Beatsteaks – Demons Galore EP

Label: Warner
Veröffentlichung: 05.10.2007

Die Beatsteaks aus Berlin haben schon einen interessanten Werdegang hingelegt, bisher. Vom arg HC-lastigen und deshalb nicht minder genialen „48/49“ bis zum aktuellen Mega-Seller und Chartbreaker „Limbo Messiah“ ist nicht nur viel Zeit, sondern auch vieles, wofür man musikalisch einst stand, vergangen. Nun gibt’s mit der EP „Demons Galore“ sieben Songs für zwischendurch, die vor allem eins zeigen: Die Beatsteaks tanzen auf 1000 Hochzeiten, nur nicht auf ihrer eigenen. Der Titelsong klingt dank Arnim immer noch unverwechselbar nach den Beatsteaks, kommt ansonsten allerdings eher wie ein Bastard aus Billy Talent und Gegenwarts-Rockgruppen aus Skandinavien rüber, latente Strokes-Schlagseite inbegriffen. „She’s lost control“ macht mit elektro-likem Intro schon fast auf Peaches, erinnert ein wenig an verschiedene Tracks der durchweg schlechten „Skull Ring“ von Iggy Pop und zündet immer noch nicht. Besser schon „Wer A sagt muss auch B zahlen“, cleverer Text, ska-lastige Strophen, wieder ungewohnt, aber solide, reizt schonmal zum Mitsingen. Danach das Live-Cover des Beastie Boys-Überhits „Sabotage“, gut gemacht, klingt sogar beinahe nach den Beasties. Wieder fällt auf, dass Arnims Geschrei schon immer noch sitzt, trotz all der musikalischen Weiter- oder Rückentwicklung, je nach Betrachterstandpunkt. Mit „Kaputt“ geht’s nochmal knietief in Richtung Elektro, trotz düsterem Bass und netten Effekten wollen die Beatsteaks aber nicht wirklich wie andere Berliner Elektro-Exporte klingen. Zum Glück, eine weitere Band der Marke MIA braucht dann wirklich niemand. „Pretty fucked up“ ist wieder einer der lustigen Rumblödel-Songs, die die Berliner ja stets auf ihren Alben hatten. Lustig, blöd, bleibt nicht länger hängen als unbedingt notwendig. Was der Rausschmeisser „Marmelade und Himbeereis“ soll, vertehe wer will, ich gewinne dem leicht balladesken, dennoch hoffnungslos kitschigen Track jedenfalls nichts ab, daran ändern Keyboard-Gedudel und Liebeslied-Lyrics, die bewusst im Kindergartenstil gehalten sind, auch nix. Wer es bis hierhin noch nicht mitbekommen hat: „Demons Galore“ ist eine komplette Cover-EP, die Originale stammen von Joy Division, Grauzone und den bereits erwähnten Beasties. Oder eben den Beatsteaks selbst, Eigenhumor hat man schließlich schon immer gehabt. Das ändert am durchwachsenen Ergebnis leider alles wenig. Fakt ist: Die Sache ist rund, gut produziert und zeigt deutlich, wie enorm vielfältig das Spektrum der Berliner Anno 2007 aussieht. Eigentlich können die Beatsteaks alles spielen, das auch noch überzeugend und zu jeder Sekunde glaubwürdig. Dennoch zeigt eine EP wie diese, dass man sich im Laufe der Jahre nicht nur meilenweit von frühen Alben wie „48/49“ und „Launched“ entfernt hat, sondern diese gar kaum mehr wahrnehmbar sind, wenn es um den aktuellen Sound geht. Man mag den Beatsteaks den Erfolg auf der einen Seite gönnen und sich freuen, auf der anderen steht die Frage, was denn geschehen wäre, wenn manche Hitlisten nie erklommen und der Berliner Keller nicht gegen die größten Stadien des Landes eingetauscht worden wäre. Ich für meinen Teil vergebe die Bewertung vergebe die Bewertung mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Wertung: 0=4 Sterne

Pressure Magazine
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