Label: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 06.11.2007
Da ist er also, der Nachfolger der 2004er-Bretts „Another Voice“ und damit die Frage: Wo steht die NYCHC-Legende im Jahre 2007?
Mehr Metal, weniger HC, wie schaut’s mit dem Punk aus und was wurde aus dem Unity-Gedanken? Nehmen wir die ganze Spannung schon zu Anfang raus: Agnostic Front machen mit „Warriors“ klar, dass sie in der Szene weiterhin zurecht eine Ausnahmestellung einnehmen und ohne Frage der einflussreichste New Yorker Exportartikel bleiben werden, was HC von damals mit dem Klang von heute betrifft.
Für selbigen zeichnet sich auf „Warriors“ übrigens niemand geringeres als Freddy Cricien von Madball verantwortlich – und das hört man auch. Zeitweise klingen AF beinahe nach dem kleinen Bruder Madball, die Verkettung beider Bands war selten deutlicher hörbar. Roger Miret würzt den Agnostic Front-Sound ansonsten auch weiterhin mit Trashmetal-artigen Riffs, die Vinnie Stigma im gewohnt-aggressiven Klangteppich rüberbringt.
AF-Fans werden sich binnen der ersten Sekunden des Openers „Addiction“ zurechtgefunden haben: Schnell, geradeaus, wütend, der klassische Fuck-you-Song. Ohne große Schnörkel oder Experimente zeigen Agnostic Front gleich zu Beginn, dass sie immer noch wissen, wie die alte Schule im Hartkern klingt. Mit „Dead to me“ und „Outrage“ legt man ohne große Pausen die nächsten Nackenbrecher nach. Neben der Madball-Kante fallen die Metal-Riffs teilweise doch deutlich auf, dank Miret’schem Vokal bleiben AF aber zu jeder Zeit erkennbar – wie gesagt, Experimente gibt’s hier keine. Immerhin hat man sich in Punkto Spielzeit auf über 30 Minuten steigern können – was bei insgesamt 14 Songs schon fast lange ist.
Wer die punkigere Seite der Band vermisst, wird spätestens mit dem melodischen, schwer hymnenhaften „For my family“ entlohnt, dem mit großen Abstand besten Song der Scheibe, der zeigt, dass AF auch im 25. Jahr ihres Bestehens noch amtliche Szene-Hymnen schreiben können. Mit dem nachfolgenden „No regrets“ gibts nochmal eine Hochgeschwindigkeits-Attacke auf die Moshpits dieser Welt und bevor der Dreiminüter „Revenge“ zeigt, dass Agnostic Front auch langsamere, aber deshalb keineswegs drucklose Songs draufhaben. Mit „Forgive me mother“ steigt man dann genauso schnell aus dem Album aus, wie man eine knappe halbe Stunde davor einstieg.
Zurück bleibt die Überzeugung, dass Agnostic Front es erneut geschafft haben, ein bretthartes Oldschool-Album abzuliefern, dass dem Nachwuchs zeigt, wer die Hosen anhat. Hier sollten sich jene Bands, deren Kapus schon mal 50 Euro kosten, während ihr Sound nicht einmal einen Zehntel davon wert ist, eine große Scheibe abschneiden.
Wertung: 0=6 Sterne