Label: Knock Out
Veröffentlichung: 27.10.2006
Bonecrusher ist schon seit jeher eine der wenigen Bands, deren Erfolg komplett auf Eigeninitiative beruht. Niemals wirklich groß geworden, aber auch nicht gerade unbekannt, wird in schöner Regelmäßigkeit neues Material aufs Streetpunk-hungrige Volk losgelassen. Seit 1992 kam eine ansehnliche Diskographie zusammen, Alben wie „World of Pain“, „Followers of a brutal calling“ oder „Working for nothing“ schafften zwar den Sprung an die Spitze einiger regionaler Charts, niemals jedoch den großen internationalen Durchbruch. Den aber hätten sich die Kalifornier schon lange verdient. Hierzulande kann man sich von den Live-Qualitäten der Band leider nur alle paar Jahre überzeugen, dafür bleiben Bonecrusher-Gigs lange in Erinnerung, die Band ist einfach sympathisch, absolut bodenständig und leibhaftig um einiges intensiver als auf Disc oder Vinyl. Immerhin reichte es 2006 für eine kleinere Tour durch Deutschland, bisher zwei meiner persönlichen Konzert-Highlights dieses Jahr. Für alle, die es nicht zu den Gigs geschafft haben, veröffentlicht Knock Out nun „Live! At the Doll Hut“. Zum Inhalt der Scheibe gibt es wenig zu sagen: Hit reiht sich an Hit, 16 Stücke lang gibt’s Bonecrusher pur, ungefiltert und roh. Mit „Animal“ wurden auch die hiesigen Shows eröffnet, mit „Casualty“ und „Corporate Nation“ sind auch vom derzeitigen Album „Tomorrow is too late“ zwei Tracks vertreten, die natürlich live noch besser zünden als aus der Dose. Mit dabei selbstverständlich auch alle Klassiker: „Rejected“, „Working for nothing“, der Mitgröhler „The Fight“ und das obligatorische „Porn Star“ am Schluss, inklusive einem Outro bestehend aus der Vier Promille-Version des Gassenhauers. Immerhin ist auch „Walk the plank“ vertreten, das in Frankfurt doch schmerzlich vermisst wurde (tags drauf dann aber in Freiburg gespielt wurde). Die Qualität der Aufnahme ist prima getroffen, nicht zu rau aber auch nicht glatt gebügelt. Gute 45 Minuten lang geben Bonecrusher alles und das Publikum dankt’s entsprechend. Geboten wird feinster Streetpunk mit einer ordentlichen Portion Melodik, schnell, intensiv und immer geradeaus. Bleibt wie immer die Hoffnung, dass es nicht wieder drei Jahre oder länger dauert, bis es die wohl glaubwürdigste Streetpunk-Band derzeit wieder in die hiesigen Läden schafft. Aber selbst bis dahin wäre „Live! At the Doll Hut“ ein absolut gelungener Zeitvertreib ohne Aussetzer, Pausen oder großer Worte. Eben Bonecrusher live.
Wertung: 0=6 Sterne