Freitag, April 19, 2024

Blackmail – Tempo Tempo

Label: Universal
Veröffentlichung: 28.03.2008

Die Zeichen der Zeit machen auch vom Koblenzer Indie-Export „Blackmail“ nicht Halt: Das sechste Album der Combo erscheint am 28. März nicht nur auf CD und LP, sondern gleich noch als digitaler Download und – kein Scherz – auf einem USB-Stick. Schon vor dem Release hat man einmal mehr die hiesigen Alternative-Charts gestürmt, wo sich die Single „Day by day“ / „The good part“ in der vierten Woche auf Platz eins vorgearbeitet hat.

 

Den nötigen Backup gibt’s vom britischen Nobel-Indielabel „City Slang“, die nach dem Vorgänger „Aerial View“ auch das neue „Blackmail“-Album „Tempo Tempo“ veröffentlichen. Und nebenher Indie-Größen wie „Calexiko“ oder „The Notwist“ unter Vertrag haben. Kurz: An Vorschuslorbeeren mangelt es den Koblenzer Drohbrief-Schreibern wirklich nicht. Mit dem Opener „False Medication“ wird man dem guten Ruf auch gleich gerecht: Scheppernde, sehr bluesige Gitarren, viel Melodie, ein guter Schuss Drama, passt. Auch im 14. Jahr ihrer Karriere tritt die Band ordentlich Arsch und lässt einiges an Power erkennen. „Mine Me I“ macht das keine Pause, liefert einen klasse Refrain, der schon beim ersten Hören hängenbleibt und sich prima mit den langsamen, klavier-unterlegten Parts des Songs ergänzt. „(Feel it) Day by day“ ist wie erwähnt schon seit einigen Wochen als Single erhältlich und liefert die klassischen „Blackmail“-Trademarks: Gedrückter Gesang, Abwechslung zwischen hymnischen Refrains und plötzlichen Tempowechseln mitten im Song, eingängig und trotzdem irgendwo sperrig. Deutlich poppiger geht dagegen „The good part“ zu Werke, kristallklare Melodie, mehrheitlich tieftraurig, wirklich unerwartet.

 

Mit „It´s Always A Fuse To Live At Full Blast“ schiebt man gleich wieder eher sperriges Material nach, der Sechsminüter ist derart abwechslungsreich, was Tempo, Melodie und Gesang betreffen, dass mehrmaliges Hören Pflicht ist. Anders bei „Shshshame“, ein tonnenschweres, sehr Blues-lastiges Brett mit Querverweisen in Richtung „QOTSA“ oder „Foo Fighters“. Eher in Richtung „The good part“ geht dann der nächste Track, „Speedluv“. Wieder ruhiger ausgerichtet, eben genau das, was der Titel nicht vermuten lässt. Schön, spielen mit Erwartungen ist immer gut, „Speedluv“ selbst bleibt ein wenig hinter den restlichen Songs zurück. „U-Sound“ ebenso, auch wenn der Songs nur schleppend beginnt, im weiteren Verlauf aber an Intensität gewinnt und gegen Ende beinahe eine Art Drum-Solo beinhaltet – einmal mehr merkt man, dass hier auf althergebrachte Song-Strukturen gepfiffen wird, Pluspunkt.

 

Langsam geht’s weiter mit „The Mentalist“, düster, getragen, nicht unbedingt sehr harmonisch. Nicht mein Fall, da ging die Lust am Grenzen sprengen dann doch ein wenig zu weit, zumindest für mein Gehör, dass da anderes erwartet. Der vorletzte Track, „Swinging Exit Pleasure“ wird stilecht von einem Klavier eingeleitet, bevor immerhin mal wieder geschrammelt wird. Dennoch Marke melancholisch, düster, wenn auch nicht unmelodisch. Der Rausschmeißer nennt sich passenderweise „So long goodbye“, kommt fast schon grungig rüber, erinnert teilweise an Britpopper wie „Oasis“ und macht die Sache rund.

 

45 Minuten und elf Songs sind rum, Zeit fürs Fazit. Produziert ist „Tempo Tempo“ natürlich ebenso gut wie die Vorgänger, hier wurde nicht gespart, sondern ein glasklarer, dennoch eigenwilliger Sound geschaffen, der mal poppig ist, mal rockt, mal bluesig aber immer in der Sache sicher. Fans werden „Blackmail“ damit nicht vergraulen, mir jedoch haben gegen Ende der Scheibe die ruhigen, tieftraurigen Songs einfach zu sehr die Überhand gewonnen, vor allem, wenn man es mit Tempowechseln und Erwartungshaltungen enttäuschen doch ein wenig übertrieben hat. Dennoch eine gute Scheibe, die auf jeden Fall mal einen Blick über den Tellerrand wert ist.

Wertung: 0=5 Sterne

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