Unveröffentlichte Werke, singende Kinder auf der Bühne, und ein Festivalplatz, der geräumt werden musste. Das Alpen Flair 2024 hielt einige Überraschungen bereit.

Schlagerfans tanzen wie vom Floh gebissen im Moshpit – und Metalheads zeigen ihre weiche Seite, hängen sich aneinander und Schunkeln? Genau solche Bilder konnte man heuer auf dem Alpen-Flair-Festival wieder sehen, das vom 19. bis 22. Juni stattfand. Denn hier trifft Rock auf Schlager und Volksmusik. Die Alpen-Flair-Familie, dieses Jahr etwa 37.000 Personen (Warm-Up Party mitgerechnet) traf sich wie gewohnt in der Südtiroler Gemeinde Natz-Schabs auf dem alten NATO-Areal. Umgeben von Apfelplantagen und Bergen klinkten sie sich für ein paar Tage vom Alltagsstress aus und machten die Nacht zum Tag.

Wie beim Sport ging es dafür erstmal ans Aufwärmen. Aber nicht mit Hantel oder Liegestützen. Beim Alpen Flair wird sich warm gefeiert. Im Dorf Natz wurde wieder zur Warm-Up Party eingeladen, los ging es mit dem Einzug der örtlichen Musikkapelle, im Anschluss wurde das EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn gezeigt. Nachdem Deutschland siegte und die Stimmung bereits grandios war, setzten die Bands Bad Jokers und Steinhart nochmal einen drauf und heizten auf der Bühne ordentlich ein. Die Besucher feierten bis in die Nacht hinein.

DONNERSTAG, 20. Juni

Am Donnerstag ging es dann auf dem Festivalgelände los. Die kleinere Flair Stage eröffneten die Bands Die Söhne Tirols und Unbelehrt. Doch eine kleine Bühne bedeutet nicht gleich ein kleines Publikum. Auch dort war der Platz am Donnerstag und in den Folgetagen immer gut gefüllt.

Auf der großen Alpen Stage gaben 9 MM Headshot den ersten Takt an und hatten eine Überraschung in petto – Sie spielten einen Song, der noch nicht veröffentlicht wurde. „Hände auf die Schultern des Vordermanns, oder – Frau und ab geht’s“, hieß es danach. Die Dorfrocker waren dran und formten das Publikum beim Song „Spaghetti Polonaise“ zu einer langen Menschenkette, angeführt von Dorfrocker-Sänger Tobias Thomann. Und weil das an Stimmung noch nicht reichte, war als Nächstes Ballermann Feeling mit Ikke Hüftgold an der Reihe.

Und diese bunte Mischung sollte beibehalten werden. Es folgte eine ordentliche Portion energiegeladener Rock aus Kanada von Danko Jones. Dann traten die Fäaschtbänkler auf die Bühne, die zeigten, was Volks- und Blasmusik alles kann und zuletzt wurde es nochmal ordentlich laut mit den Architects und heftigem Schlagzeugsound, Gitarrenriffs und Screaming-Vocals, die unter die Haut gingen.

FREITAG, 21. Juni

Tag zwei war angebrochen, Halbzeit beim Alpen Flair. 68 FL:OZ und Chaos Messerschmitt rockten die späten Mittagsstunden auf der Flair Stage, ehe es wieder zur Alpen Stage rein ging, wo die Ochmoneks mit Punk und Deutsch-Rock aufwarteten. Natürlich durfte dabei ihr Kult-Song über den Schlagersänger Roland Kaiser nicht fehlen.

Im Anschluss sah das Publikum rot. Rote Shirts, rote Stiefel, eine rote Hotpants und rote Haare. Die Metal-Band April Art war am Zug und brachte die Bühne ordentlich zum Beben.

Und von rot ging’s über zu Pink. Als nächstes trat die Österreicherin Melissa Naschenweng auf. Natürlich auch mit ihrer steirischen Harmonika. Für herzergreifende Momente sorgte sie, als sie drei Kinder unter den Zuschauern auf die Bühne bat, die mit ihr gemeinsam sangen.

