In ihrer Kolumne „Mia’s Rock Revolte“ stellt Mia die Frage, ob man Mensch und Künstler trennen kann und beleuchtet die Kontroversen um Ronnie Radke.
Wenn man von Falling In Reverse spricht, spricht man aktuell vor allem von Ronnie Radke. Und ich sag’s direkt: Ich mag weder die Musik noch den Mann. Aber aktuell kommt man an der Band und ihrem polarisierenden Frontmann kaum vorbei, also hier ein paar düstere Gedanken dazu. Nicht zu Ronnie selbst, nicht wirklich, und auch nicht zu Falling In Reverse, die ihren Ruf als unbeliebte Band längst gefestigt haben. Ja, das liegt an Radke, seiner Art und seinen… sagen wir mal, ungewöhnlichen Ansichten.
Kunst und Künstler trennen?
Jetzt könnte man meinen, Kunst und Künstler seien voneinander zu trennen. Klingt edel, scheitert aber an der Realität. Denn bevor der Künstler zur Kunst wird, bleibt er erstmal Mensch. Und genau da wird’s schwierig – denn wie trennt man Menschliches von Kunst, wenn beides aus demselben Kopf stammt?
Nach den Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen, die 2015 laut wurden, fiel Ronnie Radke dann vor allem durch kontroverse Aussagen in den sozialen Medien auf – bis er schließlich dort gesperrt wurde. Doch die Sperre brachte wenig: Sein Verhalten bleibt Thema, sein Einfluss ungebrochen.
Und jetzt sage ich es klipp und klar: Wer trotz solcher Anschuldigungen immer noch mit „Aber er ist ein guter Musiker, ich mag seine Musik“ ankommt, den kann ich schlicht nicht ernst nehmen. Hasst mich dafür, wenn ihr wollt. Aber mal ehrlich: War es nicht schon damals offensichtlich, dass das Ganze in eine dunkle, düstere Richtung führt? Ronnie Radke ist definitiv nicht der Typ, der plötzlich eine Erleuchtung hat und den Weg zu Jesus findet.
Wie man sich selbst ins Aus katapultiert
Tja, anstatt dass sich die Dinge bessern, ging es bei Ronnie Radke weiter bergab. Neuerdings machte er von sich reden, indem er seine eigenen Fans beschimpft, beleidigt und kritisiert. Klar, warum sollte man auch den Menschen dankbar und respektvoll begegnen, die einen groß und reich gemacht haben? Das wäre ja viel zu normal.
Und Überraschung: Jetzt, wo selbst Magazine, Fans und einstige Unterstützer genug haben, erinnern sich selbst die, die vorher noch gar nichts gerafft haben, plötzlich auch an diese Kalenderweisheit von Instagram – „Toxische Menschen sollte man meiden.“ Ja, immer mehr wenden sich ab, andere bleiben dennoch treu. Vielleicht jene, deren Kinderwiege eventuell ein bisschen zu nah an der Wand stand. Ich habe gesagt, meine Meinung dazu ist düster.
Cancel Culture? Oder einfach Konsequenzen?
Und dann gibt es ja noch diese Fraktion, die behauptet, sich von Ronnie Radke abzuwenden sei Cancel Culture – und das geht ja gar nicht. An euch habe ich eine ganz einfache Frage: Also, Cancel Culture ist tabu, aber Missbrauch ist okay? Ernsthaft? Was mit euch nicht stimmt, will ich gar nicht wissen.
Fakt ist: Ob Künstler oder Mensch, respektloses Verhalten bleibt respektloses Verhalten. Niemand muss sich Beleidigungen, Missbrauch oder Respektlosigkeit gefallen lassen – egal von wem.
Mensch und Künstler
Wenn es um Missbrauch, Machtspielchen oder Ähnliches geht, kann und will ich Mensch und Künstler nicht trennen. Das ist meine Meinung. Denn das ist in erster Linie Machtmissbrauch – ein uraltes Problem der Menschheit und hat mit Kunst nichts zu tun. Und diese Kunst von der wir reden, stammt aus dem gleichen kranken Gehirn, was will man da also noch trennen? Selbst ein Serienkiller kann nett sein, aber trotzdem würde ich mir einen Original-Ted Bundy nicht ins Wohnzimmer hängen, egal wie schön oder verführerisch seine Kunst ist. Einfach aus menschlicher Sicht: Wenn man versucht, Mensch vom Künstler zu trennen, muss man sich fragen, ob man wirklich den Schmerz und das Leid all jener Menschen ignorieren kann, die unter solchem Verhalten leiden mussten. Kunst mag ein Produkt des Genies sein, aber der Mensch dahinter bleibt, was er ist – und der hat Konsequenzen zu tragen. Punkt. Ende.
Frage: Und wie steht ihr Falling In Reverse und Ronnie Radke?
Text von Mia Lada-Klein
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