Harder than it looks… but the kids are allright.
Die Pop-Punker Simple Plan aus Montreal hatten letztes Jahr ihr aktuelles Studioalbum „Harder than it looks“ veröffentlicht. Derzeit sind sie auf Tour mit Mayday Parade und den State Champs und haben am 26.01.2024 in der ausverkauften Tonhalle ihre Fans glücklich gemacht… aber nur ihre Fans.
But first things first. Nachdem beide Vorbands jeweils einen soliden Auftritt abgeliefert hatten folgte eine größere Umbaupause in der die altbekannten Hits von Blink 182, Good Charlotte, The Offspring und Papa Roach in voller Lautstärke in der Halle abgespielt werden. Das Publikum ( jung, dynamisch, beliebig ) geht voll drauf ab, obwohl der Großteil beim Erscheinen vor zwanzig Jahren eher noch im Kindergarten gewesen sein muss. Mir wurde nur eins schmerzlich bewusst : Ich bin hier im falschen Konzert gelandet. Ich kam mir vor wie ein Weltkriegsveteran der Steven Spielbergs Saving Private Ryan das erste Mal im Kino sieht und mit seinen eigenen Flashbacks konfrontiert wird. Was war ich froh als diese Zeit vorbei war in denen besagte Bands in allen Medien überpräsent waren und Punk nur noch ein infantiler Witz war. Aber ich bin nun hier, und so schließt sich der Teufelskreis.
Um halb Zehn ertönt die Star Wars – Fanfare, die Bühne ist in gleißendes Rot getaucht und Simple Plan starten ihr Set mit „I’ll do anything“. Sobald die Band die ersten Takte spielt, explodiert die Menge förmlich, die ersten Songs werden beinahe hysterisch mitgesungen und die ganze Halle springt sich die Seele aus dem Leib. In der ersten Ansage feiert Sänger Pierre Bouvier das Konzert jetzt schon als das Beste der Tour ab. Die Show ist auf das Notwendigste beschränkt, am Anfang gibt es gleich eine regelrechte Konfettiüberflutung, und dann ist hinter der Band nur noch die obligatorische Videoleinwand zu bestaunen. Der Sound ist druckvoll und gut ausgesteuert.
Vor dem Bandhit „Welcome to my life“ darf Gitarrist Jeff Stinco ein ordentliches Solo abliefern, und das ist mal eine nette Abwechslung. Genau wie die Reggae – Vibes von „Summer Paradise“, auch wenn Sean Paul natürlich nicht am Start ist. Zwischendurch wird auch Avril Lavignes unvermeidlicher Genremeilenstein „Sk8ter Boi“ angespielt. Danach bekommt das Publikum einen musikalischen Scooby-Snack serviert, bei dem ein Fan im passenden Kostüm von der Bühne aus in die Menge springen darf. Ihren Spieltrieb dürfen die Pop Punk – Jünger auch mit übergroßen aufgeblasenen Ballons ausleben, die die Band zwischendurch ins Publikum kickt.
Bei „I’m just a kid“ dürfen die beiden Sänger der Vorbands nochmal mit Bouvier zusammen singen… und ich werde bei dem Anblick den Gedanken nicht los das die drei auch ganz gut ein Chipmunks Tribute – Album aufnehmen könnten. Bei ihren hohen Stimmen doch eigentlich nicht die schlechteste Idee, würde doch auch gut zum restlichen musikalischen Kontext passen.
So langsam geht es dem Ende zu, bei „Untitled“ greift Bouvier selbst nochmal zur Akustischen und nachdem sich Band und Publikum während des letzten Songs „Perfect“ nochmal gegenseitig abgefeiert haben ( Konfetti !!! ) gibt es nur noch eines zu tun : das perfekte Instagram – Foto zu schießen. Vorrangig junge Mädels dürfen mit der Band posieren, und dann bin ich von dem Pop-Punk-Overkill erlöst.
Alle drei Bands haben eine passionierte und technisch perfekte Show abgeliefert, da gibt es nichts zu beanstanden. Aber mir kam es so vor als habe ich während des ganzen Abends exakt denselben Song mit demselben Sänger gefühlt dreißig Mal hintereinander. Ganz nette Freundinnenmusik ohne große Ansprüche, und noch weniger Ecken oder Kanten. Nicht mehr, nicht weniger. Auf dem Nachhauseweg hab ich mir erst mal die zweite Danzig gegönnt. Cause it’s a long way back from hell…
Konzertbericht von Steffen Kimpel
Unsere Bilder vom Abend seht ihr in unserer Bildergalerie!