34 Melissa Naschenweng

Die nächste Band: Black Stone Cherry, bei der man meinen kann, der Drummer muss mehr als nur zwei Arme haben, so wie er die Beats raushaut. Weiter zeigte Matthias Reim, dass Schlager sehr wohl rockig sein kann, bevor dann als Headliner The Interrupters die Bühne betraten.

Stark angefangen, musste ihr Konzert aufgrund eines starken Unwetters allerdings unterbrochen und der Festivalplatz geräumt werden. Doch es gab gute Nachrichten, es ging wieder weiter und die Fans konnten The Interrupters ohne weitere Unterbrechung genießen. Hier auch ein großes Dankeschön an das Veranstaltungsteam sowie alle verantwortlichen Kräfte, für das schnelle Handeln und den reibungslosen Ablauf.

SAMSTAG, 22. Juni

Der letzte Tag des größten Volksfest Südtirols war angebrochen. Doch noch hieß es nicht, traurig sein, weil es wieder vorbei ist. Es wartete ein mitreißender Tag auf die Alpen-Flair-Familie. Angefangen mit den Bands Neurotox und Morgenrot, die nochmal die Flair Stage ordentlich rockten.

Auf der Alpen Stage durften sich die Besucher zuerst auf Willkuer freuen. Im Anschluss wurde es düster und graues Licht machte sich auf der Alpen Stage breit. Zwei Frauen in Brautkleidern setzen sich neben eine Art Altar, unter den Schleiern waren graue Masken zu erkennen. Plötzlich erschienen weitere Personen, dunkel gekleidet, mit Masken im Gesicht. Die Band Stahlmann gab jetzt den Ton an und zeigte, wofür das Genre Neue-Deutsche-Härte steht.

Nach ihrem Auftritt wurde außerhalb der Bühnen für Aufsehen gesorgt. Verteilt auf dem Gelände, stimmten etwa fünf Männer zum Goaßlschnöllen ein, einem alten Brauch, bei dem zu besonderen Anlässen eine spezielle Peitsche zum Schnalzen gebracht wird.

Nach dieser Vorführung wurde wieder auf der Alpen Stage eingeheizt. Als Nächstes an der Reihe: Artefuckt, die auch Songs ihrem verstorbenen Drummer widmeten. Es folgte weiterer Deutschrock von Kärbholz. Frontman Torben Höffgen begrüßte seine Fans, indem er von der Bühne ging und auf den ersten Wellenbrecher sprang, wo er zu singen begann und einige Fans abklatschte.

68 Kastelruther

Mit den Kastelruther Spatzen ging es weiter, die bereits das dritte Jahr in Folge auf dem Alpen Flair auftraten. Sie luden mit Volksmusik-Klassikern zum Mitsingen und Schunkeln ein, dazu ließen sich auch einige Metalfans hinreißen, besonders beim Klassiker „Sierra Madre“.

Schließlich war er gekommen: der letzte Auftritt des Alpen Flair 2024. Und gemäß der Tradition waren die Headliner des Abends natürlich die vier Deutschrocker von Frei.Wild. Mit Lichtshows, Feuer und ordentlichem Wumms in der Musik schafften sie noch einen gebührenden Abschluss des Festivals. Besonders Einheimische durften sich wohl wieder gefreut haben, als zum Song Südtirol angestimmt wurde.

Das Alpen Flair endete dann mit einem großen Dank an alle Besucher, Helfer und Unterstützer des Festivals und einem lauten Knall, denn auch heuer durfte das Feuerwerk nicht fehlen.

Ganz war’s das dann aber doch nicht. Von Donnerstag bis Samstag konnten alle, die nach den Konzerten noch Power hatten, zu verschiedenen DJs in der Alpenhöhle feiern. Und auch außerhalb der Auftritte war wieder Einiges geboten, denn das Areal am Alpen Flair hat sich mittlerweile zu einer Art eigenem Dorf entwickelt, mit einem kleinen Supermarkt, einem Zelt mit Essen und Trinken, sogar einen Friseur gibt es. Untertags sind zudem verschiedene Freizeitaktivitäten geboten, darunter verschiedene Wanderungen, und für die ganz Mutigen Paragliding Flüge oder Bungy Jumping. Wer nun neugierig geworden ist: Das nächste Alpen Flair findet vom 18. Bis 21. Juni 2025 statt.

Text von Manuel Hinmüller

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