Label: Megaforce Records
Veröffentlichung: 29.06.07
Mit „Build a Nation“ wollen die Bad Brains back to the roots – nicht zum Jazz – sondern zurück zu dem Sound, der sie einst zu den Urvätern des Hardcore machte. Ihr Sound zeichnete sich durch wahnsinniges Tempo, Frontmann HRs charismatischen Gesang und die Verbindung von Punkrock mit Reggae und Dub aus. Nach einigen weniger gelungenen Releases in den 90ern und über zehn Jahren Funkstille veröffentlichen die vier Rastafaris nun ein neues Studioalbum – in Originalbesetzung. Eines Vorweg: „Build a Nation“ stößt die legendären ROIR-Aufnahmen und den Klassiker „Rock for Light“ nicht vom Thron – das geht auch gar nicht. Die Platte ist jedoch auch alles andere als bloße Geldmacherei im Zuge der anhaltenden Reunion-Welle alter Hardcorebands. Als Produzenten konnten die Bad Brains einen alten Fan gewinnen: Adam Yauch alias MCA von den Beastie Boys. Der versuchte der Band im Studio den Sound zu verleihen, auf den er bei ihren Konzerten Anfang der 80er als Kid in New York so abging. Weg vom Crossover der späteren Tage hin zur Quelle. Das gelingt natürlich nicht eins zu eins, dazu ist einfach zu viel Zeit vergangen. Das Tempo nicht ganz so halsbrecherisch, die 14 Songs nicht so energiegeladen wie 1982. Besonders deutlich wird das bei HRs Gesang, er klingt insgesamt ein wenig kraftlos, darüber können auch die zahlreich hinzugefügten Hall-Effekte nicht hinwegtäuschen. Bei den Reggae-Stücken ist er dagegen stark wie eh und je. Nicht falsch verstehen, das neue Bad Brains Album ist nicht schlecht, es ist besser als vieles andere, was heute unter dem Label Hardcore auf den Markt kommt. Aber auch nach mehreren Runden auf dem Plattenteller lässt sich kein wirklicher Hit ausmachen. „Natty Dreadlocks ’pon the Mountain Top“ und der Titeltrack „Build a Nation“ hätten noch am ehesten das Potential dazu. Auch die Aufmachung der Platte ist eher Klassisch. Das Motiv des Lion of Judah ziert das Gatefold-Cover und das Vinyl kommt in den obligatorischen Farben Rot, Gelb und Grün. Ein Textblatt wäre noch ganz nett gewesen, um zwischen den ganzen Lobpreisungen auf „Jah“ und den allmächtigen „Lord“ auch alles andere genau verstehen zu können. Fazit: Kein neuer Meilenstein, aber den hat wohl auch niemand wirklich erwartet. Viel wichtiger ist, dass „Build a Nation“ keine halbherzige Abzocke, sondern ein solides Comeback-Album der alten Rastafari-Recken ist. Das Verhältnis von Hardcore- und Reggae-Nummern stimmt, was die Platte als Ganzes abwechslungsreich macht. Nur die wirklichen Kracher bleiben eben aus. Da haben sich die Bad Brains die Messlatte vor 25 Jahren leider selbst zu hoch gelegt.
Wertung: 0=4 Sterne