Dienstag, April 23, 2024

Comeback Kid – Symptoms & Cures

Label: Victory Records
Veröffentlichung: 27.08.2010

Selten wurde eine Band innerhalb der Hardcore Szene derart gehyped wie Comeback Kid zu Zeiten ihres Debuts „Turn It Around“ (2003). Der Nachfolger „Wake The Dead“ (2005) sorgt schließlich für den Durchbruch und der Titelsong des Albums wird die Mosh-Hymne Nummer eins auf den ausgedienten Touren der Kanadier. Für „Broadcasting“ (2007) legt Andrew Neufeld die Klampfe in die Ecke und schnappt sich dafür das Mikrofon. Seine Stimme ist der seines Vorgängers Scott Wade enorm ähnlich, allerdings wagt sich Neufeld auch in melodischere Gefilde. Das zeigt er auch in seinem Sideproject „Sights & Sounds“.

Was bei „Turn It Around“ noch in den Anfangsschuhen steckte, gehört bei „Symptoms & Cures“ zum festen Programm: Hardcore-Songs mit starker melodischer Breitseite, kompromisslose Moshparts, einfallsreiche Zweitgitarren, mächtige Crew-Vocals und hymnische Chorus-Melodien. Das bekannte Comeback Kid Rezept? Mitnichten, denn das hier ist eindeutig mehr. Während die Vorgängerscheiben  noch an dem „5 Songs kann man am Stück anhören aber dann reicht’s auch wieder…“-Syndrom litten, fesselt „Symptoms & Cures“ den Hörer geradezu. Die Songs sind abwechslungsreicher als auf den vorherigen Platten, das Album wirkt durch und durch stimmig und verliert trotzdem nicht dieses Underground-Hardcore Gefühl.

Der Einstieg mit „Do Yourself A Favor“ ist ein Schlag mitten auf die Zwölf. Doch schon die darauf folgenden Tracks enthüllen die Vielseitigkeit der Platte. Das Intro von „Crocked Floors“ klingt nach den kanadischen Kollegen von Propagandhi. „G.M. Vincent & I“ ist eine Hymne mit ungewohnt poppiger Melodieführung. Höhepunkte der Platte sind eindeutig „Manifest“ und „Get Alone“, bei dem der Einfluss von Neufelds Zweitband „Sights & Sounds“ deutlich wird. Mit „Pull Back the Reins“ räumen die Kanadier zum Ende der Platte noch einmal kompromisslos auf und lassen „Symptoms & Cures“ in einem brodelnden Soundbrei untergehen.

Alles wunderbar möchte man meinen, doch leider setzt sich auf dieser Scheibe auch ein negativer Trend fort, der bereits bei „Broadcasting“ hörbar war. Denn wo wir gerade bei Gehör sind: diese Platte ist dermaßen überkomprimiert und verzerrt, dass selbst es mit guten Kopfhören wirklich anstrengend ist, die CD von vorne bis hinten durchzuhören. Auf der Anlage oder im Auto mag das weniger ins Gewicht fallen, aber der „Generation iPod“ mit den dazugehörigen Plastikstöpseln wurde mit diesem übertriebenen Soundgequetsche kein Gefallen getan.

 

Dieser Wermutstropfen kann trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Symptomes & Cures“ ein modernes Hardcore-Meisterwerk ist mit Wut, Härte und Melodie. Wer ein zweites „Turn It Around“ sucht, soll das Internet nach unbekannten Hardcore-Bands durchsuchen. Diese hier ist den Kinderschuhen entwachsen und hat sich weiterentwickelt, anstatt sich selbst zu kopieren.

Comeback Kid haben sich mit dieser Veröffentlichung selbst übertroffen und sollten im Live-Kalender 2010/11 dick mit rotem Stift markiert werden. Und mit dem Song „Get Alone“ dürfen sich Fans auf eine zweite Hymne á la „Wake The Dead“ freuen.

 

Review von Philip

Wertung: 0=5 Sterne

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