Label: Edel Records
Veröffentlichung: 27.10.2006
Der Freiheits- und Gerechtigkeitsdrang ist ja im Menschen tief verwurzelt und ist aus der Menschheitsgeschichte nicht wegzudenken. Unterdrückung, Gewalt, Kriege und Ungerechtigkeiten gibt es seit dem es den Menschen gibt. Den festen Willen etwas dagegen zu tun und genug Leute, die durch Taten dies realisierten wollen, gab es auch immer zu genüge. Eine Epoche, die mich zu diesem Thema stets fasziniert, war die Zeit des Vormärz. Dort war eine solche Euphorie, ein solcher Optimismus und Tatendrang vorhanden, was das Schaffen einer besseren Zukunft angeht, der mich jedenfalls immer wieder fasziniert. Dem Wohlstand sei Dank, sind sich viele Menschen heutzutage einfach zu schade dafür, alles zu riskieren, um ihren Teil dazu beizutragen, etwas im positiven Sinne zu verändern. Man ist gemütlich geworden und will das, was man hat, nicht aufs Spiel setzen. Trotzdem bleibt dieses Gefühl von Unfreiheit. Und wenn man die weltpolitischen Angelegenheiten tagtäglich verfolgt, sieht man immer wieder, wie schlecht diese Welt doch ist. Einige Kämpfer für eine bessere Welt gibt es aber immer wieder. Meist sind dies aber mehr Junge Leute, die in dem Alter sind, wo der Idealismus noch das Wichtigste ist und wo man fest davon überzeugt ist, etwas ändern zu können (was ja auch so ist). Irgendwann hört die besagte Phase jedoch auf und man fängt an, das Beste für sich heraus holen zu wollen, was diese Welt betrifft oder man fällt in einen resignierenden Alltagstrott und wird von Tag zu Tag lustloser. Aber es gibt Ausnahmen. Manche bleiben ihr leben Lang idealistisch und kämpfen immer immer weiter. Da ein normales Leben im Widerspruch damit steht, sind die besagten Leute meist Künstler – z.B. Musiker. Ein sehr passendes Beispiel für solche Künstler ist die Band Chumbawamba. Seit nunmehr 25 Jahren, ihre Ursprünge haben die englischen Künstler natürlich in der Punk Bewegung, spielen sie ihre Lieder und ebenso lange versucht man mit der Musik auch etwas zu bewegen. Man bezieht immer wieder Stellung und ist alles andere als unaktiv. Eine interessante Mischung ist, daß Chumbawamba ihre doch sehr ernsten und politischen Texte in fröhliche und oftmals massentaugliche Pop-Musik steckt. Die Folge waren einige überraschende Charts Erfolge in den 90er Jahren. Der Sprung nach ganz Oben war möglich, doch man wollte sich selbst treu bleiben. Man blieb nonkonform und das ist gut so. Chumbawamba hat begonnen, Konzerte vor kleinem Publikum zu forcieren und das mittlerweile mit einer fetten Akustik-Live-Performence. Von der letzten Akustik-Tour in England hat man das Live-Album „Get on with it“ produziert, welches seines Gleichen sucht. Mit ungewohnt ruhigen, harmonischen und doch treibenden Klängen, verstehen die Künstler, das Publikum zu verzaubern. Besonders Hervorheben muß man an dieser Stelle die absolut geile Stimme von Boff. Eine dreiviertel Stunde werden 14 Songs gespielt, ein paar unterhaltsame Geschichten werden erzählt und die Musik geht einfach unter die Haut. Unglaublich intensiv und harmonisch, was die Damen und Herren von Chumbawamba an Klängen produzieren. Genretechnisch geht dieses Live-Album ein bißchen in die Folk Richtung. Einige Lieder würden sich da sicher auch super im Reportaire von den Dropkick Murphys machen. Ein wenig erinnern mich einige Lieder aber auch an die Lieder des besagten Vormärz. Ich denke, daß (mal von den verschiedenen Sprachen abgesehen) da auch einiges ins Programm von Chumbawamba passen würde. Der Spirit ist jedenfalls sehr ähnlich. Meine Favoriten auf diesen Album sind ganz klar „On eBay“, „Jacob’s Ladder“, „William Francis“ & „Homophobia“. Textlich geht das Album sehr in die Vollen – musikalisch überzeugt es auf der ganzen Linie. Man merkt, welchen Spaß die Musiker an der Musik haben. Hier wird noch der Musik und des inneren Antriebs wegen musiziert. Einfach traumhaft schön! Zurücklehnen und genießen!
Wertung: 0=6 Sterne