jahrhunderts. Dies wurde mir dann auch noch einmal im Musikvideo „Morgenstimmung“ verdeutlicht, welches als Bonus Material auf der CD vorhanden ist und was ich mir auch gleich am PC anschaute. Als ich mich dann endlich überwinden konnte, den verstaubten CD-Spieler unter dem Schreibtisch hervor zu kramen, konnte ich mir auch einen Eindruck der restlichen Songs machen. Hier fiel mir dann auf, dass man nicht nur deutsch sang – dies ist sogar eher selten. Englisch ist angesagt und das in Verbindung mit einem angenehmen, teils mehrstimmigen Gesang. Die Musik, die mit Instrumenten wie einem Cello, einer Klarinette, einem Kontrabass und einem Schlagzeug dargebracht wird, ist beherrscht durch eher ruhigere Töne, die ab und an aber auch mal in die Offensive gehen. Auch wenn die Band aus der Metal-Ecke kommt und Bands wie Iron Maiden als Vorbilder haben, merkt man es ihnen nur dezent an. Wenn man Coppelius mit einer Band vergleichen kann, dann mit Lacrimosa oder vielleicht noch Subway To Sally, auch wenn letztere mehr in die Mittelalter-Richtung geht. „Coppelius“ sind interessant, da sie eine sehr experimentelle und auch gewagte Art von Musik spielen. Sie versuchen auch sehr konsequent, diesen Stil zu vertiefen, indem sie fiktive Geschichten rund um ihre Band erfinden, z.B. dass die Bandmitglieder tatsächlich aus dem 19. Jahrhundert stammen. Dies ist zwar ganz nett, doch muß man als Band auch aufpassen, dass es nicht ins Peinliche abrutscht. Denn die ganze Produktion ist zwar sehr professionell ausgefallen, gerade die Abbildungen im Beiheft, welche allesamt Abbildungen im Stil des 19. Jahrhunderts darstellen, tragen viel zum positiven Gesamtbild des Albums bei. Auch ein Sprecher, der zwar ein wenig an Barwassers Dr. Göbel erinnert, aber dennoch ein passendes Flair verbreitet, schlägt einen akustischen Bogen, indem er das Vorwort und ein Abschlußwort spricht. Negativ fällt dagegen das Vorwort in der Klapphülle des Digipaks auf. Dieses ist in Sütterlinschrift (1911 entwickelt als Lernhilfe für die Kurrentschrift) geschrieben und sieht zwar passend aus, weist aber zahlreiche Fehler auf, da die „S-Regel“, die es bei dieser Schriftart gibt, vollkommen mißachtet wurde. Gerade wenn man mit bestimmten Dingen kokettiert sollte man auch aufpassen, dass man dies richtig macht. Zwar kein großartiger Fehler, doch geneigten Kalligraphen wird das sicher negativ aufstoßen. Alles in allem gefällt mir Coppelius gut. Wenn eine Schublade für eine Zuordnung herhalten muss, dann würde ich das Gothic-Genre nehmen. Wer auf außergewöhnliche Musik steht, der könnte mit Coppelius einen guten Fang machen.

Wertung: 0=4 Sterne

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